Zehn Stunden unseres Lebens

05:36 Uhr - Matthew

Joanne bestellte sich einen großen Kaffee und dazu ein belegtes Brötchen. Ohne Tomaten, weil sie die nicht ertrug – wie Matthew erfuhr.

»Ich vertrage auch keine Bananen«, sagte sie, als sie seinen Blick bemerkte. Es schien, als hätte sie seine Gedanken gelesen. Er lächelte.

»Bananen und Tomaten? Eine seltsame Mischung.«

»Von zu viel Schokolade wird mir schlecht und witziger Weise finde ich das nicht einmal sonderlich schlimm.«

»Du brichst mir das Herz«, behauptete Matthew. Sie lachte. Auf irgendeine Weise brach sie ihm tatsächlich das Herz. Nicht weil er sich in sie verliebt hatte, er würde sein Leben auch gut ohne sie führen, doch Joe stellte alle seine Vermutungen über den Osten auf den Kopf und gleichzeitig bestätigte sie alle Gerüchte. Er verstand sie nicht und das machte sie unvergesslich.

Und die Tatsache, dass sie die erste war, die er aus dem Osten kennenlernte.

»Was ist deine geheime Schwäche?«, fragte sie als die Bedienung ihnen die Bestellung brachte.

»Klaviere.«

»Klaviere?«

»Klaviere«, bestätigte er. »Meine Eltern wollten mich musikalisch Unterrichten und beide waren der Ansicht, dass Pianos zu mir passen würden. Leider kann ich Klaviere nicht ausstehen, noch weniger, nach dem ich vier Jahre lang zum Üben verdonnert wurde.«

»Das klingt tragisch«, behauptete Joe und grinste in ihre Tasse.

»Du machst dich über mich lustig!«

»Das würde ich doch nie wagen!«, entgegnetesie lachend. Er stimmte in ihr Lachen ein. Sie wirkten so normal in der Menge,niemandem viel auf, dass Joe von der anderen Seite kam. Niemand bemerkte, dasssie gar nicht aufrecht saß und wenn doch, bemängelte man lediglich ihreBeziehung, nicht ihre Herkunft. Matthew und Joe sahen aus wie jedes anderePaar, zwei ganz normale Leute, die sich zu einer außerordentlich frühen Stundezum Frühstück trafen. In einem Café am Fenster sitzend, lachend und essend,während der November draußen mit einem kalten Wind vorbeizog.