Kapitel 1

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,,Ja..nein..mum..muuuum..jetzt..MAMA! Ist doch gut jetzt, ich muss auflegen..nein..weil einfach..boah mum..ja, ich hab' dich auch lieb." Genervt legte ich auf und steckte mein Handy in die Hosentasche. Meine Mum! Ein Wunder für die Welt! Das heißt nicht, dass ich mich für meine Mutter schäme, ganz im Gegenteil, ich bin sogar richtig Stolz auf sie. Nach dem Tod meines Opas, war sie am Ende und wollte nichts mehr essen. Ihr war alles egal, was mit ihr geschah, aber ich machte mir Sorgen, meine Noten wurden dadurch richtig schlecht, weil ich mit meinem Kopf ständig bei ihr war und mir Gedanken machte, ob ihr was passiert sei. Ob sie vielleicht wieder am Friedhof war oder einfach zu Hause saß und sich die Augen aus dem Kopf heulte. Irgendwann besserte sich ihr Zustand. Sie fing wieder an normal zu essen. Sie war wieder die Frau, die ich kannte, aber ihre Art auf mich aufzupassen, dass ich ja nicht in die gleiche Situation gerate, war auf die Dauer einfach anstrengend. Ich meine, ich bin verdammte 30 Jahre alt! Ich arbeite an einer Grundschule und sie ruft mich in jeder freien Minute an, um mir zu sagen, dass ich bitte genügend Trinken und Essen soll.
Ja das ist meine Mum und ich liebe sie.

,,JAAASMIIIN!!!", ein kleines blondes Mädchen mit strahlenden grünen Augen kam auf mich zu und klammerte sich an mein Bein. Ein Lächeln flog über mein Gesicht und ich streichelte ihr weiches Haar. ,,Diana komm lass mich los, sonst fallen mir die Bücher runter", sagte ich. Hartnäckig wie ich Diana kannte schüttelte sie ihren Kopf, ich verdrehte die Augen und sagte: ,,Ich bin noch nicht mal auf dem Schulgelände" - ,,ist mir Wurscht egal" erwiedert sie und lächelte mich mit ihrer Zahnlücke an. ,,Diana bi..", wollte ich schon ansetzen, als ich eine lautere Stimme hörte, die gerade befahl: ,,DIANA KOMMST DU BITTE REIN." Ich blickte hoch zur Tür des Haupteinganges und sah meine Kollegin und beste Freundin Lena winken. Diana riss sich augenblicklich von meinem Bein los und rannte zu Lena. Die beiden verschwanden gleich und die Tür schloss sich. Ich blickte kurz hinab und sah, dass mein Schuh offen war. Es war vielleicht ein dezent dummer Fehler, den Schuh nur mit einer Hand zuzubinden, es dauerte nicht lange und meine Dummheit machte sich bezahlt. All meine Bücher, Stifte und Materialien flogen hochkant auf den Bordstein und auf die Straße. Leise fluchend, mit bedacht, damit mich die Kinder nicht hörten, bückte ich mich und versuchte alles einzusammeln.

(K)eine Nacht zu vielWhere stories live. Discover now