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Ich wache schweißgebadet auf. Das alles ist kein Traum, es ist pure Realität. Ich schließe meine Augen und lasse mich wieder zurück in mein Bett fallen.

Plötzlich klopft es an der Tür. Eine Menge von Menschen in blauer, steriler Kleidung, kommt die Tür herein. Unteranderem Niklas und Dr. Albeck.

" Wie geht es dir? ", fragt Niklas sanft.

" Geht schon. Ich habe ein wenig Bauchschmerzen, aber ansonsten geht es mir gut. " Ich höre mein Herz aus irgendeinem Grund immer heftiger schlagen und auch das EKG schlägt Alarm.

Niklas redet mir mit beruhigender Stimme zu. Mein Herzschlag wird langsam wieder regelmäßiger. Niklas zieht mein Hemd hoch und tastet vorsichtig meinen Bauch ab.
Er dosiert das Schmerzmittel höher und ordnet einen Ultraschall an.

Die Crew verabschiedet sich und verlässt den Raum. Ich bleibe allein zurück. Neben mir piepst das EKG und vor mir sitzt eine Schwester hinter einer Scheibe und kontrolliert meine Werte.

Ich lasse meine Augen zufallen und schlafe noch ein wenig.

Es ist mittlerweile 12 Uhr und ich habe Hunger. Dr. Albeck öffnet die Tür.

" So ich mache jetzt ein Sonographie von deinem Bauch, damit wir sehen können ob das Lyrix richtig sitzt. ... Achtung jetzt wird es kalt. "

Lächerlich, als ob ich noch nie einen Ultraschall gehabt hätte. Doch das kalte Gel auf meinem Bauch lässt mir einen Schauer über den Rücken laufen.

Nachdem Dr. Albeck meinte es wäre alles in Ordnung zog er das Pflaster meiner Wunde runter. Ein stechender Schmerz darfährt meinen ganzen Körper. Ich schreie auf.

" Tut mir leid ", versucht sich Dr. Albeck zu entschuldigen. Ich lasse mich wieder zurückfallen.

" Die Wunde sieht soweit ganz gut aus. "

Die Worte beruhigen mich ein wenig. Er desinfiziert die Wunde noch mal gründlich und klebt dann ein neues Pflaster darauf.

Bevor Dr. Albeck das Zimmer verlässt frage ich noch nach meinem Essen, aber er meint, dass es erst um halb zwei Essen gibt.

Enttäuscht schaue ich zur Decke auf und überlege, wie es jetzt eigentlich weiter gehen soll. Werde ich für immer im Krankenhaus bleiben oder muss ich ins Heim. Am liebsten würde ich zu meinem Onkel, aber der hat bestimmt andere Sorgen.

Bekümmert steigen mir schon wieder Tränen in die Augen. Diesesmal lasse ich sie aber einfach laufen und habe nicht das Bedürfnis sie wegzuwischen. Eine fette Kullerträne läuft mir über die Wange. Ich ignoriere sie völlig und starre weiterhin zur Decke hinauf. Ich habe das Bedürfnis nach Aufheiterung, nach irgendeiner Beschäftigung. Mir ist wahnsinnig langweilig so ganz alleine auf der ITS. Ich suche in den Schubläden nach irgendetwas, das mich aufmuntert. Mein einziger Gedanke bleibt am EKG hängen.

Ich halte langsam die Luft an. Es piepst und schlägt Alarm. Witzig. Ich habe endlich eine Beschäftigung gefunden. Plötzlich kommt Niklas total aufgebracht in mein Zimmer.

" Lena, was hast du? Atme ganz langsam. "

Er ist doch Arzt? Versteht er nicht, dass ich nur simuliere? Zu seiner Erleichterung kann ich die Luft nicht mehr länger anhalten und öffne meinen Mund. Ich habe Gefallen daran gefunden Niklas zu verarschen und beginne mit einer immer heftiger werdenden Schnappatmung. Niklas holt eine Sauerstoffmaske raus und setzt sie mir auf. Er legt seine kalte Hand Aug meine Schulter und beruhigt mich.

Ich reiße mir die Sauerstoffmaske runter und beginne mich zu erklären, doch bevor ich meinen Mund aufmachen kann fällt mir Niklas ins Wort.

" Lena bist du von allen guten Geistern verlassen? Spinnst du jetzt völlig? Du kannst mich doch nicht einfach so erschrecken! Man. "

Mist. Ich glaube ich hab wirklich Scheiße gebaut. Niklas ist richtig sauer auf mich. Trotzdem bildet sich ein leichtes Grinsen auf meiner Stirn. Ich versuche es sofort wieder zu unterdrücken, da Niklas mich mit sehr ernster Miene ansieht.

" Niklas, mir ist so langweilig auf der Intensivstation, kann ich nicht was lesen? "

Ganz ehrlich: ich hasse lesen, aber bevor mir noch mehr Mist einfällt kann ich ja mal lesen.

" Lena du bist auf der ITS nicht um sonst! Hier muss alles steril sein! Um auf deine Frage zurück zu kommen, du kannst hier selbstverständlich nichts lesen. Wenn alles gut läuft, dann kannst du in zwei Tagen auf Normalstation verlegt werden. Ich kümmere mich um ein paar Schulbücher, dann kannst du gleizeitig auch noch was dabei lernen. "

Niklas verlässt mein Zimmer wieder. Na super. Ich darf noch zwei Tage auf dieser mega langweilen ITS liegen und dann ist das einzige was ich darf büffeln? Nein, danke.

Ich habe gedacht, dass ich hier nicht so ausgenutzt und gedemütigt werde wie bei meinen Eltern, aber da hab ich mich wohl getäuscht.

Andererseits sind gute Noten auch toll und verbreiten Glücksgefühle in meinem Körper. Lernen stört mich eigentlich gar nicht so, weil der Preis, den ich dafür bekomme nicht gerade niedrig ist.

Auf einmal geht die Tür auf. Es gibt endlich Essen. Ich habe so heftigen Hunger, dass mir völlig egal ist was auf dem Teller liegt. Ich öffne den Deckel und lade meine Gabel richtig voll. Ich stopfen mir die ganze Ladung auf einmal in den Mund. Kaum zu glauben, dass ich mich nicht verschlucke. Die restlichen Gemüsenudeln esse ich ebenfalls hastig in mich hinein.

Schon nach kurzer Zeit kommt der Pfleger wieder herein und holt meinen Teller ab. Auf die Frage, ob es denn geschmeckt hätte, antwortete ich mit einem genüsslich Ja.

Nachdem mein Magen nun voll ist mit Nahrung, widme ich mich wieder der Decke zu. Ich will nicht in ein Heim, auf gar keinen Fall!

Ich warte. Ich verbringe den restlichen Tag mit Nachdenken. Ich beschließe, dass mir noch so viel Unheil zugefügt werden kann, ich gehe nicht in ein Heim. Die armen Kinder, die in einem Heim sind. Ich hätte noch dazu eine Krankheit. Ich würde wahrscheinlich nie von einer Familie adoptiert werden. Das wäre denen viel zu viel Aufwand. Sich um ein krankes Kind zu kümmern.

Ich geb es auf. Ich werde von diesen grausamen Gefühlen erdrückt. Dass ich vielleicht in ein Heim muss, lässt meine Seele nicht in Ruhe. Ich schließe zögernd meine Augen, doch beruhigen kann ich mich nicht. Dieser Gedanke vom Heim hat sich fest in meinem Kopf verankert.

In aller freundschaft die jungen ärzte Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ