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Das schrille klingeln des Weckers holt mich aus meinem erholsamen Schlaf. Ich reiße mir die Bettdecke über den Kopf doch ich höre es immer noch. Schließlich fasse ich den Entschluss den Wecker auf den Boden zu schlagen woraufhin er dann auch aufhört zu scheppern.

" Ist alles okay bei dir Lena? ", fragt Niklas müde, der in meinem Türrahmen steht und die Stirn runzelt.

" Tut mir leid Niklas, dass wollte ich nicht."

" Ah... Okay. Aber steh jetzt bitte auf du musst in die Schule."

Er geht aus meinem Zimmer und schließt die Tür hinter sich. Langsam kommt mir wieder in den Sinn, dass heute ja mein erster Schultag in Erfurt sein wird.

Heute ist der 10. Oktober und mein Schulalltag beginnt wieder.

Ich stehe nun endlich auf und gehe mit gesenktem Blick ins Bad.

Ich mag Schule zwar gerne, aber Aufstehen ist für mich der Horror.

Also zwinge ich mich ins Bad und kämme mein Haar durch. Ich bin einfach zu müde um mir eine Frisur zu machen, aber mit offenen Haaren kann ich einfach nicht in die Schule, die nerven mich so und deshalb mache ich mir einen hässlichen Pferdeschwanz.

Ich hole mir Unterwäsche, ein süßes kleines Top mit Spitze und eine blaue Jeans aus meinem Schrank.

Während ich mir gerade 2 Liter Schminke ins Gesicht klatsche ruft Caro auch schon zum Frühstück.

Ich gehe zu ihr doch als ich da war senkt sich meine Laune noch mehr: "Niklas ist leider schon in der Klinik." Caro lächelt und stellt das Marmeladenglaß auf den Tisch.
 
Also setze ich mich getrost an den Tisch, nehme eine Brotscheibe Schwarzbort aus dem Korb und schmiere Marmelade drauf.

Als Caro mich dann fragt ob sie mich fahren sollte antworte ich nur mit einem stummen und
trägen Kopfnicken.

Nachdem wir mit dem Essen fertig sind ziehen wir uns an und fahren los. Nach gefühlten Hundert Stunden und einer Viertel Stunde zu spät ereichen wir die Schule. Ich nehme meine Schultasche und winke Caro zu.

Ich schlürfe zu meinem Klassenzimmer und habe überhaupt keinen Drang mich zu beeilen, obwohl ich sowieso schon zu spät bin.

Irgendwann komme ich dann zu einem Klassenzimmer, welches  die gleiche Nummer hat wie die auf dem Brief den Niklas bekommen hat. Ich gehe hinein und sehe eine nette Klasse mit einer netten Lehrerin, sagt mir zumindest mein Bauchgefühl. Die Frau begrüßt mich mit einem herzlichem Hallo.

Ich setze mich auf einen der  freien Plätze und bereue es im gleichen Moment wieder. Anscheinend sitze ich neben der größten Schwätstante der Welt.

Der Rest verläuft aber eigentlich ganz üblich. Es ist ein ganz normaler Schultag, der nach sechs Schulstunden und zwei Pausen vorbei ist.

Als ich durch die durchsichtige Tür die parkenden Autos sehe, bin ich nicht mehr zu halten. Da steht tatsächlich Niklas.

Ich laufe zu ihm hin und falle ihm in die Arme. "Nicht so wild", freut sich Niklas.

Ich löse mich von ihm und gehe zur Beifahrertür.

"Musst du wieder in die Klinik?", frage ich neugierig.

"Nein, ich hab Nachtdienst" , antwortet er und lässt den Motor an.

Auf der Fahrt nach Hause tauschen Niklas und ich ein par Worte aus und kommen schließlich zu Hause an.

Ich springe aus dem Auto und gehe in schnellem Tempo zu Caro in die Küche. " Was gibt's denn ", frage ich sie hungrig.

" Kartoffelgratin " , antwortet sie mir vollem Stolz.

" Oh mein Gott, lecker "

" Na komm, dann setz dich schon mal an den Tisch. Wo bleibt den Niklas? "

Der Satz fellt gerade als Niklas zur Tür hereinkommt.

" Komm, Essen. " , ruft Caro ihn herbei.

Niklas geht zu Caro gibt ihr einen Kuss und setzt sich dann auch hin. Caro stellt das Gratin auf den Tisch und dann essen wir alle Mittag.

Nach einer Weile des Stillschweigens erhebe ich mich und verschwinde ins Bad.

Ich sehe mich im Spiegel an und setzte mich dann auf die Toilette, bis es nach kurzer Zeit an der Tür klopft: " Alles Ok Lena? "

" Jaja ist schon gut Niklas ich musste nur mal kurz aufs Klo. "

" Na dann... " Mit diesen Worten geht Niklas wieder zurück in die Küche und auch ich komme noch kurzer Zeit nach.

" Wirklich alles in Ordnung, Lena? Du siehst so blass aus" , fragt Caro besorgt.

" Ja ist gut. War nur ein anstrengender Tag heute. " 

Mit einem Seufzer setze ich mich auch wieder an den Tisch.

" Willst du nichts mehr essen? "

" Nein. Ich habe keinen Hunger mehr."

" Aber du musst was essen Lena."

" Ich bin aber satt! "

Und dann stehe ich auf und verschwinde in mein Zimmer. Nachdenkend lege ich mich auf das Bett und starre zur Decke rauf.

Ob es wohl immer so sein wird, dass sich Niklas so sorgt um mich. Werde ich in Zukunft bei jedem Schnupfen von der Schule zuhause bleiben müssen und darf ich nie mehr ohne etwas zu sagen auf Toilette?

Ich hoffe, dass sich das mit der Zeit einspielt, aber es wird nach jedem erneuten Anfall zurückkommen.

Plötzlich geht die Tür auf und Niklas kuckt herein. " Darf ich?", fragt er ganz vorsichtig.

" Es tut mir leid Niklas. Aber ich muss mit der neuen Situation auch erst klarkommen. "

" Mir tut es Leid Lena. Aber ich mach mir halt noch viele Sorgen. Ich versuche sie in Zukunft besser unter Kontrolle zu haben."

" Ist schon gut."

Der restlich Tag ist nicht mehr sehr lang. Ich gehe früh ins Bett und lerne am Abend noch ein wenig Englisch.

In den nächsten Wochen und Monaten spielt sich alles ein. Wir feiern Weihnachten und Ostern im kleinen Kreis und ich lerne Niklas Halbschwester Katrin und  seinen Sohn Max kennen.

Und sonst passiert nicht viel bis wir Ende Juni die Mitteilung bekommen, dass wir mit der Schule für 5 Tage ins Sommerlager fahren und ich es Niklas so schonend wie möglich beibringen muss, damit er mich mitfahren lässt.

In aller freundschaft die jungen ärzte Where stories live. Discover now