Klappspaten am Werk

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„Er wirkte ganz normal", stelle ich fest, als ich mich auf die Rückbank ins Taxi setze. 

John seufzt „Ja, sah er. Aber er ist immer noch ganz blass und mager", 

„Er war schon immer mager...", murmle ich, während John hustend sich die Brust hält. 

Vier Tage. Vier Tage war Christopher im Krankenhaus und in dieser Zeit hatte sich zwischen John und mir nichts mehr getan. Genauso seine Genesung will nur langsam voranschreiten. Es bereitet mir Magenschmerzen... 

„Ich hoffe er bleibt weiterhin clean", sagt John etwas keuchend, als der Husten sich wieder eingestellt hat. 

Ich zucke mit den Schultern und schaue aus dem Fenster. Ich denke, für Christopher wird es ein Rückschlag gewesen sein. Er wird wieder versuchen an Alkohol zu kommen und er wird versuchen sich in sich zu kehren und die Realität zu ertränken. Denn er hat nie alles verarbeitet. Und das wird er auch weiterhin nicht. Er ist gefangen, ist sein eigener Gefängniswärter und wird nicht frei kommen...

Mein Blick schweift immer mehr ab und ich weiß das John mich beobachtet. Aber Christopher erinnert mich schon wieder an mich. Natürlich nicht im ganzen, aber genau wo er jetzt steht mit seiner Verfassung stand ich damals, vor John...

Eine Hand legt sich mir auf den Arm „Wir müssen aussteigen", sagt John und zieht mich mir sich. 

Die erste Berührung seit Tagen und es durchfährt mich wie ein Stromschlag. Mein Herz gerät außer Kontrolle und mein Atem stockt kurz. 

Das gefällt mir nicht. 

Es gefällt mir. 

Ach, verdammt...

Ich bin ablenkbar, unkonzentriert! 

Es kribbelt und lässt mich heimelig fühlen.

...Ich hasse meine innere Stimme..

Wir können gerade in diesem Moment angegriffen werden! Appelliere ich an meinen Verstand. 

Automatisch schaue ich mich um, sehe aber nur leere Gestalten über die Straße wandeln, die keine Gefahr aussenden. 

John ist keine leere Gestalt, er ist voller Emotionen und Gefühle, Warmherzigkeit und Mitgefühl. Und es zieht mich an, hat es mich schon von Anfang an. Er fasziniert mich. Das er mit all diese Emotionen in sich zu recht kommt und glücklich ist. 

Ich kann es nicht. Ich fühle zu viel auf einmal. Es zerstört Ordnung und es heißt verletzlich zu sein. Ich sträube mich vor und sehne mich nach John. 

Ich schaue dem kleinen Mann hinterher, wie er die Treppenstufen nach oben geht und dann sich oben auf dem Absatz umdreht „Was ist los mit dir?", dabei runzelt er die Stirn und ich hätte die Frage auch ohne das er sich ausspricht ablesen können.

Er hat heute morgen ziemlich hektisch eine Rasur durchgeführt. Mehrere Schnitte zeigen diese Tatsache. Auch beim anziehen war er fahrig. Der Pullover sitzt etwas falsch, nur zur Hälfte in die Hose reingesteckt. 

Vor drei Tagen muss er im Park gewesen sein, noch immer hängt Matsch an ihnen und zuletzt gab es den vor drei Tagen. Ich wandere mit meinem Blick wieder zu seinen Augen. Diese sehen mich genauso wie vor dem Bruchteil einer Sekunde noch verwirrt an. 

Ich gehe schnell die Treppe zu ihm hinauf und schüttle nur den Kopf, „War in Gedanken", meine Füße führen mich zum Fenster, vor dem bleibe ich stehen und schaue mich im Raum um. 

Was uns zerreißtWhere stories live. Discover now