•drei haselnüsse für aschenbrödel pt.1•

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Es war drei Tage vor Weihnachten und trotzdem hatte mein Chef mir keinen Tag frei gegeben. Wie jeden Morgen stand ich am Bahnhof und wartete auf die Bahn und meinen besten Freund Jongdae. Normalerweise würde Jongdae angerannt kamen, in letzter Minute, und dann anfangen mir Geschichten zu erzählen, um genauer zu sein, Märchen. Ich hatte Märchen gehasst. Sehr, bis ein gewisser riesiger, rothaariger, Idiot in meinem Leben aufgetaucht war und mir gezeigt hatte wie wunderbar Märchen doch wirklich sein konnten. Sein Name ist Park Chanyeol und mein persönlicher Märchenprinz. Nur ist mir das noch nicht wirklich bewusst.

Aber heute war es anders. Jongdae kam zwar wie immer in letzter Minute, doch er erzählte mir kein Märchen. Stattdessen fragte er mich: „Was macht Chanyeol so viel besser als ich?" Überrascht von der Frage wusste ich nicht was antworten und schwieg. Dabei schaute ich Jongdaes Gesicht an, es war ernst, müde und traurig. Schlussendlich zuckte ich nur mit den Schultern und antwortete wage: „Er gibt mir Farbe." Jongdae nickte nur und seufzte auf. Und da kam mir eine Idee. Ich wusste, dass wir beide mächtig Ärger kriegen würden, doch es war es wert. Also lächelte ich, hob den Zeigefinger um Jongdae zu deuten er soll still sein und holte mein Smartphone aus der Tasche. Ich tippte eine Nummer ein und hielt mir das Ding ans Ohr. „Guten Morgen. Ja genau... Mhmm... Nein, nur für heute. Ja, danke." Und hängte auf. „Wir steigen bei der nächsten Station aus.", verkündete ich grinsend. Jongdae sah mich an als hätte mich der Teufel geritten, argumentierte aber nichts. Ich habe bei einem Arbeitskollegen namens Yixing angerufen, er solle uns für heute krank melden. Die Bahn hielt an und Jongdae und ich stiegen aus. Dicke Schneeflocken fielen zu Boden und bedeckten den grauen Beton mit einer weissen fluffigen Puderschicht. Unser Atem bildete weisse Wölkchen und einige Passanten liefen geschäftig ihres Weges. „Und was sollte das jetzt?", murrte Jongdae vor Kälte zitternd. „Lass uns nachhause laufen." Erklärte ich und bedeutete ihm mir hinterher zu laufen. „Also, der Grund wieso ich uns Krank melden liess ist einfach. Ich werde dir jetzt eine Geschichte erzählen, ein Märchen. Diese Gesichte hat mir Chanyeol gestern Abend erzählt als ich ihn  gefragt habe, welche Farbe die letzte Kerze haben sollte." Jongdae blickte mich ungläubig an, blieb jedoch still. Also begann ich: „Es war einmal vor langer Zeit in einem weit entfernten Königreich. Junmyeon, gekannt unter Suho oder einfach Aschenbrödel lebte nach dem Tod seiner Eltern als Waise, bei seiner gehässigen Stiefmutter und deren Tochter Suzy, die schönste junge Frau des ganzen Königreichs. Sein Schimmel Nikolaus war alles was Suho geblieben war. Die Stiefmutter hat den Bauernhof von Junmyeons Vater an sich gerissen und erniedrigte zusammen mit ihrer Tochter, Junmyeon Tag für Tag, behandelten ihn wie eine Dienstmagd, zwangen ihn dazu ein Kleid aus Lumpen und einem Sack zu tragen und Holzschuhe zu tragen, welche schrecklich schmerzten.

Eines Tages im tiefsten Winter, alles ist farblos, kamen König und Königin zu Besuch auf das Gut. Das Königspaar verkündete sie würden die schönsten jungen Frauen des ganzen Reiches zusammenrufen und auf einen Ball im Schloss einladen. Sie wollen ihren Sohn, den zweiten Prinzen Yixing, vermählen.

Natürlich willigt die Stiefmutter ein, die Chance Aschenbrödel loszubekommen war einfach zu verlockend. Also beauftragte sie ihre Tochter auf dem Ball das Herzen des Prinzen zu gewinnen.

Junmyeon wusste was das für ihn bedeutete, sagte aber wie immer nichts.

Der Tag an dem  Aschenbrödel und der Prinz sich zum ersten Mal begegneten war im Wald. Die Stiefmutter hatte Aschenbrödel, auf seinem Schimmel Nikolaus, auf Jagd geschickt. In verlumpter und verschmutzter Kleidung ritt Suho durch den Wald, seine Augen spähten nach leichter Beute und seine Ohren lauschten auf Gefahren. Sein Schimmel ist unruhig, was ihn noch aufmerksamer werden liess und als er ein Schuss aus seiner Nähe hört wird seine Unruhe bestätigt. Ohne weiter nach zu denken ritt Junmyeon zum Ursprung des Schusses. In nicht allzu weiter Ferne sah einen jungen Jäger im Gebüsch liegen, auf ein Reh zielen. Wieso Junmyeon abstieg und vorsichtig auf den Jäger zu kroch wusste er nicht. Er wusste nur, dass er das arme Tier schützen musste. Da er ohne weitere Hilfsmittel war formte er kurzum eine Schneeball und warf ihn Richtung Jäger. Der Schneeball traf den Jäger am Kopf und er verfehlte sein Ziel um Haaresbreite. Durch den lauten Knall erschrak der Schimmel Nikolaus und stob in ohrenbetäubendem Donnern davon. Der Jäger sprang wutentbrannt auf und blickte sich mit feurigem Blick um. Und da erblickte der Prinz, welcher von Aschenbrödel für einen Jäger gehalten wurde, eine zierliche Gestalt hinter einem Baum. Das Gesicht konnte er nicht erkennen da die dunkle Kapuze zu tief ins Gesicht gezogen war. Und doch, Aschenbrödel sah alles. Der markante Kiefer, die stechenden Augen, die zu einer Linie zusammengepressten Lippen, die starken Arme. Zwei Sekunden später rannte Junmyeon um sein Leben. Der Prinz rief seine Gefährten und verfolgte Suho quer durch den Wald. Wenn es aussah als hätte der Prinz die Gestalt gleich eingeholt bog sie wieder ab und schlug einen Haken.

Junmyeon rannte und rannte, hatte die Spur seines Schimmels längst verloren und stolperte schlussendlich über eine Baumwurzel. Kraftlos blieb er liegen. Endlich hatte der Prinz die Gestalt eingeholt, kniete sich herunter und wollte gerade die Kapuze aus dessen Gesicht reissen als ein ohrenbetäubender Pfiff die Stille des Waldes durchbrach und ihn augenblicklich seine Hände auf die Ohren pressen liess. Seine Gefährten Yifan und Luhan welche einige Meter hinter ihm standen, riefen etwas Warnendes, doch es war zu spät. Wie aus dem nicht kam ein weisses Ross aus dem Unterholz geprescht, direkt auf den Prinzen und Aschenbrödel zu. In letzter Sekunde konnte der Prinz den riesigen Hufen ausweichen und viel Hintern voran in den Schnee. Die Gestalt steht schneller auf als sie auf den Boden gefallen war und schwang sich auf das Pferd. Und eine Sekunde lang glaubte Yixing zwei wunderschöne Haselnussbraune Augen unter der Kapuze hervorblitzen zu sehen, bevor der Schimmel davon galoppierte. Doch der Prinz wusste, es gab keine Farben mehr in diesem Reich, das konnte nicht gewesen sein.

Aschenbrödel kam ohne Beute zuhause an und musste eine bittere Strafe über sich ergehen lassen. Und der Jäger ging ihm nicht mehr aus dem Kopf.

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Erster Teil des zweit letzten Kapitels.^^ Ich denke mehr als drei Kapitel werden nicht mehr kommen, danke an alle die mich in diesem Projekt unterstützen und motivieren.❤️

•fairytales• baekyeol/ chanbaekWhere stories live. Discover now