56. Kapitel

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Matteo                  

Wir stehen vor der Haustür des Hauses in dem seit Jahren niemand mehr wohnt. Ich habe ein mulmiges Gefühl im Bauch, ignoriere es aber. Luna sieht fragend zu mir, woraufhin ich nicke. Langsam legt sie ihre Hand auf die Türklinke und drückt sie runter. Abgeschlossen. Enttäuscht zieht sie ihre Hand weg.
      »Was machen wir jetzt?«
Fragt sie.
      »Vielleicht liegt hier irgendwo ein Schlüssel.«
Vermute ich und sehe in die Gestrüppe neben der Haustür. Wenn die Leute die hier gelebt haben, gleich wie Miguel sind, dann müsste der Schlüssel hier liegen. Also versuche ich mein Glück und taste unter dem Gebüsch herum. Und tatsächlich, ich ergreife etwas Metallisches. Ich halte ihn in die Höhe und übergebe ihn Luna, die den Dreck entfernt. Dann steckt sie den Schlüssel in das Türschloss und dreht ihn rum. Die Tür geht auf und wir treten mit langsamen Schritten ein. Luna greift nach meiner Hand, woraufhin ich unsere Finger miteinander verschränke.
      »Gehen wir nach oben.«
Sagt Luna und will losgehen, doch ich halte sie zurück.
      »Nach was suchst du überhaupt?«
Ahnungslos schüttelt sie den Kopf.
      »Ich weiss es nicht.«
Sie seufzt.
      »Einfach nach irgendetwas.«
      »Bleiben wir erst mal unten.«
Ich werfe einen Blick zu ihr.
      »Okay.«
Langsam gehen wir in das Wohnzimmer und finden viele verstaubte Möbel. Kein Wunder, hier ist seit Jahren niemand mehr gewesen. Aber es sieht nicht so aus, als wäre hier jemand endgültig ausgezogen. Eher kurzfristig. Überall liegen alltägliche Sachen. Spielzeuge, Socken und vieles mehr. Luna bemerkt meinen irritierten Blick und schüttelt ebenfalls den Kopf.
      »Ich gehe mal zu den Schränken.«
Verkündet sie leise und schleicht langsam dort hin.
      So klappern wir jedes Zimmer im Erdgeschoss ab, doch wir werden nicht fündig. Nach was Luna auch immer sucht.
      »Gehen wir rauf.«
Wiederholt sie ihren Vorschlag von vorher und ich gebe mich geschlagen.
      »Okay, aber dann gehen wir hier raus.«
Schnell nickt sie und zieht mich wieder in den Gang. In der Mitte von dem ganzen Haus, steht eine alte Holz Treppe, die bei jedem Schritt knattert, den wir machen. Zum Glück scheint die Sonne noch draussen, sonst würden wir nichts sehen.
      »In welches Zimmer?«
Ihre Stimme klingt seltsam belegt. So, wie als würde sie gleich anfangen zu weinen. Ich gehe nicht weiter darauf ein und zeige auf die erste Tür.
      Wie auch schon unten, gehen wir jedes Zimmer durch, doch wir finden nichts.
      »Aber das kann nicht sein.«
Klagt sie und lehnt ihren Kopf an meine Brust.
      »Ich spüre doch, dass irgendetwas mit diesem Haus ist.«
      »Was genau?«
Frage ich nach, in der Hoffnung ihr zu helfen.
      »Keine Ahnung.«
Sagt sie.
      »Aber erinnerst du dich an meine Erinnerung? In der ich im Garten dieses Hauses auf dieser Schaukel sass und mich dann jemand von dort weggetragen hat und in einen Raum gebracht hat?«
Ich nicke.
      »Es war dieses Haus.«
Gerne würde ich ihr glauben, aber es klingt zu verrückt. Wieso sollte sie jemand in dieses Haus eingesperrt haben?
      »Vielleicht gibt es einen Dachboden.«
Aufgeregt geht sie aus dem Zimmer und sieht angestrengt an die Decke. Gerade als ich ihr sagen will, dass es nichts mehr bringt, ruft sie etwas.
      »Dort! Dort ist eine Schnur, die man runterziehen kann!«
Ich folge ihrem Blick und tatsächlich erblicke ich eine Schnur, die so dick ist, dass es schon fast ein Seil ist.
      »Kannst du bitte mal schauen, was das ist?«
Fleht mich Luna an und ich nicke.
      Ich strecke mich und kann das Seil knapp mit meiner Fingerkuppe ergreifen. Mit einem Ruck ziehe ich es runter und es ertönt ein dumpfer Knall. Um uns wirbelt überall Staub und ich bekomme im ersten Moment kaum Luft, da ich so heftig husten muss. Luna höre ich ebenfalls husten, doch sie ist ein bisschen weiter weg, weshalb die Staubwelle sie nicht so getroffen hat.
      »Matteo, geht es dir gut?«
Ich nicke und huste noch einmal.
      »Geht schon.«
Beruhige ich sie.
      Als der Staub ein bisschen verflogen ist, sehe ich, dass das Brett auf den Boden geknallt ist. Die aufziehbare Treppe hängt in der Mitte, da sie noch nicht richtig runtergezogen worden ist. Luna zieht sie bis zum Boden und will schon einen Fuss drauf setzen, als ich sie fest halte.
      »Was ist?«
Fragt sie ungeduldig.
      »Von wo willst du wissen, dass sie nicht auseinanderfällt?«
Ich werfe einen kritischen Blick auf die Treppe, die keinen vertrauenswürdigen Eindruck macht.
      »Egal.«
Und bevor ich sie noch einmal aufhalten kann, ist sie schon in der Mitte und streckt ihren Kopf in den Dachboden.
      »Luna, pass auf.«
Warne ich sie.
      »Ja, ich bin fast oben.«
Ihr Fuss verschwindet und sie stemmt sich nach oben.
      »Jetzt du.«
Fordert sie mich auf.
      Seufzend begebe ich mich ebenfalls auf die Treppe und klettere langsam rauf. Da ich deutlich mehr als Luna wiege, habe ich demnach auch mehr Angst, dass ich gleich mit der Treppe auf den Boden krache. Oben angekommen, sehe ich mich erst mal um und entdecke dann Luna zwischen ein paar verstaubten Regalen.
      »Luna?«
      »Hm?«
Sagt sie gedankenversunken.
      »Hast du etwas gefunden?«
Frage ich und trete näher an sie ran.
      »Nein, aber das hier ist abgeschlossen. Hier drinnen ist bestimmt etwas.«
Ich seufze.
      »Luna, wir dürfen nicht vergessen, dass das Eigentum von fremden Menschen ist.«
Sie verdreht die Augen.
      »Die die Sachen seit Jahren nicht mehr angefasst haben.«
Grinsend knie ich mich hin und taste unter dem Regal nach einem Schlüssel. Nach ein paar Sekunden spüre ich wieder Metall an meiner Hand und ziehe ihn hervor.
      »Die waren nicht sehr Einfallsreich was das Verstecken anbelangt.«
Luna nickt zustimmend und nimmt mir den Schlüssel aus der Hand.
      »Ich geh mal dort hin.«
Sage ich und zeige ihr mit einer Kopfbewegung was ich meine. Sie nickt und dreht sich wieder um.

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Was denkt ihr, wird passieren?🙈❤

Lutteo - Das Böse Blut in mirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt