Kapitel 60

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Kubas Sicht

Ich halte das nicht mehr aus. Seit das mit Lou passiert ist sind drei Tage vergangen. Drei Tage in denen sie nicht mit mir gesprochen hat, nichts gegessen hat und nur in ihrem Zimmer sitzt. Ich weiß einfach nicht wie ich ihr helfen kann. Sie lässt mich nicht an sie heran. Immer wieder sagt sie nur, dass ich es Mats nicht erzählen darf. Und das habe ich auch nicht. Ich habe es niemanden erzählt. Es ist schon 21 Uhr und die Kinder liegen schon im Bett, deswegen versuche ich noch ein Mal mit Lou zu reden. Denn irgendwas muss passieren, immerhin kommt Mats in zwei Tagen wieder. Ich gehe zu ihrem Zimmer und klopfe an ihrer Tür. „Lou? Lou kann ich bitte reinkommen." Da sie mir, wie immer, nicht antwortet öffne ich einfach vorsichtig die Tür und gehe rein. Da liegt sie. Es zerreißt mir das Herz wenn ich sie so sehe. Dünn, viel zu dünn, blass, überall blaue Flecke und Platzwunden. Mein Blick fällt auf ihren Arm, den der Pulli nicht bedeckt. Frische Narben. Sie ritzt sich wieder. Aber wirklich wundern tut mich es nicht. Ich bin schon froh, dass sie überhaupt noch lebt. „Lou wir müssen reden." Sage ich und gehe auf sie zu. Sie hebt ihren Kopf als ich auf sie zukomme und ich sehe ihre leeren Augen. „Lou ich weiß ich sollte Mats nichts erzählen. Aber in zwei Tagen ist das Spiel, da erwartet er dich im Stadion." Beginne ich. Keine Regungen bei ihr. Also fahre ich fort. „Und so kannst du ja nicht ins Stadion. Aber er wird dich trotzdem sehen, und er wird wissen wollen was passiert ist. Und das möchte ich auch gerne wissen." Den letzten Satz murmle ich nur leise, doch sie scheint ihn trotzdem gehört zu haben. „Kannst du dir das nicht denken?" Fragt sie leise. Ich seufze, ja ich kann es mir denken. „Hat er dich vergewaltigt?" So, jetzt ist die Frage raus. Lou blickt mich an, und schüttelt langsam den Kopf. „Nein, er hat vorher aufgehört weil er dich gehört hat." Sagt sie dann. Toll, immerhin etwas... Es herrscht Schweigen zwischen uns und ich weiß nicht was ich sagen soll. „Kuba ich gehe Mittwoch ins Stadion." Bähm. Das war das letzte womit ich gerechnet habe. „Was?" frage ich ungläubig. „Ich... ich schaff das. Ich hab ihm versprochen das ich zugucke." Lou scheint doch noch nicht ganz aufgegeben zu haben, auch wenn ich nicht glaube das das wirklich klappt mit dem Stadion. Sie kommt ja nicht mal hier aus ihrem Zimmer. „Aber du musst da sein. Du musst die ganze Zeit da sein." Sagt sie und schaut mich dabei eindringlich an. Ich nicke perplex. Drei Tage ist sie mehr Tod als lebendig und jetzt das? „Kommst du mit in die Küche etwas essen?" frage ich sie, in der Hoffnung das sie durch ihre Eindringlichkeit jetzt etwas „lebendiger" ist. „Ok." Sagt sie zu meinem Erstaunen und steht auf. Während sie vor mir läuft, merke ich wie sie humpelt. Sie muss noch immer ziemliche Schmerzen haben.

Lou

Die letzten Tage sind an mir vorbei gegangen. Ich habe kaum mitbekommen wie die Nächte zu Tage wurden. Ich bin in alte Muster verfallen, habe mich komplett zurückgezogen und meine Arme sind überzogen von frischen Narben. Das einzige wozu ich in der Lage war, war mit Mats zu schreiben. Ich erzählte ihm wie gut es mir gehen würde und ich hörte mir an, wie viel Spaß er hatte. Jegliche Versuche von Kuba mit mir zu reden habe ich abgeblockt, bis jetzt. Mats ist in zwei Tagen wieder hier. Irgendwas hat bei diesen Worten in mir Klick gemacht. Ja, mir ging es scheiße und ja, ich fange wieder bei null an. Aber ich weiß das Mats mich nicht so sehen darf, nicht so kampflos. Also gehe ich mit Kuba in die Küche und esse etwas, obwohl ich weder Hunger noch Appetit habe. Ich setzte mich sogar danach mit ihm auf die Couch und gucke Fernsehen, wobei ich nicht mitbekomme was wir überhaupt gucken.
Am nächsten Morgen werde ich durch Kinderlachen wach. Ich schaute auf mein Handy. 8 Uhr morgens. Ich seufze und zwinge mich auf zustehen. Noch immer tut mir alles weh, doch es wurde langsam besser. Ich schnappe mir frische Klamotten und meinen Kulturbeutel und verlasse mein Zimmer. Dabei rennt Anni fast in mich hinein. „Oh Hallo Lou, wie geht es dir?" fragt sie mich sofort. Ich glaube Kuba hat ihr erzählt, dass ich eine Treppe hinunter gefallen sein. Ich zwinge mich sie an zu lächeln. „Es wird langsam besser, danke." Antworte ich ihr und schon läuft sie weiter. Ein echter Wirbelwind. Mein Weg führt mich ins Bad wo ich erst einmal dusche und mir die Zähne putze. Nachdem ich meine Haare trocken geföhnt habe beginne ich damit, meine Gesicht und Hals zu schminken. Auch wenn Anni mich schon gesehen hat, muss es ja nicht sein, dass sie die ganze Zeit mich so sieht. Als ich zumindest etwas besser aussah, zog ich mir eine Jeans und ein roten Pullover an. Um meine Arme machte ich einen Verband.
„Guten Morgen." Sage ich als ich in die Küche komme. Kuba sieht mich erstaunt, aber sehr erfreut an und auch Lily scheint sich zu freuen mich zu sehen. „Guten Morgen Lou, willst du mit uns Frühstücken?" fragt Kuba mich während er die kleine gerade in den Hochsitz setzt. „Gerne." Antworte ich und versuche zu lächeln. Kuba sieht es und ein lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus.

Kannst du mich retten?  (Mats Hummels ff)- Abgeschlossen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt