Chaos im Hirn

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Sherlock sprintet vor und ich habe mühe ihm ebenso schnell zu folgen. Der Gips ist etwas sperrig...

Doch als ich im Flur stehe schlägt mir der Geruch von Alkohol und Erbrochenen entgegen. Mrs. Hudsons Stimme höre ich gerade noch sagen, das wir auf uns aufpassen sollen. Ich mache mich sofort daran die Treppe hoch zu steigen. 

Mycroft hat uns gesagt, dass die Wohnung während unseres Krankenhausaufenthalts wieder in Stand gesetzt wurde. Dementsprechend sauber sollte es sein. 

Ist es aber nicht. 

Chaos. Überall Flaschen und um geschmissene Möbel, die Vorhänge zugezogen. Ich trete in etwas feuchtes und stoße dann mit der Fußspitze an etwas weiches.

„Sherlock!" rufe ich, 

„Bin schon da", sagt er im normalen Ton, direkt neben mir. 

Mit großen Schritten geht er zu den Fenstern und öffnet sie. Draußen schneit es und Weihnachtsmusiker laufen unten vor den Fenstern vorbei. Ein starker Kontrast zu dem Bild was sich uns gerade bietet. 

Ich hocke mich neben Christopher und fühle seinen Puls, untersuche ihn notdürftig. Sherlock steht da und schaut zu. 

„Hilf mir, er muss unter die Dusche. Er stinkt...ausnüchtern muss er auch", versuche ich ihn hoch zu heben, was schwierig ist mit nur einem Arm. 

Sherlock bewegt sich endlich und nimmt ihn mir ab. Halleluja.

Im Bad setzt er Christopher in die Badewanne und stellt kaltes Wasser an. Prustend wird Chris wach. Besorgt mustere ich ihn, nebenbei sage ich Sherlock, dass er aufräumen kann und dann Mycroft informieren soll. Ich denke ihn wird es interessieren...

Murrend macht Sherlock kehrt.

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Kaltes Wasser klatscht auf mich ein und reißt mich aus meiner tiefen Depression. Prustend und hustend komme ich zu mir.

„Fuck, welcher Idiot..." huste ich und drehe das verdammte Wasser wärmer. 

Mein Gehirn arbeitet durch den Alkohol langsam und erst jetzt bemerke ich John und sehe gerade noch Sherlocks Kehrseite. 

John steht auf seiner Krücke gelehnt da und sieht auf mich runter...Besorgt und enttäuscht. Ich wische mir die Haare aus dem Gesicht und schaue auf meine Hände...

"Was hast du dir dabei gedacht?", fragt er, als wäre ich ein kleines Kind und habe gerade die teure Vase meiner Mutter zerbrochen...

Ich habe keine Mutter. Ich habe niemanden und niemand braucht mich. Ich bin allein und werde es immer sein. Ich bin unwichtig...

"Christopher! Hör mir zu. Du bist nicht allein. Sherlock, ich und auch Mycroft sind für dich da. Auch Mrs. Hudson. Wir sind deine Freunde und wenn du willst auch deine Familie. Aber bitte, tu das nie wieder, rede lieber mit uns", schaut der kleine Mann eindringlich auf mich herab. 

„Ihr wart nicht da...ich war alleine, ich bin immer allein...Ich bin unwichtig...", kommt es bitter über meine Lippen und ungewollt steigen mir Tränen in die Augen. 

Keine Sekunde später sitze ich in der Badewanne, noch voll bekleidet und heulend wie ein Schlosshund. John geht neben der Wanne auf die Knie und legt mir seine Arme um. 

„John...John, er hat. Er hat mich...vergewaltigt..." flüstere ich leise und mit gebrochener Stimme. 

„Ich weiß", streicht er mir beruhigend über den Rücken. Er muss auch schon ganz nass sein. „Ich habe mir geschworen...geschworen, dass er es nie...nie wieder tut..." sage ich weiter. 

„Er wird es nicht noch einmal tun", verspricht John. 

„Dafür werden wir sorgen", tritt Sherlock ins Bad und stellt das Wasser ab. 

Ich schaue auf und löse mich aus Johns Umarmung, die mir jetzt wo ich sie nicht mehr brauche, unangenehm ist. 

Hinter Sherlock steht Mycroft, der übernächtigt und etwas durch den Wind aussieht. Als hätte er in großer Eile sein Büro verlassen. Er nickt bestätigend. 

„Danke", sage ich und huste wieder. 

Die verdammte Lungenentzündung ist immer noch nicht ganz weg. 

„Jetzt komm raus aus der Wanne und zieh dir was trockenes an. Du wirst für einige Tage bei mir bleiben. Sherlock und John werden sich so lange um James kümmern", verschränkt Mycroft die Arme vor der Brust. Ich schaue zwischen den dreien hin und her. Langsam stehe ich auf und zupfe an dem klatsch nassen Pullover umher. 

„Warte ich hol dir was von oben, damit du nicht alles voll tropfst", bietet sich John an und ist schon halb auf dem Weg, als Mycroft sich einschaltet „Ich gehe, du brauchst mit der Krücke zu lange." Keine Zwei Minuten später reicht er mir ein Bündel Klamotten und ich werde allein gelassen.

Ich bin total überfahren von dem Angebot, bei Mycroft zu schlafen. Es macht mir mehr aus, als es sollte und ich weiß nicht wie ich das finden soll. Oder was ich denken soll. Es herrscht ein kleines Chaos in meinem Hirn. Das gefällt mir nicht. Ich mag Ordnung, sie lässt mich klar denken und wissen was ich tun soll. Doch plötzliche Ereignisse und viele Gefühle werfen alles durcheinander. Ich bin unsicher und brauche länger als eigentlich, um mich aus den Sachen zu pulen, abzutrocknen und wieder anzuziehen. 

Mycroft hat mir eine meiner neueren Hosen raus gesucht, eine schwarze Jeans und dazu einen engen schokoladenbraunen Rollkragenpullover und meinen grauen Mantel, den ich schon lange nicht mehr an hatte. Mit dem über den Arm gehängt, komme ich ins Wohnzimmer. Es wurde gelüftet und eindeutig aufgeräumt. Jetzt herrscht nur noch, das normale Baker Street 221 B Chaos. 

Die drei Männer sitzen vor dem Kamin und trinken Tee. Als Mycroft mich sieht steht er sofort auf „Dann können wir ja los. Ich habe vorhin deine Tasche gepackt. Ich nehme mal an, die willst du mit nehmen?" hält er meine Kamera hoch. Ich nicke und nehme sie aus seiner Hand. Den Rucksack werfe ich mir über die Schulter. 

„Danke, John", sage ich zum Abschied, der winkt aber nur ab. 

„Und was ist mit mir? Ich habe hier alles aufgeräumt...", grummelt Sherlock beleidigt. 

„Auch dafür danke, Sherlock", versuche ich ein Lächeln. 

Mycroft geht schweigend vor und setzt sich in seinen Wagen, der vor der Tür steht. Ich steige hinter ihm ein und setze mich ihm gegenüber.

Und auf geht's zur Residenz von Mycroft Holmes...

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Hi, ich muss mich mal kurz melden. 1. will ich mich für die kurzen Kapitel entschuldigen, aber ich finde so wird die Spannung etwas mehr aufrecht erhalten. Außerdem liebe ich Cliffhanger ;)

2. will ich mich allgemein für die vielen Sternchen *-* bedanken und 3. wollte ich noch mal um Kommentare bitten. *hinter Schrank hervorschauen und selbstgemachte Kekse hinstellen*

Das war es fast schon wieder. Denn falls euch was auffallen sollte (Schreibfehler, Logikfehler, etc.), dann würde ich mich freuen wenn ihr mir das sagt. Oder wenn irgendwas anderes nicht stimmt, wie Kapitelnamen, die gar nicht gehen. Oder wenn ihr längere Kapitel haben wollt oder längere Ausführungen zu irgendwelchen Szenen.

Also um es noch mal auf den Punkt zu bringen: Wenn was ist, meldet euch ;)

Eure Elizabeth McRose

Was uns zerreißtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt