Fell!

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Ich keuche auf, als mich ein Tritt in die Rippen trifft. Ich reiße die Augen auf und rolle mich zur Seite. Meine Rippen schmerzen. ,,Aufstehen." Ich schaue in das gelangweilte Gesicht Espens, der sich vor mir aufgebaut hat. ,, Na los." Er wedelt mit den Armen um mir zu bedeuten mich zu beeilen. Ich komme mühsam auf die Beine. Mein Rücken fühlt sich an als müsse er gleich durchbrechen. Ich stöhne auf, als mir ein scharfer Schmerz durch die Muskeln jagt.


,, Felle. Gehen in den Rücken, was?" Ich drehe mich zu der Stimme um und sehe den schwarzhaarigen Kerl von gestern wieder. Still nicke ich nur und mache mich zum Steg auf, wo sich die Anderen bereits versammelt haben, umgeben von Frauen und Kindern. ,, Was tun die da vorne?" frage ich den Mann während ich mir meinen Bogen umhänge und probiere das Eis aus meiner Kleidung zu entfernen. Mein Atem bildet kleine Wölckchen vor meinem Mund. Jetzt ist der Winter definitiv da. Und es wird ein Harter, das merkt man bereits. ,, Sie verabschieden sich.", schnieft mein Gegenüber und macht sich wieder an dem Seil zu schaffen, welches er probiert zu verknoten. Jedoch ohne großen Erfolg, da seine bereits blauen Finger dermaßen zittern, dass er kaum das Tau halten kann.

,, Komm ich helf-" Ich mache einen Schritt auf ihn zu doch er zeiht seine Hände weg, als ob er sich verbrannt hätte. ,, Ich kann das schon!" zischt er wütend. Die belustigte Lockerheit ist aus seiner Stimme gewichen, stattdessen funkeln seine dunklen Augen abwehrend. Ich starre ihn noch einen Augenblick an, dann erhebe ich mich zögernd und mache mich auf den Weg zu der Menschenmenge am Steg.

,,Ta vare på deg selv." höre ich aus der einen Ecke. Die nächste Frau meint ebenfalls, dass ihr Mann auf sich aufpassen soll und ein kleines Mädchen, warscheinlich die Tochter bittet die Götter mit den Worten ,,Gods er godt avstemt dem." um ihre Wohlgunst. Traurig lächele ich ihnen zu. Sie wissen nicht ob ihr Vater oder Gemahl je wieder nach Hause kommen würde, ebenso wenig wie wir es wissen können.

,, Kümmer dich darum, dass sie alle an Bord kommen. Jetzt!" ranzt mich der Heersführer von gestern an. ,, Gebt ihnen doch noch einen Moment." Ich sehe ihm fest in die Augen. Bedrohlich kommt er mir ein paar Schritte näher, doch ich verkneife es mir zurück zu weichen. Gerade will er etwas erwiedern als Espens Stimme ertönt. ,,Nok kos. La oss gå! Alle om bord.", und ruft damit alle zusammen. Ich höre das vereinzelte Aufschluchzen um mich herum und der grimmige Ausdruck auf den Visagen der Männer als sie sich von ihren Frauen lösen oder einfach wieedr an Bord gehen. Espen hebt ein kleines Mädchen aus dem Schiff, welches sich nicht von ihrem Vater lösen will. Nachdem er es abgesetzt hat schenkt er mir einen bösen Blick und kommt auf mich zu. ,, Steck deinen Stolz irgendwohin wo nicht jeder ihn sieht. Du willst doch nicht rausgeschmissen werden oder?" wispert er mir sauer zu. ,, Ich hab doch nur-" ,, Egal was es war", unterbricht er mich , ,, lass es!" zischt er noch und springt dann gefolgt von mir ins Boot.

Ich lasse mich an eines der Ruder fallen und packe es mit beiden Händen. Ich drücke mit meiner ganzen Kraft dagegen, doch es passiert nichts. Um mich herum beginnen die Männer zu kichern und sich ebenfalls auf ihre Plätze zu begeben. ,, Snorre? Ist es mir gestattet Jarns Platz einzunehmen?" Ich drehe mich um und sehe wie der schwarzhaarige, ältere Mann auf mich deutet und sich wieder dem Heersführer zuwendet. ,, Ich glaube er macht sich besser als Navigator." Auf ein kurzes Nicken des Heerführers, Snorre sein Name, setzt der Mann sich auf meinen Platz. Erleichtert stehe ich auf und will gerade gehen als mir etwas einfällt. ,, Danke. Wie ist noch gleich dein Name?" Überrascht wendet er sich mir noch einaml zu ,, Rasmus." Ich lächele leicht. ,, Es ist mir eine Ehre sie kennen zu lernen."

Ich gehe wieder in den hinteren Teil des Schiffs, das nun frei von Fellen ist und stelle mich neben Snorre, Finn und Ando.

,, Fell!" ruft Snorre laut. Darauf hin brüllen seine beiden Offiziere den gleichen Befehl und zwei Männer lösen die Leinen. Jetzt gibt es kein zurück mehr.



Salty TearsWhere stories live. Discover now