Der Plan

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,, Wo warst du?" donnert die Stimme meines Vaters, kaum hatte ich das Haus betreten. ,, Dir auch einen guten Morgen." antworte ich desinterssiert.

,,Freya, sprich nicht so zu deinem Vater." Ich blicke zu meiner Mutter auf die sich gerade um das Feuer kümmert. Wahrscheinlich für das Mittagessen.

Dann sehe ich meinen Vater an, der immer noch auf eine Antwort wartet. Schulterzuckend gucke ich auf den Boden. ,, Ich...war am Marktplatz." Was ja stimmt, zum Teil jedenfalls. ,, So so, am Marktplatz also." Mit theatralisch aufgerissenen Augen sieht er in die Luft und lässt den Kopf kreisen. ,, Bei Odin, Freya, muss man dir alles aus der Nase ziehen?"

Ich zucke zusammen, als er anfängt zu schreien. ,, Was willst du denn noch wissen?" Auch ich habe meine Stimme erhoben. ,, Was du dort getrieben hast natürlich." Drohend kommt Vater ein paar Schritte auf mich zu, doch dadurch lasse ich mich schon lange nicht mehr einschüchtern.

,, Ich habe mich umgesehen. Mehr nicht. Ist es so schlimm, wenn ich morgens eine Runde laufe? Bei Jarn machst du nie so ein Aufstand." ,, Fang jetzt nicht mit deinem Bruder an. Das ist etwas ganz Anderes!"

Ich werde wütend. Natürlich ist es bei meinem Bruder etwas Anderes. Wie immer. Jarn darf sich alles erlauben und zwar schon immer. ,, Wieso ist es bei ihm etwas Anderes?"

,,Weil er nicht meine bereits versprochene Tochter ist!" Während unseres Gesprächs, wenn man das Geschrei so nennen kann, ist Vater mir immer näher gekommen. Jetzt starren wir uns beide, rasend vor Wut in die Augen.

,, Was ist wenn ich Leif nicht heiraten möchte?" schreie ich. Der Satz schwebt unheilsvoll im Raum. Sogar meine Mutter hatte aufgehört in der Glut herum zu stochern. Ich schlucke und meine Wut ist innerhalb von Sekunden verschwunden, als ich den Blick meines Vaters sehe.

Wie ein Irrer starrt er mich an und ich bekomme es mit der Angst zu tun. Ich bin so dumm mich mit meinem Vater anzulegen. Was habe ich mir nur dabei gedacht?!

,,Vater, hör zu. Ich habe es nicht-" Ich werde unterbrochen, duch die Wucht mit der ich an die Wand gestoßen werde. Ich schnappe nach Luft und ignoriere den Schmerz in meiner Schulter. Ich drehe mich zu meinem Vater um, doch er ist schon bei mir und drückt mich an die Wand.

,, Erst sagst du, dass du dich meinen Befehlen widersetzt und jetzt willst du mir Befehle erteilen?" Wenn er geschrien hätte, wäre es nur halb so schlimm gewesen, doch seine Stimme ist leise und drohend.

,, Ich wollte dir keine-" ,, Und jetzt unterbrichst du mich."

Ich klappe meinen Mund wieder zu und sehe ihn mit großen Augen an. Ich darf jetzt nicht wütend auf ihn sein, das wäre zu gefährlich. Mit jeder Sekunde wird es mir unwohler, aber ich wage es nicht mich in seinem Griff zu winden.

,, Aegir es reicht." Meine Mutter packt ihn und will ihn von mir weg ziehen, doch er stößt sie nur beiseite. Sie taumelt nach hinten und weicht dem Feuer aus. Schweratmend blickt sie auf. ,, Lass sie sofort los!"

Oh nein, wenn Mutter erst mal wütend wird, kann sie sogar meinem Vater etwas anhaben. Gut, meistens endet es damit, dass der Kampf in ihrem Schlafzimmer beendet wird, aber trotzdem. Sie hatte definitiv etwas zu sagen, was nicht üblich in Ehen ist.

,,Sei still!" , fährt er meine Mutter an, die sich bereits zum zweiten Angriff aufstellte, doch diesmal mit einer Pfanne in der Hand.Innerlich lachte ich kurz auf, doch sobald ich wieder meinen Vater ansehe ist dieser kurze Aufschwung von Freude verschwunden.

An mich gewandt fährt er fort , ,, Und du. Du wirst Leif Göranson heiraten! Ob es dir passt oder nicht. Du bist meine Tochter und du wirst auf mich hören. Wenn du dich widersetzen solltest, wirst du nie wieder einen Fuß über diese Schwelle setzten, das schwöre ich bei allen Göttern die mir bekannt sind und sogar bei denen die keiner kennt."

Geschockt sehe ich ihn an und dann zu Boden. Bloß nicht weinen. Nicht jetzt. ,, Aegir!" Ich höre den empörten Aufschrei meiner Mutter, aber ich gehe nicht mehr darauf ein. Ich muss hier raus.

Mit gesenktem Blick renne ich aus dem Haus und am Ufer entlang. Mein Blut rauscht in den Ohren und ich merke meinen Puls in den Venen pochen. Meine Gefühle sind ein einziges Durcheinander.



Ich bin wütend. Auf meinen Vater, auf Leif und einfach die ganze Situation.

Ich bin traurig. Wegen meiner Mutter, wegen dem Streit und wegen der ganzen Situation.

Ich bin ratlos. Wegen der ganzen, verdammten Situation!



Und jetzt kommen die Tränen. Ich weine vor Wut und vor Trauer. Ich will nicht mehr.

Ich weiß nicht wo ich lang renne, aber es ist mir auch egal. ,, Wo willst du denn hin?"
Verwirrt bleibe ich stehen und sehe auf. Am Ufer steht mein Bruder, mit einem selbstgefälligen Grinsen auf dem Gesicht.

Ok, jetzt bin ich wirklich, wirklich wütend. ,, Hattest du ein nettes Gespräch mit Vater? Ich glaube Leif wird sich freuen eine so jähzornige Braut zu haben. Er ist übrigens sehr nett, habe gestern ein nettes Gespräch mit ihm gehabt. Was machst du?-" Doch ich war schon bei ihm und trat ihm volles Rohr gegen das Knie. Jarn jault auf und beugt sich nach vorne.

Darauf habe ich gewartet. Ich packe ihn am Nacken und drücke sein gesicht in den See. ,, Tu mir einen Gefallen und laber die Götter mit deinem Gelalle voll, und nicht mich. Hab mal ein bisschen Respekt vor älteren, kleiner Bruder."

Ich sehe amüsiert zu wie mein Bruder im Wasser zappelt und lasse ihn los. Beschämt sieht er nach unten und ballt die Fäuste. ,, Ich hasse dich."

Lachend schaue ich zum Himmel auf. ,, Jarn, wir leben im Jahr 749. Werd erwachsen." Ich laufe weiter und sage noch: ,, Keine Angst. Es war kein Mädchen in der Nähe, das gesehen haben könnte wie du dich von deiner Schwester besiegen hast lassen."

Ich sehe von weitem wie mein Bruder wütend Steine in den See wirft. Ich grinse. Das hat gut getan. Und durch den Anblick des Sees ist mir eine Idee gekommen, was mir bei meinem Problem helfen kann.

Eine verrückte Idee. Aber vielleicht funkioniert sie ja.


Salty TearsDonde viven las historias. Descúbrelo ahora