Der Kuss (Auszug)

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Mein Gott, sie wollte nicht wissen, was mit seinem Rücken war, sie wollte nicht...
Ihre Finger glitten über etwas Hartes, eine schmierige Erhebung über der anderen, so glatt...
"Oh Gott, was ist mit dir...wie sehr hat er dich verletzt?"
Ihre Stimme brach, und er lachte, hustete Blut.
"Es spielt keine Rolle mehr. Es muss so sein. Er ist geschickt worden.
Wir müssen hier weg, bevor sie mich mitnehmen. Hilf mir! Kein Krankenwagen..."
Ihr war eiskalt.
Und trotzdem war sie in der Lage, zu handeln, und sie nahm ihn an der Hand und zog ihn hinter sich her, hinein in die nächste Seitengasse, dann wieder links, und dann nochmal rechts. Er keuchte, torkelte, verlor beinahe das Gleichgewicht und stützte sich auf sie, hielt sich an ihr fest.
"Küss mich, bitte..."
Seine Lippen waren blutverschmiert, seine Zähne schwammen in Blut.
"Nur einmal..."
Seine Stimme war sehr schwach, und er war mehr tot als lebendig.
Sie ekelte sich, war starr vor Entsetzen und doch auf seltsame Art zu ihm hingezogen, sehnte sich nach seinem Kuss. Und doch war sie auch abgestoßen, angewidert, und sie konnte das Lächeln überhaupt nicht einordnen, das er ihr jetzt schenkte. Es hatte etwas Verzweifeltes und zugleich Diabolisches, und einen Augenblick lang dachte sie, dass das alles vielleicht nur ein Traum sein könnte.
"Wenn es so ist, dann küss mich. Falls du wirklich daran glaubst..."
Und sie küsste ihn. Sie schmeckte das Blut, und das Blut ist das Leben...
Sie hörte ihn lachen, während sie mit ihrer Hand seine freigelegte Wirbelsäule umschloss und die Finger in heißes, lebendiges Fleisch tauchte. Er drängte ihr entgegen, presste sich an sie, und sie konnte zwischen ihren Beinen seine Erregung fühlen.
Seine Worte rissen nicht ab in ihrem Kopf, sein Lachen war durchdringend, und sie schlug die Zähne in seine Zunge, riss, zerrte, biss mit aller Kraft wieder und wieder zu und spuckte das blutige Stück Fleisch schließlich aus. Doch er lachte weiter, gurgelnd in seinem Blut, und vor ihren Augen sah sie die neue Zunge anstelle der vorherigen wachsen. Ihr Verstand setzte aus (...du brauchst ihn nicht, lass ihn los!), und sie hörte die Schreie der ersten herbeieilenden Menschen nicht. Ihre Hand im blutigen Fleisch seines Rückens spürte pulsierende Muskeln, die die alten Fasern ersetzten, und sie zog sie zurück und leckte ihre Finger ab, während er sie durch ihre Kleidung zu stoßen begann und sie sich wie besessen an der harten Ausbuchtung in seiner Hose rieb. Sein Gesichtsausdruck war animalisch, seine Augen glühten wie die eines Dämonen in der Hölle, als er sie ein weiteres Mal aufforderte.
Und dieser letzte Kuss übertraf alle.

aus: Der Kuss
* Eine Geschichte von 7AnnaLeeZ / NishitokyoGirl und Beau Cyphre *

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