Weggefährte

5.3K 317 11
                                    

Ich lag voller Staub auf dem Bauch, total fertig und ohne jeglichen Kraftimpuls. Ich setzte mich mit zitternden Armen auf, kam auf wackelige Beine und drehte mich um. Jetzt sah ich direkt in zwei große graue Augen. Vor mir stand ein ziemlich alter Mann mit grauen Haaren und einem Dreitagebart. Er trug eine graue Leinenhose, ein weißes Hemd, das jetzt eher braun aussah und einen braunen Mantel.

„Das war ziemlich leichtsinnig von dir, Chrisi!"

Mit einer tiefen rauen Stimme sah er mich durchdringend an.

„Ich weiß, aber ich suche meinen Freund."

„Also hier ist er auf jeden Fall nicht."

Ich sah mich langsam um. Doch auf einmal vielen mir die ersten Worte des Mannes wieder ein. Hatte er mich nicht beim Namen genannt?

„Moment mal, woher wissen sie meinen Namen?"

Der Mann fing an zu lachen und sah mich an.

„Spielt das denn eine Rolle?"

„Ja!"

Irgendwie kam er mir unheimlich vor.

„Ich wusste es einfach, Pugnatora."

Schon wieder dieser komische Name. Sam hatte mich doch auch so genannt. Was wird hier eigentlich gespielt? Ich traute dem Mann nicht, also beschloss ich, alleine weiter zu ziehen.

„Also, vielen Dank, dass sie mir geholfen haben, aber ich komme jetzt wieder alleine zurecht."

„Das glaube ich nicht!"

„Was? Was wollen sie von mir? Hat Sam sie geschickt?"

Der Typ machte mir Angst und ich ging ein paar Schritte weiter weg.

„Weißt du denn, wo du nach Jakob suchen sollst?"

Das konnte nicht sein. Er muss einer von Sams Leuten sein. Woher sonst sollte er das Ganze wissen? Ich kann ihm nicht vertrauen.

„Ich such ihn einfach überall. Irgendwo wird er schon sein."

„Na gut, wenn du meine Hilfe nicht willst. Wunder dich aber nicht, dass du es nicht mehr innerhalb der Frist schaffen wirst. Ach egal, vielleicht lebt Jakob ja auch gar nicht mehr. Also dann, viel Glück!"

„Warte!"

Ich wusste, dass es Wahnsinn war, ihm zu vertrauen. Aber er hatte Recht. Ich würde es niemals rechtzeitig schaffen.

„Ok, bitte helfen sie mir?"

Er nickte sanft mit dem Kopf und ging. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, also rannte ich ihm hinterher. Wahrscheinlich rannte ich geradewegs in meinen Tod. Er verschwand in einem der großen Räume. Innerlich bereitete ich mich auf das Schlimmste vor. Wer weiß, was er wirklich vorhatte. Vielleicht sollte er mich ja umbringen. Ich ging langsam durch den Türrahmen und sah ihn am Fenster stehen. Mit einer Handbewegung rief mich der Alte zu sich. Als ich am Fenster stand, sah ich nach unten. Das waren mindestens vier Meter.

„Du musst springen!"

„Sind sie wahnsinnig? Ich breche mir dabei ja alle Knochen!"

Der Typ wollte mich also in den Selbstmord treiben, oder was?

„Du musst an dich glauben, Chrisi. Oder wie sonst willst du hier wieder runter kommen? Denk an deinen Freund Jakob! Er braucht dich."

Ich blieb steif stehen. Er hatte ja Recht, wie sonst sollte ich hier wieder weg kommen.

„Glaub an dich Pugnatora!"

Langsam kroch ich auf das Fensterbrett und hing meine Beine nach draußen. Es war verdammt hoch und wahrscheinlich würde ich das nicht unverletzt überleben, wenn überhaupt. Aber es gab keine andere Möglichkeit. Ich rutschte mit meinem Hintern bis zum letzten Stückchen Rand, schloss die Augen und sprang.

Gefangene des TeufelsWhere stories live. Discover now