SIEBEN oder wie Elaine ein Strich durch ihren Tag gemacht wurde

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Die beiden Stunden vergingen sehr schnell und nach den zwei Stunden wusste Elaine schon eine Menge über Cleo und auch wie es in dem Krankenhaus so abgeht. Insgesamt fiel ihr schnell auf, dass Cleo den Klatsch und Tratsch lieben müsste, denn sie wusste wirklich alles über jeden. Cleo lebte seit ca. einem viertel Jahr in der Klinik und wie sich herausgestellt hatte, waren ihre braunen Haare eigentlich eine Perrücke. Durch die Chemotherapie fielen ihr vor fast genau einem Monat aus. Seitdem hatte sie jetzt jeden Morgen die Auswahl zwischen sieben Perrücken. Heute wollte sie mal braunhaarig sein.
Es war schon das zweite Mal, dass ihr Krebs zurückgekehr war. Schon mit fünf Jahren wurde bei ihr Blutkrebs diagnostiziert, doch den besiegte sie relativ schnell. Doch nach vier Jahren kehrte der Tumor  zurück doch auch den besiegte sie. Nun steckte der Krebs wieder in ihr und konnte ihre Studentenzeit gar nicht genießen. Sie erzählte davon, wie sehr sie sich gefreut hatte und gedacht hatte, dass sie ihren Krebs nun endgültig besiegt habe, doch dann kam er wieder zurück. Lachend meinte sie, dass sie wenigsten ihre Teenagerjahre vollständig auskosten konnte. Für Elaine wurde sie innerhalb der zwei Stunden der Beweis, dass es möglich war, ein wunderschönes Leben zu führen, obwohl das Leben einem immer wieder Steine in den Weg gelegt hatte.
Ihr Lachen erfüllte den ganzen Saal und schnell hatte sich auch Elisabeth zu ihnen gesetzt. In dem Alter von fünfzig Jahren wurde bei ihr Brustkrebs diagnostiziert. Zu ihrem Glück konnte sie ihn mit einer Operation besiegen. Seit dieser Operation besuchte sie jeden Monat die Krebsstation des Krankenhauses und begleitete dadurch Cleo vom ersten Tag ihrer Diagnose an. Jedes Mal, wenn sie das Mädchen wieder hier sitzen war, wurde sie wieder traurig. Für sie ist Cleo zu einer Tochter geworden.
Diese ganzen Geschichten machten ihr Mut. Auch wenn es bei ihr eindeutig schlechter stand, als bei Elisabeth und auch bei Cleo. Denn Cleos Brustkrebs verbreitete sich glücklicherweise nicht mehr. Die Ärzte sind guter Dinge, dass sie auch dieses Mal ihren Tumor besiegen wird.
Die Überlebensrate lag in Deutschland auch schon um die rund fünfzig Prozent. Soetwas zu hören machte einem jungen Mädchen, wie sie es war, wieder Mut. Zwar erzählte Elaine den beiden noch nichts von ihrer genauen Diagnose. Sie erzählte nur, dass sie einen Hirntumor hatte, doch scheinbar störte dies die beiden nicht.
Es war wohl nicht unbedingt ungewöhnlich, dass Krebspatienten nicht sofort alles erzählen.
Dann klingelte plötzlich ihr Smartphone. Ihr Bildschirm zeigte eine ihr unbekannte Nummer an. Wer rief sie denn bitte an einem Samtstag an? "Hallo, Elaine Engel. Wer ist da?"
"Hallo, Elaine. Ich bin's, Raphael. Wo bist du?"
"Zuhause, wieso?"
Sofort fing es auf der anderen Seite an zu lachen. "Das ist gelogen. Da war ich gerade. Bei dir Zuhause sind nur deine Schwester und mein Bruder. Den habe ich nämlich gerade dorthin gebracht."
Elaine blickte hoch, als Cleo sie von der Seite aus antippte. Auf ihrem Gesicht stand ein Fragezeichen geschrieben. Doch das war auch kein Wunder, immerhin war sie alles andere als Zuhause. "Mit wem telefonierst du?"
Schnell drückte sie ihr Handy auf ihre Schulter, sodass das Mikrofon etwas verdeckt war. "Ein Freund von mir. Wir sind aber nicht so dicke, kenne ihn gerade mal paar Tage. Vorher haben wir eigentlich noch nie miteinander geredet." erklärte sie schnell die Lage und nahm danach das Telefon wieder an ihr Ohr.
"Mit wem hast du geredet."
"Mit einer Freundin, also wieso rufst du an?"
"Wir sind verabredet."
Als Antwort lachte sie einfach nur. Sie waren nämlich sowas von nicht verabredet. Donnerstag hatte sie nämlich klar und deutlich erklärt, dass sie so gut wie nie am Samstag Zeit hatte. "Nein, wir sind ganz bestimmt nicht verabredet."
"Stimmt, das heißt aber nicht, dass wir nichts vorhaben. Also wo bist du?"
"Was hast du denn vor?" antwortete sie schnell mit einer Gegenfrage.
Sie brauchte noch etwas Zeit bevor sie auf seine Frage antworten konnte. Schließlich musste sie sich eine glaubhaftige Lüge ausdenken. Schnell schaute sie Cleo an und formte mit den Lippen ein Hilfe. Lachend zeigte sie die Daumen nach oben und las weiter von ihren Lippen ab.
"Sag, dass du eine Freundin besuchst, die im Krankenhaus liegt. Ist zwar nicht ganz die Wahrheit, doch die Lüge kommt immerhin nah an die Wahrheit ran."
Schnell wiederholte sie Cloes Satz ins Telefon und atmete dann erleichtert aus, als sie merkte, dass Raphael ihr die Lüge abkaufte.
"Alles klar, dann hole ich dich dort in einer halben Stunde ab."
Ohne ihre Antwort abzuwarten legte er einfach auf und Elaine ließ ihr Handy sinken. Währendessen blickte Cleo sie abwartend an und Elisabeth packte ihre Sachen zusammen. Sie musste noch einkaufen gehen. Mit einer kurzen Verabschiedung verließ die alte Frau den Raum und nun waren nur noch Cleo und Elaine dort.
"Nun aber mal genauer, wer war das?"
"Niemand wichtiges. Er geht mit mir auf die selbe Schule und vorgestern waren wir Eis essen. Er hilft mir."
"Dann erzähl es mir halt nicht, aber keine Angst ich kriege das auch alleine heraus."
Durch ihre Überzeugung musste sie einfach lachen. Aber wenn sie ehrlich war, glaubte auch sie, dass Cleo irgendwann alles erfahren würde, ob sie es selbst herausfand oder Elaine ihr die Geschichte erzählte war aber noch nicht klar. Auf jeden Fall alberten die beiden nochetwas rum, bis dann Doktor Johnson wiederkam und die beiden von ihren Schläuchen trennte.
Ein Blick auf ihre Handyuhren verriet den beiden, dass Raphael jeden Moment unten auftauchen würde. Gleichzeitig schauten sie sich in die Augen und rannten dann los. Nicht ganz glecihzeitig kamen sie unten in der Eingangshalle an.
Dort stand auch schon Raphael und schaute suchend durch den Raum. Cleo war schneller bei ihm und rannte ihn fast um. "Du bist also der Freund aus der Schule. Schön dich kennen zu lernen. Ich bin Cleo und fals du irgendetwas über die Patienten den Krankenhauses erfahren willst, bist du bei mir an der richtigen Adresse."
Als Elaine das hörte, klatschte sie sich direkt gegen die Stirn. Auch wenn sie das Mädchen noch nicht lange kannte, wusste sie, dass das gerade eben total typisch für sie war, denn fast genau so hatte sie sie auch begrüßt. Doch der Junge lachte nur und nahm ihre Hand entgegen. "Und du bist dann die Freundin aus dem Krankenhaus."
Stolz nickte die verrückte einundzwanzig Jährige und schüttelte seine Hand. Etwas peinlich berührt stand Elaine daneben und schaute sich das Schauspiel an.
Lange blieb das aber nicht so, denn Raphael verabschiedete sich direkt wieder von Cleo und zog sie einfach hinter sich her.
"Jetzt geht's in die Stadt!"

How I would like to say GoodbyeDove le storie prendono vita. Scoprilo ora