06:11 Uhr - Joanne

1.1K 130 3
                                    

Kurz nach sechs sah Matt auf sein Handy und seufzte. Joe wusste was es bedeutete, wusste, dass sich ihre Wege nun trennen würden.

»Ich habe die Nacht sehr genossen«, gestand sie. »Und das Frühstück.«

Er grinste sie an. »Ich hoffe, dass ich dich eines Tages wieder antreffen kann, Joe.«

Sie lächelte, doch es war ein gezwungenes Grinsen. Er bemerkte es, das wusste sie. Auch wenn es eine Freude wäre, Matthew eines Tages wieder zu sehen, sich mit ihm zu unterhalten und ihn zu beobachten, grenzte es an die Unmöglichkeit. Das wussten sie beide.

»Matt – «

Er unterbrach sie. »Ich weiß. Es ist total bescheuert.«

»Wir sind nicht dazu gemacht. Ich jedenfalls bin es nicht. Das alles – « Sie machte eine Handbewegung nach draußen und versuchte ihm deutlich zu machen, dass sie damit den Westen meint, seine Welt. » – das alles bin nicht ich, werde ich nie sein.« Die beiden sahen einander an. »Genauso wenig wie du jemals ein Teil meiner Welt sein könntest.«

Er nickte. »Du bist eine unheimlich intelligente Frau.«

»Nein, ich lerne lediglich aus meinen Fehlern. Und von denen tue ich eine Menge.«

»War die Nacht einer?«

»Ein Fehler?«, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen.

»Ja«, sagte er. »Die Nacht, war sie ein Fehler?«

»Wir hätten uns nicht aufeinander einlassen sollen. Ich hätte dir nichts von mir erzählen sollen, du mir nichts von dir. Das stellt uns einander näher als wir sein sollten.«

Erneut dieses stumme Nicken. »Du bist die seltsamste Frau die mir je untergekommen ist, Joe, wirklich.«

Sie sagte nichts darauf. In diesem Moment hätte jeder im Osten sie als eine Hure bezeichnet. Wobei das auch nahezu jeder getan hatte. Joe war der Osten, sie würde immer der Osten bleiben.

»Du bist ein wundersamer Mann, Matthew Simmons.« Mit diesen Worten richtete sie sich auf.

»Und du ein unvergesslicher, Joanne Fitz.«

»Mein ganzer Name lautet Joanne Marion Fitz-Henderson, jedenfalls rechtlich gesehen, ich habe den Namen meines Stiefvaters nie angenommen.« Sie lächelte ihn an, ehrlich und voller Freude. »Auf Wiedersehen, Matt.«

»Viel Glück, Joe.«

Sie spürte seinen Blick im Rücken als sie mit erhobenen Kopf davon schritt. So endeten ihre gemeinsamen zehn Stunden also, mit einem „Viel Glück" und „Auf Wiedersehen", als würde das irgendetwas im Leben bewirken. Joe versuchte so stolz wie alle westlichen Frauen zu gehen. Doch worauf sollte sie stolz sein? Auf den Osten? Oder auf den Westen, den sie nun endgültig verließ?  

Ich hasse Wattpad dafür, dass es immer meine Leerzeichen auffrisst.

Zehn Stunden unseres LebensWhere stories live. Discover now