Das Cottage

6. Mittelalterfreak

Die Schulflure füllten sich allmählich. Was kein Wunder war, denn schließlich hatte die Schulglocke geklingelt. Ein Junge lief durch das dichte Gedränge. Seine Bücher hatte er fest gegen seine Brust gedrückt. Gerade als er sich zu seinem Spind umdrehen wollte rannten zwei größere Jungen an ihm vorbei und schlugen ihm die Bücher aus den Armen.

Der Junge bückte sich um sie wieder einzusammeln und blickte verwundert auf, als ein weiteres Händepaar ihr dabei half.

„Hey ich bin Livia", ein Mädchen im gleichen Alter hielt ihm seine Bücher entgegen. „Du musst nun hier sein. Mach dir nicht daraus, die zwei sind immer und zu jedem so. Sie haben also nichts gegen dich persönlich."

„Danke", war die gestotterte Antwort des Jungens, als er die Bücher wieder entgegen nahm.

„Livia, kommst du! Mom wartet daheim schon auf uns", das Mädchen drehte sich um und sah zu einem anderen Jungen, der am Eingang auf die wartete.

„Ich muss los, man sieht sich..."

„Jasper, mein Name ist Jasper."

„Also dann Jasper." Sie lief zu dem Jungen am Eingang und verließ mit ihm das Schulgebäude.

„Mit wem hast du denn da geredet?"

„Mit dem neuen Jungen. Er heißt Jasper."

„Jasper? Der Name kommt mir bekannt vor."

„Woher denn? Du hast ihn doch noch nie gesehen."

„Ah, jetzt weiß ich es wieder. Mom hat mir von ihm erzählt. Er ist mit seinen Eltern zu uns ins Inseldorf gezogen. Außerdem hat sie mir erzählt, dass er eine psychische Störung haben soll."

„Na und, er ist trotzdem ein Junge."

„Er könnte aber auch ein verrückter Psychopath sein, der uns irgendwann in Brand steckt und lachend daneben steht."

„Dale, du hast sie ja nicht mehr alle. Ich glaub du bist hier der Psychopath. Du solltest nicht mehr so viele Krimis lesen."

„Ich meine das Ernst. Du solltest mit ihm aufpassen."

„Bist du etwa eifersüchtig auf ihn?"

„Was, nein! Natürlich nicht. Ich wollte nur..."

„Awww, wie knuffig. Aber keine Angst. Du bleibst auf immer und ewig mein bester Freund und diesen Platz kann dir auch keiner wegnehmen. Also keine Sorge Vollpfosten." Nach dem letzten Satz begann das Mädchen zu rennen.

„Vollposten? Na warte", schnell begann der Junge auch zu rennen um sie ein zu holen.

Szenenwechsel

„Das mit deinen Eltern tut mir leid", der kleine Junge Jasper war deutlich gewachsen, jetzt war er schon ein junger Mann.

„Du kannst ja nichts dafür", Livia die neben ihm saß war ebenfalls kein Kind mehr, sondern eine junge Dame. „Das Auto war schon sehr alt. Irgendwann hatte es eben aus einander fallen müssen. Es war einfach ein blöder Zufall, dass es ausgerechnet in diesem Moment passiert ist. Ein blöder Unfalleben. Ist ja nicht so als hätte jemand daran herum geschraubt um meine Eltern mit Absicht zu töten." Livias trauriger Blick wanderte übers Meer.

„Ja genau. Niemand hat daran rum geschraubt. So etwas wäre ja auch schrecklich", Jaspers Stimme klang nicht traurig oder mitfühlend, eher ein bisschen sarkastisch.

„Die Polizei zählt es als Unfall. Selbst wenn doch jemand so dreist gewesen wäre und etwas an dem Auto manipuliert hat könnte man es eh nicht mehr nachweißen. Das Auto wurde von der starken Strömung längst ins Meer gezogen", Livias Augen waren immer noch auf die Wellen gerichtet.

„Und das ist auch gut so", auf Jaspers Gesicht bildete sich ein selbstgefälliges Grinsen.

„Hm, was hast du gesagt?", Livias Blick löste sich von dem unendlichen Blau und sie dreht ihren Kopf zu Jasper.

„Ich weiß, dass es gerade ein wahnsinnig ungeschickter Zeitpunkt ist. Aber ich wollte das schon machen, seit dem ich dich das erste Mal im Schulflur getroffen habe. Und ich kann mich jetzt einfach nicht mehr zurück halten."

„Was meinst du da...?", Livia konnte ihre Frage nicht beenden, da Jaspers Lippen ihren Mund schlossen.

Verwundert riss sie die Augen auf. Für eine weitere Reaktion hatte sie gar keine Zeit, denn Jasper wurde nur wenige Sekunden später von ihr weggezogen.

„Was fällt dir eigentlich ein? Du Mittelalterfreak!", ein wütender Dale hatte Jasper am Kragen gepackt und ihn von Livia weggezogen.

„Was ist dein Problem Mann? Ich hab sie doch nur geküsst."

„Nur geküsst?! Sie trauert um ihre Eltern und du nutzt ihren emotional zerstörten Zustand aus, um dich an sie ran zu machen!", wutschnaubend stieß Dale Jasper nach hinten, so dass dieser beinahe in den Strand fiel.

„Ich nutze sie nicht aus", nun ebenfalls wütend stürzte Jasper sich auf Dale. Gemeinsam fielen sie in den Sand und rollten ein Stück die Dünne hinunter. Unten angekommen begannen die beiden auf einander ein zu prügeln.

„Jungs hört auf!", geschockt löste Livia sich aus ihrer Starre und rannte zu ihnen nach unten.

Doch die beiden hörten nicht auf sie und schlugen weiter auf einander ein. Als Livia dazwischen ging bekam sie einen Faustschlag in der Magengegend ab und sank auf dem Strand vor Schmerz gekrümmt zusammen.

„Ahh", schreiend schreckte sie aus dem Schlaf hoch.

„Was ist passiert?", Dale kam nur mit einem Handtuch bekleidet ins Zimmer gerannt und schaute sich alarmiert um.

„Er war es!", brachte sie stotternd hervor.

„Wer war was Livia?", verständnislos schaute Dale sie an.

„Jasper. Er hat meine Eltern umgebracht."

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Mal ein kleiner Rückblick.

Hab noch eine schöne Woche A.