Wiedervereinigung

1.4K 100 3
                                    


Das brennende Gefühl in meinem Hals hatte bis jetzt noch nicht nachgelassen und ich bemerkte immer noch das schwarze Pulver in meiner Kehle, dass mir die Atemwege zugeschnürt hatte. Ich verziehe das Gesicht und reibe mir über die Kehle, jedes Schlucken war eine Qual. Mein Blick wandert zu Espen, der zusammen mit Esmeralda am Feuer der Kochstelle steht und sich aufwärmt. Er hatte seit ich aufgewacht war kein Wort mehr gesprochen. Zumindest nicht mit mir. Ich saß auf einem der Felle bei unseren Betten und neben mir die alte Frau, die zusammen mit Espen angekommen war. Ich kenne weder sie noch ihren Namen, doch sie scheint nett, wenn auch verschlossen zu sein. In diesem Moment reicht sie mir einen Becher und bedeutet mir einen Schluck zu trinken. Dankend blinzele ihc ihr zu und trinke etwas von der grünen Flüssigkeit. Es riecht stark nach Kräutern und fließt wie Samt meinen geschundenen Hals herunter. Genießerisch schließe ich die Augen und lege den Kopf in den Nacken. Ein leichtes Grinsen breitet sich auf ihrem Gesicht aus. ,, Ich danke euch vielmals." Meine Stimme klingt wie der Schrei eines Rabens und ich zucke zusammen. Der Blick der Frau fällt auf etwas hinter mir und ich wende mich um.

Es ist Espen, der breitschultrig hinter mir steht. Er ragt wie ein Fels aus dem Boden, ich hatte vergessen wie stark er war. Sachte lässt er sich neben mich auf den Boden gleiten und betrachtet seine Hände. Mein Körper versteift sich und ich rücke ein Stück von ihm weg. Ein betroffener Blick trifft meinen, doch ich kann ihm nicht trauen. Nicht solange ich nicht weiß, was er mit Thorwards Männern zu schaffen hatte. ,, Wie geht es dir?" Auch seine Stimme ist nur ein Krächzen, aber nicht etwa weil er Schmerzen hatte, nein er ist verlegen. Wieder sucht er meinen Blick doch ich drehe den Kopf demonstrativ zur Seite. ,, Hör mal Freya. Ich möchte dir gerne die Umstände erklären, aber dazu sollst du mich wenigstens Ansehen." Ich schlucke ein paar mal, sehe aber weiterhin aus dem Fenster. Draußen steht die Sonne bereits am Himmel, doch es ist noch recht früh. Ich höre wie Espens Kleidung raschelt als er aufsteht und seine schweren Schritte während er davon geht. Ich lasse meine zuvor angespannten Schultern hängen. Ein leiser Seufzer entweicht meiner Brust. Eine Weile sitze ich noch in am Fenster und lasse die warme Sonne auf mein Gesicht scheinen, dann erhebe ich mich und gehe ebenfalls in die Küche. Ich stelle mich neben die alte Frau und sehe ihr dabei zu, wie sie eine Art Wurzel schneidet und in heißes Wasser bettet. Sofort fängt sie an sich zu lösen und eine rote Flüssigkeit fringt aus ihr hervor. Fasziniert sehe ich dabei zu. Es scheint als würde sich das Wasser in Blut verwandeln, mit jeder Wurzel wird es roter und dickflüssiger. Die Frau greift nach der Schüssel und dreht sich zu mir um. ,, Was ist das?" frage ich leise, doch anstatt mir zu antworten taucht sie zwei Finger in Farbe und zieht sie mir in einer geraden Linie über mein Gesicht. Ich halte die Luft an und schließe die Augen. Nach einigen Sekunden wandert sie weiter zu Espen und tut das Selbe, ebenso bei Esmeralda und am Schluss bei sich.

Ich schleiche in Espens Richtung und sehe ihr dabei zu, wie sie die Felle vor die Fensteroffnungen hängt und somit die Sonne und auch das wunderbare Licht aussperrt. ,, Was tut sie dort?" murmele ich leise in seine Richtung und beobachte sie weiterhin. Ich zucke zusammen, als Espens Stimme wispernd an mein Ohr dringt. ,, Sie ist eine Seherin, hast du nicht die schwarzen Male an ihrem Mund gesehen?" Er hatte sich zu mir herunter gebeugt und sein Atem strich warm über meinen Nacken. Ich unterdrückte den Drang eine Gänsehaut zu bekommen und blickte ihn an. Er hatte sich keinen Millimeter bewegt. ,, Doch, das habe ich in der Tat. Aber das beantwortet nicht meine Frage." zische ich zurück. Nun ist mir aber wenigstens bewusst warum sie nicht spricht. Seher werden nähmlich ohne ihre Zunge geboren, das würde sie zu sehr von ihren anderen Sinnen ablenken. Mein Blick wandert wieder nach vorne und ich beobachte weiterhin was sie tut. Gerade ist sie dabei einen Kreis aus Kräutern oder Samen auf den Boden zu streuen, wegen der Dunkelheit kann ich nicht wirklich erkennen, was es ist.             ,, Wieso tut sie das alles, uns anmalen und das Ganze dort drüben?" Ich male einen Kreis in die Luft und sehe Espen an, der den Blick senkt und mich mustert. ,, Sie tut das wegen dir." Ich schlucke schwer. ,, Wegen mir? Warum sollte sie das tun, das ergibt keinen Sinn.

Nachdem Espen sich wieder aufegrichtet hat, dreht er sich nach vorne und verschränkt die Arme vor der Brust. ,, Sie denkt du bist ebenfalls eine Art Seherin." Meine Augen weiten sich vor Schreck, denn mir wird bewusst, dass da etwas dran sein könnte. Meine Gedanken wandern zu dem seltsamen Traum. Ich erinnere mich an die Aufgabe, Loki und Thors Worte. Plötzlich sind meine Beine sehr schwach und ich stütze mich am Tisch hinter mit ab. Mein Kopf rauscht und ich höre das Blut in meinen Ohren pumpen. Das kann nicht möglich sein, das kann einfach nicht sein...

Salty TearsTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang