Kapitel 46

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Keine Ahnung wie lange Mats und ich da so auf dem Bett lagen und nichts sagten, aber irgendwann meinte Mats zu mir, ob wir zum Abendessen gehen wollen. „Klar.“ antwortete ich und stand auf. Ich ging erst mal ins Bad, machte mich frisch und beseitigte die Spuren von meinem Weinanfall von vorhin. Als ich so in den Spiegel guckte, dachte ich über vorhin nach...Keine Ahnung wieso das auf einmal alles wieder hoch kam, aber es war einfach nur schrecklich. Und ich muss Mats damit echt verletzt haben, besonders da er im ersten Moment nicht wusste, was los war.
Ganz ehrlich, ich hatte Angst. Angst davor, dass das wieder passieren kann, das einfach alles wieder hoch kommt. Und ich hatte Angst davor, dass sich deswegen zwischen Mats und mir was verändert, weil er Angst davor hat mir Angst zu machen und weil ich Angst davor habe, ihn wieder zu verletzten. Wenn Mats meine Gedanken hören würde, würde er jetzt wohl sagen, dass ich ihn nicht verletzt habe, und das ich nichts dafür kann. Aber ich weiß, dass ich ihn verletzt habe...
Es war eben so ungewohnt und komisch, einfach neben ihm zu liegen und nichts zu sagen. Als ob wir nur körperlich da waren, als ob wir Fremde wären... „Lou? Ist alles in Ordnung?“ hörte ich Mats von vor der Tür rufen. „Ja klar.“ sagte ich und schloss auf. Mats stand vor mir und sah mich prüfend an. „Okay.“ meinte er dann einfach und ging an mir vorbei ins Bad. Einfach so, ohne noch mal zu fragen, was für ihn eigentlich so typisch ist und was ich an ihm liebe. Als die Tür wieder geschlossen war, schloss ich für einen Moment erst mal meine Augen. Wie kann sich wegen so einer Sache nur unser Verhältnis zu einander verändern? Ich konnte es nicht richtig beschreiben, aber da war etwas in mir, dass Angst hatte und merkte, dass Mats sich anders verhält. Mir kamen die Tränen hoch. Ich wollte nicht, dass sich irgendwas verändert! Die Tränen wurden immer mehr und ich ging aufs Bett und vergrub mein Gesicht im Kopfkissen. Was soll ich tun? Ich hab doch schon mit Mats gesprochen, aber wie kann ich ihn dazu bringen, mir zu glauben, dass ich mir nichts mehr wünsche, als dass er genau so bleibt wie immer. Und das auch solche Sachen wie erst, das Knutschen, schön sind. „Lou?“ Ich hob meinen Kopf nicht und sagte auch nichts. „Es tut mir leid.“ flüsterte er. Und dann sah ich doch hoch und sah Mats, wie er vor dem Bett stand und mich traurig ansah. „Was tut dir leid?“ fragte ich mit brüchiger Stimme. „Das...das es dir wegen mir wieder schlechter geht..das du wegen mir wieder an ihn denken musst.“ meinte Mats und sah mich dabei nicht an. Keine Ahnung wieso, aber ich wurde sauer und fing an lauter zu werden. „Verdammt Mats! Das ist doch nicht deine Schuld! Was kannst du denn dafür, was er getan hat?“ „Ich hab dich wieder daran erinnert.“ murmelte er. „Ich denk jeden scheiß Tag daran.“ schrie ich jetzt. Ich wusste da es nicht richtig war, ihn jetzt an zuschreien, aber es war mir gerade so was von egal. „Jeden verdammten Tag. Du gibst dir die Schuld, dass ich wieder daran gedacht habe?! Du bist der einzige Grund, weshalb ich es überhaupt mal für ein paar Stunden vergessen kann! Und das eben.... man keine Ahnung wieso ich da so reagiert habe. Aber es war nicht deine Schuld!“ „Doch war es.“ murmelte Mats. Er wollte sich unbedingt selber die Schuld geben. „Nein! Nein ist es nicht! Du bist immer der einzige Grund, wieso ich überhaupt Lache, immer!“ „Aber jetzt weinst du...wegen mir.“ „Weißt du was? Ja, du hast Recht. Mir geht es Scheiße, wegen dir!“ schrie ich. „Es tut mir leid.“ sagte er leise und mit brüchiger Stimme. „Es geht mir Scheiße, weil ich dich jetzt brauche, um mich abzulenken. Weil ich dich jetzt brauche, damit du mich einfach fest hältst.“ fuhr ich fort. Aber ich schrie nicht mehr sondern sagte es in normaler Lautstärke. Mats hob seinen Blick und sah mich an. Ich stand von dem Bett auf und ging langsam auf ihn zu. „Verdammt Mats ich brauche dich.“ flüsterte ich als ich vor ihm stand. „Ich habe Angst.“ sagte Mats so leise, dass ich ihn kaum verstehen konnte. Aber ich hörte es und ich sah auch die Tränen, die ihm über das Gesicht liefen. Das tat mir im Herzen weh, ihn so zu sehen. „Wovor?“ fragte ich leise. „Davor, dass ich wieder etwas tue, was dich daran erinnert oder das ich dich einfach verletze.“ antwortete Mats.
„Du kannst mich nur dann verletzten, wenn du mich nicht mehr berührst.“ flüsterte ich und hob vorsichtig meine Hand, um ihm seine Tränen weg zu wischen. Die Tränen, die er wegen mir, wegen seiner Angst mich zu verletzen, vergoss. Mats schloss seine Augen als ich meine Hand an seiner Wange liegen ließ. Ich legte meine andere Hand in sein Nacken und zog ihn etwas zu mir herunter. „Ich will dich nicht verlieren.“ flüsterte ich gegen seine Lippen und küsste ihn dann sanft. Unsere beiden Lippen waren nass von unseren Tränen, doch das war mir egal. Das zeigte mir nur noch mehr, wie sehr ich diesen Mann liebe. Den Mann, der weint, weil er Angst hat mich zu verletzen. Mats erwiderte den Kuss nur sehr zögerlich. Ich löste mich und sah in sein Gesicht. Und endlich sah er mich wieder an. Ich sah in seine Augen und sagte: „Ich liebe dich.“ Mats hob zögerlich seine Hand und fuhr mir über meine Haare und ließ seine Hand dann an meiner Wange liegen, so wie ich eben. „Ich liebe dich auch, und du wirst mich nicht verlieren.“ flüstere er. „Niemals.“ Er legte seine andere Hand auf meinen Rücken und zog mich näher an sich ran, sodass ich seine Brust berührte. Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen näherten sich unsere Lippen wieder und diesmal war er es, der die letzten Zentimeter überbrückte. Ich glaube, es war der gefühlsvollster Kuss, den wie je hatten. Denn er war voller Liebe, Entschuldigungen und dem Versprechen, uns niemals zu verlieren.

Kannst du mich retten?  (Mats Hummels ff)- Abgeschlossen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt