Die Box

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"Und woher genau kennt ihr euch eigentlich?", fragte ich interessiert und lud mir ein paar gebratene Kartoffeln auf den Teller, welche mir schon ins Auge gesprungen waren, als wir uns vorher an den Tisch gesetzt hatten. "Ähm..", Isaac schob sichtlich nervös sein Essen auf dem Teller rum. "Das ist ne wirklich lange Geschichte." Ich zog deine Augenbraue nach oben. "Na dann schieß mal los, ich hab Zeit." Wie ein Fisch öffnete mein liebreizender Cousin den Mund und blickte fragend zu Chris, welcher gerade dabei war unsere Gläser mit nachzufüllen. Dieser hielt in seiner Bewegung inne und schien fieberhaft nach Worten zu suchen. "Wir lernte uns vor einiger Zeit im Beacon Hills kennen, Isaac hatte damals eine Beziehung mit meiner Tochter." "Hatte?" Langsam legte ich mein Besteck nieder. Er nickte. "Sie ist bei einem Autounfall gestorben und da Isaac sonst niemanden hatte, kam er mit mir nach Frankreich." Dieser Satz hüllte den Raum in bedrückende Stille, bis ich mich räusperte. "Das tut mir leid." Im Nachhinein kam mir die Konversation plump vor, so als hätten wir über ein Haustier gesprochen und nicht über eine lebendige Person. Und das verwirrte mich. Sie lernten sich vor einiger Zeit in Beacon Hills kennen. Vor einiger Zeit. Ich war ziemlich davon überzeugt, das das Gespräch anders verlaufen hätte sollen, dass irgendwas daran nicht stimmte. Denn wenn es erst vor kurzen passiert war, warum reagierte Chris so normal darauf? Gerade als ich wegen meiner verflixten Neugier nochmal an das Thema ansetzen wollte, erklang ein schrilles Piepen aus der Küche. "Oh verdammt", fluchte der Ältere und sprang auf. "Der Kuchen!" Und somit verdünnisiere sich meine einzige Informationsquelle, da ich von Isaac nicht viele antworten erwarten konnte. Das wusste ich. "Hey, dürfte ich erfahren, wo euer Bad ist, ich würd mich gerne kurz frisch machen", mit einem Ruck hatte ich mich auch schon aufgerichtet. Er riss sich wieder zusammen und nickte hastig. "Eh klar. Es ist die Treppe hoch und dann gleich rechts daneben. Ziemlich leicht zu finden."

Doch schon am Ansatz der Treppe fiel mir auf das es leichter gesagt, als getan war. Zusätzlich dazu hatte ich durch die vielen Gedanken, die mir durch den Kopf schossen, auch noch vergessen, in welche Richtung ich oben abbiegen musste. Du bist auch so ein richtiger Gehirnakrobat Rose! Leicht gereizt hielt ich einfach auf die Linke Holztür zu und durchquerte diese dann ohne weite bedenken. Wie es sich herausstellte war dies leider nicht das Bad. Zu meine Linken und rechten Seite zogen sich zwei riesige Bücherregale entlang, die vollgestopft waren bis zum Gehtnichtmehr und am Ende des Raumes stand ein dunkelbrauner Schreibtisch. Du drehst dich jetzt um und gehst weg. Ich machte einen Schritt weiter in das Zimmer. Verdammt dreh um du dumme Kuh. Mein eigenes unterbewusst sein schrie mich an, als wäre ich jetzt komplett durchgedreht. Das kann nur Schief laufen Rose! Doch, verflucht sei meine nervtötende Neugierde, schloss ich die schwere Tür leise und schlenderte durch den Raum. Idiotin...

Interessiert glitten meine Augen durch das, in meiner Sicht, Büro und blieben an etwas seltsam aussehendem hängen. Mit gerunzelter Stirn ging ich auf das hintere Regal zu, reckte den Hals und schrie vor Schreck fast auf, nicht ohne dabei ängstlich zurück zu stolpern und gegen den Tisch zu rempeln. Ein ausgestopfter Wolfskopf starrte mich aus seinen tiefblauen Augen an und hatte die schneeweißen Zähne bereits zum Angriff gefletscht. Gepresst stieß ich die angehaltene Luft aus. "Verdammt nochmal", zischte ich und rückte etwas von dem Holz ab, als plötzlich etwas hinter mir klickte und ich herumfuhr wie von einer Tarantel gestochen. Was zum Teufel? Aus dem Tisch ragte eine Schublade ohne Henkel, was wahrscheinlich bedeutete das sie nur gesehen werden sollte, wenn man Chris oder Isaac war, welche wussten was passiert wenn man gegen die Holzwand drückt. Aber es würde die beiden doch bestimmt nicht stören, wenn ich mal einen kurzen Blick reinwerfe, oder? Ich sah zur Tür. Doch diese war nach wie vor verschlossen. Also griff ich in die tiefschwarze Dunkelheit, bis meine Hand etwas rundes erfühlte und es heraus zog. Es stellte sich als eine Art box heraus, auf deren Deckel ein seltsam geschwungenes Symbol prangerte. Keiner würde etwas merken, wenn ich sie nacher wieder schließe und zurück stecke. Ich kaute angespannt auf meiner Lippe und verteilte somit die Überbleibsel des  beigefarbenen Lippenstifts, den ich trug auf meinen Zähnen, während ich sanft mit den Fingern über die Verzierungen strich. Nur kurz öffnen, nach sehen und wieder zu machen. Mit einem Ruck zog ich den Deckel ab und linste in die mysteriöse Schatulle. Leer. Sie war leer. Ungläubig schüttelte ich das Ding. Warum sollte es in einer geheimen Schublade sein, wenn es doch gar nichts  gab, was das Teil verbarg? Auf einmal, gerade als ich es wieder wegstecken wollte, schoss ein fliegenähnliches Wesen aus den unergründlichen tiefen der box, gerade aus in meinen vor Enttäuschung leicht geöffneten Mund. Erschrocken riss ich die Augen auf und begann hektisch zu husten. Verdammte schieße! Ich konnte nur hoffen das sich das arme Ding irgendwann darin verfangen hatte und nicht irgendeine verflucht wertvolle, vom aussterben bedrohte Art oder dergleichen war. Trotzdem verzog ich angewidert den Mund und hoffte das Ding war schon abgekratzt, bevor es mir dann in den Magen gelangte. Ich verriegelte eilig die Fliegenfalle und stopfte die wieder darin zurück wo ich sie rausgezogen hatte. Und jetzt nichts wie raus hier, bevor noch jemand merkt das du hier drinnen warst und es so richtigen Anschiss gibt. Schon schlimm genug das du dieses fucking Fliegedings gefressen hast!

Im Nachhinein wünschte ich mir wirklich, dass es eine Fliege gewesen wäre..einfach nur eine stink normale Fliege. Doch was soll ich schon groß sagen? Das Schicksal verabscheut  mich eben.

Oblivion || Stiles StilinskiWhere stories live. Discover now