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6. Die Elite

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Die restlichen Unterrichtsstunden vergehen ohne große Aufregung.

Zweimal versuche ich noch etwas Genaueres aus Celine herauszubekommen, doch sie schweigt verbissen. Ab zu und spüre ich Alecs Blick auf mir – zwinge mich jedoch dazu, ihn nicht zu erwidern. Das seltsame Gefühl verschwindet mit den Stunden. In der Pause treffen Celine und ich uns mit Ava und Jonah im Hof.

„Neela, Celine, hey! Wie war der erste Unterricht?", fragt Ava und umarmt mich.

„Gut, überraschend gut – besser als ich es erwartet hätte", lächle ich. Wir folgen Ava zu ein paar Bänken unter einem großen Kirschbaum und lassen uns dort nieder.

„Super. Schade nur, dass wir so wenige Stunden gemeinsam haben. Ich glaube morgen haben wir Chemie zusammen", meint Ava. Sie stellt einen Korb auf den Tisch. „Schaut mal, Jonah hatte früher aus und hat uns schon unser Mittagessen gebracht – danke!", strahlt sie ihn an und drückt ihm einen schnellen Kuss auf die Wange.

„Für dich doch immer gern", erwidert Jonah.

„Und schon werden wir wieder an unser Singledasein erinnert, nicht wahr Neela?" Celine schüttelt den Kopf und stößt mir leicht den Ellbogen in die Seite, wie um meine Zustimmung zu bekommen. Ich nicke zustimmend.

„Hey, nicht traurig sein, es gibt noch ganz viele hier! Neela, hast du in deiner Klasse jemanden entdeckt, der dir gefallen hat?" Ihre Stimmlage ist schelmisch und verweist eindeutig auf unser Gespräch gestern Abend. Bevor ich die Augen verdrehen geschweige denn antworten kann, mischt sich Celine ein.

„Ha, schön wärs! Wenn schon, denn schon, oder? Neela interessiert sich anscheinend gleich für die großen Fische im Becken – sie konnte den ganzen Tag lang den Blick von Alec nicht lösen!"

„Das stimmt ja gar nicht!", protestiere ich. „Ich wollte nur wissen, warum Celine ihn nicht ausstehen kann! Du hast so komisch abweisend reagiert und ..."

Ava seufzt. „Tja, ich wusste, dass wir dir das noch irgendwann erklären werden müssen ..." Sie macht eine kurze Pause.

„Was denn erklären müssen?"

„Also, da gibt es -", beginnt Ava, wird aber auf einmal von Jonah unterbrochen. „Pscht, nicht jetzt!", fährt er sie grob an.

Einen Augenblick sieht Ava ziemlich erschrocken drein, von ihrem Freund so angefahren zu werden, doch dann gleitet ihr Blick hinter mich und sie nickt verständnisvoll, beinahe zu ernst. Ihr Gesichtsausdruck wird verächtlich und ich verstehe gar nichts mehr. Ich folge ihren Augen.

Ein Stück hinter uns stehen einige Jugendliche im lockeren Kreis, die beinahe einheitlich in dunkler Kleidung gekleidet sind. Während ich sie mustere, streicht das Kribbeln meinen Rücken hoch, bis es meinen Nacken erreicht. Es sind zwei Mädchen sowie drei Jungen. Ihre Haltung ist sehr aufrecht, überheblich, irgendwie arrogant.

Einer davon ist Alec.

Es scheint als würde er wissen, dass ich ihn beobachte, denn urplötzlich dreht er sich um und begegnet meinem Blick. Ein leichtes Lächeln umspielt seine Lippen. Verwirrt wende ich mich ab.

Diese fünf Jugendliche wirken seltsam abgekapselt, als würden sie nicht zu den normalen Schülern dazugehören.

Als wären sie etwas Besseres, etwas Besonderes.

Anders. Privilegiert. Komisch.

„Was ist mit ..."

„Nicht jetzt, Neela. Ich erkläre dir alles, aber später, okay? Nicht hier", sagt Ava und widmet sich ihrem Mittagessen.

Schwarz wie die NachtWhere stories live. Discover now