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Es ist gerade 13 Uhr 30 und ich sitze aufgeregt am Essenstisch und warte auf Niklas, der sich heute echt Zeit lässt. Gespannt halte ich den Elternbrief von der Schule für den Ausflug in den Händen und mache mir Gedanken was er wohl dazu sagt.

Schließlich höre ich die Haustür aufgehen und Niklas herein gehen.

Ich schaue ihm mit ängstlicher Miene entgegen, als er sich zu mir setzt.

" Was ist denn los Lena, hast du was auf dem Herzen?"

" Eh nein!", antworte ich schnell und schiebe ihm hastig den Brief hin. Ich lächle ein wenig, während ich innerlich hoffe, dass ich mit in die Schweiz fahren darf.

Wir fahren nämlich für 5 Tage in die Schweiz und das schon in 3 Wochen. Unsere Lehrerin hat nämlich vergessen uns es zu sagen und so bekommen wir erst jetzt davon mit.

Niklas starrt immer noch auf den Elternbrief und wagt keinen Blick zu mir rüber.

Nach rund 10 Minuten Schweigen kommt Caro heim von der Klinik.

" Hallo Familie. Ich bin Zuhause! ", ruft sie mit glücklicher Stimme und betritt lächelnd die Küche.

" So verschwiegen heute? "

Niklas zeigt ihr, während er die Stirn runzelt, den Zettel.

" Sommerlager?" , frägt sie.

" Ehm... Jap" Ich schau sie erwartungsvoll an, weil sie eigentlich nicht die ist, die gleich alles verbietet. Das ist eher Niklas, wenn er Angst um mich hat.

" Warum nicht?" Sie sieht zu Niklas, doch das Lächeln auf ihrem Gesicht wechselt sofort zu einer ernsten Miene, als sie Niklas bösen Blick sieht.

Niklas stöhnt auf und wirft mir einen Blick zu: " Also ich kann dir das nicht verbieten, aber lieber wäre mir wenn du zu Hause bleibst, dann würde ich mir auch den ganzen Aufwand sparen."

" Du musst nur unterschreiben und dann das Geld überweisen.", komme ich ihm entgegen.

" Ich muss mit der Leherin reden. Das mit deinen Medikamenten regeln, ihr dürft nämlich keine mitnehmen. Dann brauchst du ein ausführliches Attest. Und so weiter."

" Niklas. Ich. Will. Auf. Jeden. Mitfahren. "

Gespannt schaue ich zu Caro, die mittlerweile angefangen hat zu kochen.

" Also von mir aus darfst du. " , antwortet Caro auf die Aussage, die eigentlich an Niklas ging.

" Naja, dann fahr halt mit." , ertönt es aus Niklas Mund.

" Danke, danke, danke!" , schreit es aus mir heraus. Ich kann gar nichts dagegen machen, ich schreie einfach.

Dann realisiere ich erst, dass eigentlich keiner von meiner Krankheit weiß. Ich hab es niemandem erzählt. Ich hatte nie Gelegenheit dazu.

Normalerweise würde es mich auch nicht stören, dass es keiner weiß, aber jetzt werden alle fragen, warum ich Medikamente nehme und woher die Narbe an meinem Bauch kommt.

Naja da muss ich durch, wird schon nicht so schlimm werden.

Caro stellt das Essen auf den Tisch, und alle schaufeln hastig in sich rein.

Caro kann echt richtig gut kochen. Sie kocht nämlich immer. Ich liebe ihr Essen.

" Ich muss dann wieder in die Klinik, du Caro? ", fragt Niklas mit vollem Mund.

" Ich fahre dann einkaufen, willst du mit Lena? " , antwortet sie Niklas, ebenfalls mit vollem Mund, aber ihrer ist so voll, dass ihr das Essen fast rausfällt.

" Nein, ich muss noch Hausaufgaben machen und will noch ein bisschen lernen. "

" Ok, dann fahre ich alleine. Braucht ihr was?"

Niklas und ich schütteln stumm den Kopf.

Der restliche Tag verläuft ganz normal. Ich mache meine Schulaufgaben, Niklas und Caro sind außer Haus.

Um halb sechs klingelt am nächsten Morgen mein Wecker. Eigentlich hasse ich aufstehen ja, aber heute freue ich mich auf die Schule, dass ich meinen Freunden endlich erzählen kann, dass ich auch darf. Die anderen haben ihren Zettel nämlich schon abgegeben, nur ich habe es immer vor mir her geschoben mit Niklas und Caro zu reden.

Also ziehe ich mich an und trödle ein wenig im Bad, bis es an der Tür klopft: " Lena bist du dann auch mal fertig? Ich muss schließlich auch ins Bad. Niklas ist schon gefahren. Ich bring dich heute in die Schule. Schau mal auf die Uhr! "

Mist. Es ist schon halb sieben. Ich muss noch frühstücken und meine Zähne putzen.

Schnell kämme ich die Haare noch durch und schlage die Badezimmertür auf.

Eilig esse ich das Frühstück runter und quetsche mich zu Caro ins Bad. Wobei quetschen übertrieben ist, unser Bad ist groß, aber ich stoße sie unabsichtlich kräftig vom Spiegel weg.

Schließlich sind wir dann aber doch noch rechtzeitig.

Glücklich öffne ich die Tür meines Klassenzimmers. Anna und Laura sitzen auf den Tischen und warten auf mich.

" Und, darfst du mit? ", fragt Laura sofort als ich nah genug an ihnen bin, denn unsere Klasse ist so laut, dass man fast gar nichts versteht.

" Ich darf schon mit ", freue ich mich mit den anderen. Wir fangen laut an zu kreischen als die Stimme von Frau Meisner die Unruhe bricht.

" Ruhe! Hinsetzen!" , schreit sie in die Klasse. Alle tun sofort was sie sagt, weil wenn man ihr nicht gehorcht bekommt man sofort einen Verweis.

Frau Meisner unterrichtet bei uns Geschichte und ich hasse Geschichte. Es gibt nicht viele Fächer, die ich hasse, aber Geschichte hasse ich.

Und so dauert die erste Stunde auch ewig. Anna versucht mich die ganze Zeit voll zu reden, bis sie nach der zweiten Vermahnung nach vorne gesetzt wird.

In der zweiten Stunde haben wir Bio. Dieses Fach mag ich ganz gern. Insbesondere weil wir meistens entweder Filme schauen oder wie heute Gruppenarbeit machen. Ein idealer Ausgangspunkt für Geschwätz. Viel Geschwätz. Wir quatschen die ganze Zeit nur über die Schweiz, wie lustig und toll das wird, wie fantastisch es ist, das ich mitfahren darf und vieles mehr.

In der nächsten Stunde haben wir dann endlich unsere Klassenlehrerin.

Ich gehe stolz zu ihr vor und überreiche ihr den ausgefüllten Zettel, bis ich erkennen kann, dass Niklas seine Telefonnummer darauf mit den Worten: Bitte um Rückruf, notiert hat.

Wie peinlich! Ich hasse solche Aktionen meiner Eltern.

" Warum soll ich denn deine Eltern zurückrufen, Lena? " , fragt Frau Gabriel erstaunt.

" Sie haben mir gegenüber nichts erwähnt." versuche ich ihr beschämt zu verkaufen.

" Na dann. Freut mich auf jeden Fall, dass du nun auch mitfahren darfst."

" Ja ist toll."

Ich gehe wieder zurück auf meinen Platz und warte bis sie die Stunde anfängt.

Der restliche Tag geht schnell vorüber. Frau Gabriel ruft Niklas schon heute Abend zurück und die beiden telefonieren fast ganze zwei Stunden. Ich weiß gar nicht, was es da alles zu besprechen geben soll, aber es ist auf jeden Fall viel.

Es tut mir leid, dass dieses Kapitel eventuel ein wenig langweilig zu lesen ist, aber ich brauchte es als Überleitung.

In aller freundschaft die jungen ärzte Where stories live. Discover now