10. Dicke Luft

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„Morgen", ein kitzelnder Lufthauch in ihrem Gesicht hatte sie aufgeweckt und nun blickte sie in Dales Augen, die nah über ihr waren.

„Morgen", ihre Antwort ging in einem Gähnen unter.

„Du machst es mir echt schwer", Dale murmelte gedankenverloren vor sich hin, doch sie hörte es.

„Inwiefern?"

„Dich nicht gleich wieder zu küssen, das ist einfach zu verlockend."

Er machte es ihr auch nicht wirklich leicht sich zurück zu halten. Oberkörperfrei lag er schon fast über ihr und sie musste sich wirklich konzentrieren ihre Augen oder sogar ihre Hände auf Wanderschaft gehen zu lassen. Der Kuss vor drei Tagen war nicht der Einzige geblieben. Dales Blick zog sie in seinen Bann und ihre Konzentration am frühen Morgen langsam nach.

Verdammt, das sollte aufhören. Sie war wieder her gekommen um in Ruhe an ihren Projekten für den Job arbeiten. Nicht um von ihrem verrückten Ex fast getötet zu werden und dann eine Affäre mit ihrem besten Freund aus Kindertagen anzufangen. So war das Ganze nicht geplant, aber es fühlte sich gut an. Gut und richtig. Definitiv besser als mit Jasper.

Dales Lippen berührten kurz ihre, dann erhob er sich und entfernte sich vom Bett. „Ich sollte Duschen. Kalt. Für meine Hausarbeit brauch ich einen kühlen Kopf und du bewirkst leider eher das Gegenteil."

Tief ein und ausatmend ließ sie sich zurück ins Kissen sinken. Eine Zeit lang blieb sie noch liegen und lauschte dem Geräusch vom laufenden Wasser in der Dusche.

Bis sie beschloss auf zu stehen und etwas zu frühstücken. In der Küche war es wahnsinnig warm und die Wand an schlechter Luft hätte sie fast rückwärts wieder aus der Küche getrieben. Aus dem oberen Bad hörte sie kein Wasser mehr laufen, also müsste Dale bald hier auftauchen. In der Zwischenzeit drehte sie die Heizung runter und versuchte das Fenstre zu öffnen.

„Ich weiß zwar nicht was genau du da machst, aber von hier aus sieht es sehr interessant aus", Dales amüsierte Stimme erklang hinter ihr.

„Lach nicht, hilf mir lieber", beschwerte sie sich. „Dein Fenster klemmt und hier drin steht die Luft förmlich."

„Also das ist mir neu", verwundert trat Dale hinter sie und versuchte ebenfalls das Fenster zu öffnen. „Komisch, dieses Fenster hat doch noch nie geklemmt. Kannst du mal bitte die Fenster im Wohnzimmer öffnen und ich suche mein Werkzeug um dieses hier auf zu bekommen."

„Dale die Fenster hier lassen sich auch nicht öffnen", berichtete sie, als sie es bei allen Fenstern probiert hatte.

„Irgendetwas stimmt hier nicht Livia", rief Dale ihr zu. „Die Hintertür lässt sich auch nicht öffnen und ich schließ sie nie von innen ab."

„Ich geh nochmal hoch und schau, ob sich da ein Fenster öffnen lässt."

„Gute Idee, ich prüf die restlichen Räume hier unten." Nach kurzer Zeit kam sie wieder zu Dale zurück, der grübelnd im Wohnzimmer auf und ab ging.

„Also oben lassen sich alle Türen und Fenster öffnen", versuchte sie möglichst beruhigend zu sagen und ließ sich aufs Sofa sinken. „Aber wenn man die Fenster aufmacht riecht es total merkwürdig draußen. Weißt du was das zu bedeuten hat?"

„Nein leider nicht", antwortete Dale matt. „Aber es scheint so als wär jemand heute Nacht hier im Haus gewesen. Und dieser Jemand hat hier unten alle Fenster und Türen verriegelt. Die Frage ist bloß warum und wie wir hier jetzt raus kommen."

„Hast du schon versucht Hilfe zu holen?"

„Ja, aber das Telefon ist tot und mit dem Handy hat man hier draußen keinen Empfang."

„Langsam wird es grusselig. Was geht hier vor?"

Er lehnte die Leiter die er aus dem Schuppen neben dem Cottage hatte an die Hauswand. Dale würde dafür bezahlen, dass er ihm Livia gestohlen hatte.

Schon damals hatte er sich immer zwischen die beiden gedrängt. Er konnte es einfach nicht zulassen, dass Dale sein Mädchen abbekam. Wofür hatte er denn sonst den Unfall inszeniert und dafür gesorgt, dass sie allein da stand. Livia sollte ihm allein gehören und keinem anderen. Livia war sein.

Die Leiter war so gestellt, dass man sie von keinem der Fenster sehen konnte. Oben angekommen öffnete er die Flasche und leerte den Inhalt auf dem hölzernen Dachgiebel aus. Der Duft stieg ihm direkt in die Nase. Schnell stieg er die Leiter wieder nach unten. Das Streichholz flammte gleich beim ersten Versuch auf und mit einem gezielten Wurf landete er auf dem Dach.

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Ich hab eine neue Story veröffentlicht. Sie heißt 'Lange Reise durch die Nacht'.

Würde mich wahnsinnig freuen, wenn ihr mal reinlest und mir eure Meinung dazu sagt.

Dort werden jeden Freitag Kapitel kommen.

Schöne Woche noch A. ;)

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