Ein Freund

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Als ich nach meiner Ohnmachtsattacke wieder zu mir kam, befand ich mich in meinem Zimmer. Das kleine Licht auf dem Nachttisch brannte, aber es war niemand außer mir hier. Ich faste mit meiner Hand an meinen Hals und spürte einen stechenden Schmerz. Sofort begann ich wie wild zu husten und würgte ein paar Mal, meine eigene Spucke hoch. Auf dem kleinen Tisch stand zu meinem Glück ein Glas Wasser, was ich sofort leer trank.

Als ich das Vergangene in meinem Kopf abspielen lies, musste ich mir immer wieder Tränen verdrücken. Alles, alles hätt ich ihm zugetraut, aber nicht das. Er hat mich angegriffen, fast erwürgt, umgebracht! Was bitte habe ich ihm schlimmes angetan? Das kann doch nicht alles nur mit der Partyauseinandersetzung zu tun haben, oder doch? Warum musste das eigentlich mir passieren? Warum mir und nicht irgendjemand anderen? Ich hab doch echt so ein Pech!

Plötzlich öffnete sich die Tür einen Spalt weit. Innerlich bereitete ich mich schon auf eine Brüllattacke vor. Ich werde ihm das Trommelfell ruinieren, ihn anbrüllen, bis er um Gnade fleht. Dieses Monster! Doch ich brauchte mir darüber gar keine Gedanken mehr machen, denn es war Tamira, die ins Zimmer kam.

„Hey, du bist ja wach! Wie geht's dir?"

„So beschissen, wie es einen Erwürgten eben geht!"

Mein Ton war tief und knurrend, obwohl Tamira doch eigentlich überhaupt nichts dafür konnte.

„Das tut mir Leid. Ich hätte auch nicht erwartet, dass dir Sam so etwas antun würde. Er hat richtig die Fassung verloren!"

Ich sah wütend zu meinem leeren Glas. Er hat die Fassung verloren. Pah, der ist krank! Ein totaler Psychopath. Schlussfolgerung, ich muss hier weg und zwar schnell!

„Wo ist eigentlich Jakob?"

„Er ist weg!"

„Was bitte heißt weg? Tamira, sprich Klartext mit mir!"

„Sam hat irgendwas mit ihm gemacht. Wahrscheinlich hat er ihn hinter einer dieser Türen gesperrt."

Mir blieb auf einen Schlag das Herz stehen. Jakob konnte jetzt nun wirklich nichts dafür. Für was auch. Wir haben alle nichts Falsches getan. Ich muss ihn da irgendwie wieder rausholen. Das hat er definitiv nicht verdient und ich will nicht auch noch schuld sein an seiner misslichen Lage.

„Wir müssen ihn da wieder raus holen!"

„Und wie willst du das bitte machen?"

„Keine Ahnung. Wir öffnen einfach jede Tür und sehen nach, ob er da drin ist!"

„Erstens, Sam hat die Schlüssel für die Türen, an die wir definitiv nicht ran kommen und Zweitens, ist hinter jeder dieser Türen eine eigene riesige Welt, in der wir drei Jahre brauchen, um Jakob überhaupt erst zu finden."

„Hast du nen besseren Vorschlag?"

„Allerdings! Sam ist wegen seinem Wutanfall total fertig und bittet dich deshalb sicher um Entschuldigung. Und du wirst sie nur annehmen, wenn er dafür Jakob wieder frei lässt."

„Vergiss es! Ich nehme seine Entschuldigung bestimmt nicht an!"

„Hier geht's nicht um dich, Chrisi, sondern um Jakob!"

Sie hat Recht. Es geht um Jakob, und nicht um mich. Und für einen Freund muss man auch mal Opfer bringen! Ich werde seine Entschuldigung annehmen. Oder zumindest so tun!

Gefangene des TeufelsTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang