The Manhattan Diaries (Auszug)

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Als ich die Hand um den Türknauf schloss, fühlte er sich wie warmes Wasser und gleichzeitig doch fest an, und ich wunderte mich, dass meine Finger nicht hindurch glitten, sondern wirklich Halt fanden.
Das Rot der Tür stach mir in die Augen, und ich konnte das Blut nicht nur riechen, ich konnte es auf der Zunge schmecken. Ich konnte mich kaum noch erinnern, was hinter mir lag (die Terrarien, die Straße) – jeder Gedanke hatte nur noch leichtes Gewicht und fühlte sich ähnlich flüssig an wie der Griff in meiner Hand: Auf andere Weise fest und vibrierend bis ins kleinste Atom.
Ich sah ihn an, und das Lächeln des Asiaten wollte mich beruhigen. Es war wie losgelöst auf seinem Gesicht, beinahe, als wollte es abheben, weil es die Nähe seiner kalten Augen nicht ertragen konnte. Das Lächeln wurde zum Grinsen, und mir fiel die Farbe seiner Zähne auf: Dieses nicht mehr ganz weiße Weiß, der Tod unter der Oberfläche.
Ich hatte einen Gedanken, doch der Blutgeschmack hinderte meine Zunge, ihn in verständliche Worte zu kleiden, und mit einem leisen Aufstöhnen drehte ich den Knauf. Obwohl ich mich nicht erinnern kann, auch nur einen weiteren Schritt gemacht zu haben, bewegte ich mich vorwärts. Ich hatte die Augen geschlossen, und die Wärme umfing und durchdrang mich. Es war, als würde ich in etwas Lebendiges eintreten.

aus: The Manhattan Diaries

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