Kapitel 10

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Lous Sicht

Das erste was ich spürte als ich wach wurde, war, dass ich merkte, dass ich nicht alleine war. Ich konnte spüren wie mich jemand im Arm hielt und vorsichtig öffnete ich meine Augen. Desorientiert versuchte ich mich an die Helligkeit zu gewöhnen. Dann sah ich, dass Mats mich im Arm hielt. Ich musste kurz lächeln, bevor mir wieder einfiel, wieso ich überhaupt hier war. Vorsichtig löste ich mich aus seinen Armen und stand auf. Mats seufzte einmal und drehte sich dann um. Ich musste einmal traurig lächeln und schaute mich dann um. Ich stand in einer offen eingerichteten Stube. Auf den Wänden waren helle Tapeten mit schwarzen Mustern. Die Möbel waren alle schwarz. So auch das überdimensionale Sofa, auf welchem Mats schlief. Gegenüber an der Wand hing ein riesiger Fernseher. Im Großen und Ganzen konnte man sagen, dass es echt modern und schick eingerichtet war. Ich wollte zum Bad, aber mochte Mats nicht wecken. Ich brauchte einfach mal ein paar Minuten für mich. Als ich meinen Rucksack neben einer der zwei Türen fand ging ich drauf zu und nahm ihn mit. Ich ging durch die Tür und stand in einem Flur. Rechts von mir führte eine Treppe nach oben. Ich ging sie hoch und befand mich wieder in einem langen Flur mit vier Türen. Ich ging alle entlang und bei der dritten Tür hatte ich Glück, denn darauf war ein Schild wo „Bad" drauf stand. Als ich Tür geöffnet habe, schaute ich mich um. Wow. Das Bad war riesig. Eine Badewanne, Dusche, Toilette und zwei Waschbecken waren hier. Da ich ziemlich dringend auf Toilette musste, führte mein Weg direkt dorthin. Als ich meine Hände gewaschen habe, schaute ich in den Spiegel und musste Schlucken. Meine Lippe war aufgesprungen, das linke Auge blau und das rechte sah unwesentlich besser aus. Ich wand den Blick ab und ließ mich auf den Boden sinken. Warum? Warum musste es soweit kommen? Womit hatte ich es verdient, dass mein eigener Vater mich so behandelte. Wieder kamen mir die Tränen als ich an Gestern Abend zurück dachte. Ich kroch zu meinem Rucksack und öffnete ihn. Nach kurzer Suche fand ich schließlich meine Klinge. Ich krempelte Mats Pulli hoch und setzte an. Währenddessen heulte ich ununterbrochen. Ich hab keine Ahnung wie lange ich da so saß, aber auf dem Boden hatte sich bereits ein großer Fleck Blut gebildet. Auf einmal hörte ich Mats Stimme: „Lou? Lou ist alles in Ordnung?" Ich antwortete ihm nicht sondern weinte einfach ein. Als ich hörte wie die Türklinke runtergedrückt wurde sah ich auf. „Oh mein Gott Lou!" schrie Mats panisch als er mich sah. Er kam sofort auf mich zu gerannt, nahm ein Handtuch was in der Nähe lag und wickelte es mir um den Arm. „Es tut mir leid." Schluchzte ich. „Wofür entschuldigst du dich denn?" „Ich...ich mach hier alles dreckig und generell, ich wollte dich nie nerven oder dich mit mir belasten..." bevor ich weiter sprechen konnte, wurde ich von ihm unterbrochen: „Lou Stopp! Du redest Unsinn. Du nervst mich nicht, oder belastest mich in irgendeiner Weise. Ich bin so froh, dass wir uns kennengelernt haben. Und ich bin auch froh, dass du jetzt bei mir bist. Man Lou! Ich mag dich und ich mach mir Sorgen. Aber du kannst mir glauben, wenn ich sage, dass ich unendlich erleichtert bin dich bei mir zu haben. Denn so kann ich dir helfen." Seine Worte klangen so ehrlich und aufrichtig. Wenn er bei mir war, vergaß ich den ganzen Scheiß um mich herum. Ich hatte keine Angst, dass er mir weh tat, ich vertraute ihm einfach. „Danke" flüsterte ich und lehnte mich gegen seine Schulter. „Ich kann nur immer wieder sagen, dass es selbstverständlich ist, kleine." Antwortete er und drückte mich an sich. „So. Und jetzt verarzten wir dich mal." Sagte er, zog mich hoch und setzte mich auf den Toilettendeckel wieder ab. Er ging zum Waschbecken und kam mit einem nassen Waschlappen wieder. „Ist es ok?" fragte er, kurz bevor er meinen Arm nahm. „Ich weiß, dass du mir nichts tun wirst. Also ja." Er lächelte kurz und nahm dann das Handtuch weg. Es blutete immer noch relativ stark. Mats wischte vorsichtig mit dem Waschlappen über meinen Arm, bis das Blut nur noch da war, wo ich die Klinge angesetzt habe. „Hier. Drück den darauf." Sagte er zu mir, nahm meine Hand und legte sie auf den Waschlappen. Ich drückte zu während ich Mats dabei beobachtete, wie er zu dem Schrank über dem Waschbecken ging. Als er sich umdrehte, hatte er einen Verbandskoffer in der Hand. Er kniete sich neben mich und öffnete ihn. Ich nahm den Waschlappen weg, und Mats verband mein Arm richtig professionell. Aber als er fertig war, ließ er mich nicht los, sondern nahm mein Arm hoch und drehte ihn so, dass man die blauen Flecke sehen konnte. „Das müssen wir eincremen. Hast du irgendwo offene Stellen?" Ich überlegte kurz, schüttelte dann aber den Kopf: „Nein. Das meiste sind nur blaue Flecke und der Rest sind...meine Narben." Das letzte nuschelte ich, es war mir irgendwie unangenehm dies zu sagen. Es klang so, als ob ich schwach wäre, ok. Bin ich ja auch. „Ich hab eine Creme damit man Narben nicht so Doll sieht. Willst du die haben?" Ich schaute ihn dankbar an und sagte: „Das wäre super." Mats lächelte und drückte mir eine Tube in die Hand. „Mats?" fragte ich. Er schaute mich fragend an. „Kannst du mir helfen mich einzucremen? Ich hab das Gefühl, dass ich mich kaum bewegen kann." „Natürlich, wenn das für dich ok ist?!" Ich nickte. Zögerlich zog ich meinen Pulli aus. Ich fühlte mich total unwohl und Mats schien das zu bemerken, denn er sagte: „Hey Kleine. Wir können das auch irgendwie anders machen." Ich schaute in sein Gesicht und sofort fühlte ich mich wieder besser. „Nein. Es geht schon." Sagte ich mit fester Stimme und zog mir den Pulli über den Kopf.

Kannst du mich retten?  (Mats Hummels ff)- Abgeschlossen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt