《Kapitel 8》 ▪James▪

50K 1.7K 339
                                    

Ich war gerade in die Akte vor mir auf dem Tisch vertieft, als es an der Tür meines Büros klopfte.

In der Akte ging es um einen Gebäudekomplex in der Nähe eines großen Industriegebietes an der Küste. Die Filter der Industrie hallen hatten ein Leck und nun traten umweltverschmutzende Abgase aus, die den Menschen gefährlich würden, die in dem Gebäudekomplex wohnten. Nun war es an meiner Stelle zu entscheiden, was mit den Bewohnern meines Gebäudes geschehen sollte.

„Herein!", brüllte ich, als es noch einmal an der Tür klopfte. Es war höchst ungewöhnlich, dass Maria, meine Assistentin, mich spätabends noch unterbrach. Für gewöhnlich saß sie ebenso wie ich an ihrem Schreibtisch und sortierte Akten oder sorgte sich um den Posteingang. Natürlich war es auch ungewöhnlich von mir, dass ich meine Assistentin samstagabends noch arbeiten ließ, aber was kümmerte mich das schon. Immerhin bezahlte ich sie gut, sogar sehr gut.

„Entschuldigen Sie die Störung, Mr. Hunter", gab Maria verärgert von sich, bevor sie auf ihren Pumps einige Meter in den Raum trat. Sie trug einen grauen Hosenanzug, der ihren latinischen Teint betonte, und hatte ihre pechschwarzen Haare streng nach hinten gebunden. Der Arbeitseifer stand ihr ins Gesicht geschrieben und man sah deutlich, dass sie sich über etwas sehr aufregte. „Hier ist eine Frau, die sie unbedingt sprechen möchte. Ich konnte sie einfach nicht abwimmeln. Sie sagt andauernd, dass sie etwas sehr Wichtiges mit Ihnen zu besprechen hat."

„Schon in Ordnung, lassen Sie sie herein, Ms. Rodriguez ", antwortete ich mit gerunzelter Stirn. Was war so dringend, dass die Person nicht bis Montagmorgen warten konnte? Kurze Zeit darauf hörte ich eine aufgeregte Frauenstimme und Marias wütendes Schnauben.

„Wo ist sie? Sie kann doch nicht einfach schon wieder abhauen, ohne mir Bescheid zu sagen!", fuhr mich eine blondhaarige, schlanke Frau an. Sie trug einen blauen Blazer im Marinestyle und dazu eine angesagte, helle Jeans, die an den Knien Löcher hatte. Diese Frau hatte ein Aussehen, das sie offen zur Schau stellte, und wusste ganz genau, wie sie ihre langen, schlanken Beine und ihren durchtrainierten Körper in Szene setzte.

Du musst wohl Jessica sein. Intuitiv verzogen sich meine Mundwinkel zu einem aufgesetzten Lächeln. Sie sah genau so aus und wirkte so, wie es in Claires Akte geschrieben stand.

„Wenn Sie Claire meinen, dann muss ich Sie enttäuschen. Ich habe sie seit gestern Abend nicht mehr gesehen", informierte ich Jessica und wandte mich wieder der Akte vor mir zu.

Aus den Augenwinkeln sah ich, wie sie verwirrt die Augenbrauen zusammenzog und unsicher die Arme vor der Brust verschränkte. Sie war ganz anders als Claire: Während Jessica darauf baute, dass sie sich mit ihrem Aussehen jeden in ihren Bann ziehen konnte, überzeugte mich meine Sterbliche mit ihrem natürlichen Selbstbewusstsein und ihrem Stolz. Sie musste mir nichts vorspielen oder sich hinter einem teuren Blazer verstecken.

„Aber da Sie jetzt schon einmal hier sind, können Sie mir ja verraten, wie Sie zu der Annahme kommen?", fragte ich interessiert und schaute kurz zu ihr hoch. Nervös trat sie von einem Bein auf das andere und fuhr sich durch ihre sorgsam geglätteten Haare.

„Ich bin eben von der Arbeit nach Hause gekommen und das Licht war überall angeschaltet, aber Claire... sie war nicht da. Ich weiß, das hört sich nicht verdächtig an, aber Claire würde so etwas nie tun. Sie ist noch nie einfach so aus dem Haus gegangen, ohne wenigstens eine Nachricht da zu lassen. Bis auf gestern Abend, als sie mit dir ein Date hatte."

Ich bemerkte, wie der Ton in ihrer Stimme umschwang, von höflich zu misstrauisch, und wie sie an Lautstärke zunahm. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. Außerdem dutzte sie mich; ein klares Zeichen dafür, dass sie mir nicht den nötigen Respekt entgegen brachte. Sie schätzte mich nicht. Im Gegenteil, sie dachte, ich hätte etwas mit Claires Verschwinden zu tun.

Eine Nacht mit einem Vampir Where stories live. Discover now