19:44 Uhr - Joanne

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»Danke.«, murmelte sie und nahm einen kräftigen Schluck. Joe bemühte sich nicht einmal, wenig zu trinken. Sie brauchte den Alkohol. Mit einem eher schlechten als rechten Gefühl schob sie dem Fremden die Flasche zurück. »Sie sind ziemlich offen einer östlichen Frau gegenüber.«, stellte Joe nüchtern fest. Wenn ihre Eltern sie eins gelehrt hatten, dann waren es die schrecklich höflichen Manieren gegenüber einem Bewohner der westlichen Seite. Das lernte man noch vor dem Sprechen.

»Wie gesagt: Mein Tag war ziemlich mies.«, gestand er.

»Ihretwegen oder aufgrund der Schuld jemandes anderen?«, fragte Joe. Ihr Interesse war aufrichtig, vielleicht hatte sie jemanden gefunden, der ein genauso schlechter Mensch war, wie sie.

»Niemandes.«, erwiderte er ziemlich sachlich. Allein von der Art wie er sprach, merkte man die gewaltigen Unterschiede in der Bildung. »Mein Vater ist gestorben und meine Exfreundin beschuldigt mich der Kaltherzigkeit, also vermutlich minimal meine Schuld.« Er nahm einen Schluck von seinem Bier. »Und bei Ihnen?« Joe versuchte nicht allzu überrascht zu wirken, über den Fakt, dass ein Fremder aus der Westseite sie gesiezt hatte.

»Ich habe meinen jetzt Exfreund betrogen und büße nun.« Sie beobachtete die Reaktion in seinem Gesicht, seine geschwungenen Lippen presste er zu einem kühlen Strich zusammen.

»Nun, meine Kaltherzigkeit und Emotionslosigkeit hat meine Ex als Begründung gegeben, wieso sie mich betrogen hatte.«

»Es gehören immer zwei dazu.«

»Sie beschuldigen ihren Exfreund?«

»Der Sex war echt nicht der Beste.« Ihre direkte Antwort entlockte ihm ein Schmunzeln. Sie mochte die Art, wie sich Lachfältchen um seine Augen bildeten. Er sah gut aus, auch wenn der Anzug ziemlich abschreckte. »Ich bin Joe. Nun, eigentlich Joanne Fitz, aber ich bevorzuge Joe.«

»Matthew Simmons - aber ich bevorzuge Matt.«, wiederholte er beinahe ihre Worte und reichte ihr seine rechte Hand. Sie sah einen kurzen Moment darauf hinab, eher sie ihm ihre eigene reichte. Seine Finger schlossen sich warm um die ihren und der leichte Druck war alles andere als Kaltherzig.

»Nun, Matt, Sie scheinen das gesamte Gegenteil von dessen, was ich in meiner Kindheit über den Westen gelernt habe.«, gestand sie und strich sich eine noch feuchte Strähne hinters Ohr.

»Ach Sie lernten in ihrer Kindheit über diewestlichen Bewohner?«, fragte er und zog die Augenbrauen hoch. Bevor Joeallerdings antwortete, hob sie noch einmal die Hand. Dieses Mal kam einBarkeeper.

Zehn Stunden unseres LebensWhere stories live. Discover now