23:05 Uhr - Matthew

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Matt musste schwer bei Joes Worten schlucken. Er spielte seine Unruhe lässig hinunter, in dem er einen großen Schluck von seinem Bier nahm.

Joe war eine anzügliche junge Frau. Sie war selbstbewusst, wusste, was sie bei Männern auswirken konnte. Auch jetzt umspielte ein Lächeln ihre Lippen und Matt bekam das unschöne Gefühl, dass sie genau wusste, was in ihm vorging.

»Einen Vorteil hat eure überteuerte Kneipe«, murmelte sie noch immer Lächelnd und kramte Tabak aus ihren Taschen.

»Irgendwie habe ich gedacht, dass du deine Zigaretten nicht selber drehst.«

»Tue ich meistens auch nicht. Ich bin viel zu unruhig und ungeduldig um es irgendwie zu meistern eine brauchbare Zigarette zu drehen.«, entgegnete sie. Sein Körper entspannte sich wieder und Matt beobachtete die Frau dabei, wie sie umständlich versuchte ihren Tabak gleichmäßig auf dem dünnen Papierstreifen auszubreiten. »Die Wahrheit ist: Meine Zigaretten sind leer und drehen ist immer mein Notfallplan.«

»Du kannst eine von meinen haben«, bot Matthew an und griff schon in seine Jackentasche. Mit dem Filter zwischen den Lippen winkte Joe jedoch ab.

»Jetzt bin ich ja schon fast fertig«, behauptete sie, drückte den Filter auf eins der beiden Enden des Papierstreifens und begann mit dem drehen.

»Man sollte doch meinen, dass Raucher sich ihre Zigaretten drehen können.«

»Noch ein Kommentar zu meinen Fähigkeiten und ich schwöre dir, Matthew, ich kippe dein Bier auf dir aus.«

Er lachte, doch ihre Stimme klang tot ernst. Sie sah nicht von der Zigarette auf, sondern drehte sie zwischen ihren Fingern, leckte schließlich den dünnen Klebestreifen an und schloss die Zigarette. Triumphierend hielt sie das hagere Ding vor Matts Gesicht in die Höhe.

»Siehst du, es funktioniert. Ich kann das.«

»Klar«, sagte er Lächelnd, sah allerdings nicht die Zigarette an. »Wir können dir auch einfach eine neue Packung besorgen, dann musst du dich nicht bis zum Morgen mit dem Tabak quälen.«

»Nach dem Bier«, entgegnete Joe darauf und klopfte Tabakreste zurück in ihre Tüte. »Oder soll ich dir auch so ein Wunderstück drehen?«, fragte sie, als sie die Packung schon in ihre Tasche zurückstecken wollte.

»Ich rauche meine eigenen.«

»Wie du meinst, soll aber noch einer behaupten, der Osten sei nicht spendabel.«

»Bist du glücklich?« Die Frage war ihm herausgerutscht, bevor er überhaupt genau wusste, was er da tat. Joe schwieg einen Moment, dann griff sie nach ihrer Zigarette, drehte sie in den Fingern und sah Matt schließlich wieder ins Gesicht.

Zehn Stunden unseres LebensWhere stories live. Discover now