13. Sirenen

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Sie konnte gerade noch von der Tür weg treten, bevor diese nach innen aufschwang. Dale trat heraus. Er schien nicht wirklich verletzt zu sein, nur ein linkes Bein zog er leicht hinterher.

„Dir geht es gut", erleichter fiel sie ihm um den Hals und vergrub ihr Gesicht in seinem nach Rauch stinkendem T-Shirt. „Ich hab dich da nur auf dem Boden liegen sehen, mit dem Tisch auf dir drauf. Da dachte ich..." Ihr Satz ging in einem Schluchzen unter. 

„Mir geht es gut Livia, aber wir müssen weg vom Cottage."

Die Flammen hatten sich nun schon fast bis zur Tür vorgearbeitet. Der Rauch um wirbelte ihre Körper und machte ihnen das Atmen schwer.

Dale griff nach ihrer Hand, doch sie zuckte schmerzerfüllt zurück. „Tut mir leid", vorsichtig legte Dale seine Hand auf ihren Oberarm und lotzte sie zur Straße.

Dort konnte man schon die Sirenen heulen hören. Das Merkwürdige war aber, dass es sich anhörte als würde eine der Sirenen sich von ihnen entfernen und nicht wie die anderen auf sie zu kamen.

„Was ist mit deinen Händen passiert?", wollte Dale wissen und drehte ihre Handinnenflächen nach oben.

„Das könnte ich dich auch fragen."

„Das Brecheisen ist in den Flammen gelandet."

„Es waren noch Glasscherben am Fensterrahmen", antwortete sie auf sein besorgtes Gesicht.

Die Sirenen wurden immer lauter und kurz darauf blieb ein Feuerwehrauto mit quietschenden Bremsen neben ihnen stehen.

„Dale, geht es euch gut?", ein junger Mann, der ihr von früher bekannt vorkam, lehnte sich aus dem Beifahrerfenster zu ihnen.

„Mehr oder weniger", hustete Dale als Antwort und legte seinen Arm um ihre Schulter.

„Der Krankenwagen müsste gleich hier sein. Wir versuchen dann mal dein Cottage zu retten", der junge Mann klopfte mit der Hand auf die Tür und das Fahrzeug setzte sich wieder in Bewegung.

„Danke Adem", rief Dale dem Auto nach. „Deinen Bauch hat es ja auch erwischt." Sie folgte Dales Blick auf ihr zerrissenes Shirt.

Jetzt wo das Adrenalin nach ließ spürte sie von ihrem Bauch ein brennen, das von der aufgerissenen Haut ausging. Auch dir Kälte erreichte sie nun. Es lag zwar kein Schnee mehr, aber trotzdem war es so kalt das man nicht länger ohne Jacke draußen sein konnte.

„Du zitterst ja", vorsichtig legte Dale seinen Arm um ihre Hüfte und küsste sie sanft auf die Stirn.

Der Krankenwagen hatte sie endlich erreicht. Kaum stand das Auto sprang der Inselarzt aus dem hinteren Teil und kam auf sie zu.

„Dale! Livia! Seid ihr okay? Oh man, es tut mir leid, dass es so lang gedauert hat. Aber der Streifenwagen hat uns den Weg versperrt. Irgendwie mussten die gerade jetzt diesen Spinner Jasper festnehmen. Warum auch immer", schlitternd kam der Arzt vor ihnen zu stehen.

„Doc komm runter", redete Dale auf ihn ein und hustete kurz. „Wir sind nicht ernsthaft verletzt. Hauptsächlich oberflächliche Kratzer und Verbrennungen. Bis auf Livs Hände."

„Ich glaube Dale hat etwas zu viel Rauch eingeatmet", warf sie ein und blickte dann leicht verwundert zu Dale.

Warum verwendete er jetzt wieder ihren Kosenamen von früher? Klar sie hatte ihn auch wieder Vollpfosten genannt, aber warum nannte er sie jetzt wieder Liv?

Das schmerzhafte Brennen ihrer Handinnenflächen riss sie aus ihren Gedanken zurück in die Realität.

„Tut mir leid Livia", der Arzt schenkte ihr einen entschuldigenden Blick. „Ihr kommt jetzt erst mal mit in die Praxi, da kann ich euch dann richtig behandeln. Hier draußen holt ihr euch doch nur eine Unterkühlung."

„Kaum gibt es einen Außeneinsatz bekommt Doc Panik und plappert zu viel", raunte Dale ihr zu, als sie im Krankenwagen saßen und Richtung Praxis fuhren.

„Auf dieser Insel hat sich wirklich fast keiner verändert in meiner Abwesenheit", murmelte sie nachdenklich vor sich hin. „Bis auf Jasper."

„Nein", unterbrach Dale sie. „Jasper war schon immer ein Arsch. Nur zu dir war er früher nett, aber das hat sich ja mittlerweile auch geändert. Bloß gut, dass die Polizei ihn endlich festgenommen hat."

„Was meinst du passiert mit ihm", verlegen betrachtete sie ihre Hände in denen immer noch einzelne Scherben steckten.

„Hey Liv, schau mich an", vorsichtig hab Dale ihr Kinn nach oben. „Jasper wird ins Gefängnis kommen und das ist auch gut so. Schließlich hat er zwei Mal versucht dich zu töten. Du kannst nichts dafür. Also mach dir keine Vorwürfe. Bitte. Ich seh dir doch an, dass du dir die Schuld dafür gibst. Hör sofort auf damit."

„Woher weißt du...?"

„Ich kenn dich einfach", war Dales gewisperte Antwort bevor er sie küsste. Seine Lippen waren rau und schmeckten nach Rauch.

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Beide haben überlebt. Jaaaa, es gibt vielleicht doch ein Happy End?

Ich mach mit drei meiner Bücher beim WatticalAward auf dem Profil @WatticalAward mit und ich würde mich wirklich freuen wenn ihr ab 2. April für mich dort voten könntet.

Danke schonmal dafür eure A. ^^

Das CottageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt