ACHTUNDDREIßIG oder wie Elaine ein Geheimnis auf ihren Körper brannte

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Nachdem Elaine ihr Wochenende mit Ausruhen und teilweise im Krankenhaus verbracht hatte, begann für sie dann auch wieder der Alltag in der Form von der Schule. Es dauerte nicht lange und es entwickelte sich wieder eine Routine in ihrem Alltag. Seit ihrer Reise nach Australien musste sie nun erstmal jeden Samstag wieder ins Krankenhaus und ihr Arzt wollte ihr damit wohl zeigen, dass sie vor solchen Reise wirklich erst einmal mit ihm sprechen sollte, wie es ihr Vater auch eigentlich von ihr verlangt hatte. Doch im Vorhinein hatte sie dies nicht als notwendig gehalten und möglicherweise ihren Vater in dieser Hinsicht angelogen. Nun musste sie sich deswegen erstmal am nächsten Tag nach ihrer Ankunft in Deutschland eine Standpauke von ihrem Arzt anhören. Ihre Werte sind scheinbar innerhalb der zwei Wochen rapide gesunken und dies musste auch ihrem Vater mitgeteilt werden, weswegen es schlussendlich nicht bei der einen Standpauke blieb. Gleichzeitig konnte sie diesem Gespräch auch noch entnehmen, dass sie bei ihren nächsten Reisen einfach wirklich mit ihm sprechen müsste und dann Medikamente von ihm bekommen würde, welche zumindest gegen die Verschlechterung ihrer Werte entgegen wirken sollten. Somit hatte zumindest einer der Standpauken einen Sinn.
Eine gute Sache ergab sich aber auch aus den Stunden, welche sie gezwungener Maße im Krankenhaus verbrachte, da sie somit genug Zeit mindestens einmal die Woche fand, um für meine bevorstehenden Klausuren im Genügen zu lernen. Denn die Vorabiklausuren standen kurz bevor und danach würden kurz darauf auch schon die richtigen Abiklausuren vor der Tür stehen. Aber durch das viele Lernen war sie in dieser Hinsicht eigentlich noch einigermaßen ruhig, doch sie wusste, dass die Panik sie irgendwann noch einholen würde und sie war ehrlich gesagt froh darüber eine kurze Pause zwischen den beiden Klausurphasen zu haben. Raphael selbst war im Gegensatz zu ihr so gut wie jede freie Minute mit Lernen beschäftigt. Daher sah sie ihn genau wie Niklas, welche auf der Gesamtschule auch kurz vor dem Abitur stand und dafür, genau wie sein bester Freund, so gut wie immer lernte, fast nie außerhalb der Schulzeit und im Unterricht. Dafür verbrachte sie mehr Zeit mit Emma und ihre Freundschaft verfestigte sich mit jedem Tag.
Irgendwann fassten sie den Entschluss nach ihrer zweiten Klausur, welche sie in den ersten Stunden schrieben, einfach den Unterricht zu schwänzen und dieses Vorhaben unterbreiteten sie auch dem Rest ihrer Gruppe.
Leah war direkt Feuer und Flamme, doch bei ihrem Freund bissen die Drei auf Granit. Niklas konnte Emma sowieso nichts abschlagen, weshalb schlussendlich nur noch Raphael überzeugt werden musste. Diese Aufgabe wurde Elaine direkt übertragen. Erst wollte sie protestieren, doch dann fiel ihr ein, dass sie so oder so ein Todschlagargument in der Hand hatte.
Am Morgen der zweiten Klausur war sie somit eher auf die Durchsetzung ihres Planes fokussiert, anstatt auf ihre bevorstehende Matheklausur.
Diese stellte sich als relativ leicht heraus und so konnte sie den Raum mit einem positiven Gefühl verlassen. In der Pause stellte sie sich vor Raphael, welche sich in die Cafeteria an einen Tisch gesetzt hatte, und hielt ihm die Liste vor die Nase. Zuhause hatte sie einen der Wünsche mit einem Edding markiert. Es dauerte einen kurzen Moment, bis ihr Kumpel realisierte, was sie ihm zeigte. In dieser Zeit schnappte sie sich schon einmal seine Jacke und wartete auf ihn.
Nach fünf Minuten trafen sie vor dem Schuleingang auf Leah und Emma. Erst dann fuhren sie zur Gesamtschule, um dort Niklas abzuholen. Diesen hatte Emma per Handy erreicht und aufgeklärt, sodass er vor dem Schultor schon auf seine Freunde wartete.
Nun stellte sich ihnen aber noch die Frage, was sie machen würden an ihrem nun halben freien Tag. Erstmal entschieden sie sich dafür nach Hannover zu fahren und dann weiter zu schauen. Im Zentrum von der großen Stadt würde ihnen schon etwas einfallen, so war zumindest ihre Meinung.
Dies bewahrheitete sich dann auch, denn Leah fiel, kurz nachdem sie die Stadtgrenze passierten eine Sache ein, die sie gerne machen würde, aber bisher nicht die Zeit dafür gefunden hatte. Da die Idee hinter dem Schwänzen schließlich die war, dass sie mal wieder Zeit für etwas anderes fanden außer Schule und Lernen, folgten sie von da an der Führung von dem Gothic-Mädchen ihrer Truppe. Diese führte sie in ein eher unbeliebtes Viertel der ansonsten so schönen Stadt.
Dort trat sie in einen kleinen unscheinbaren Hauseingang, wobei sich jeder der anderen Jugendlichen wunderte, dass es erstens an dem Ort überhaupt eine Tür gab und dass zweitens diese einfach offen stand. In dem Haus wurden sie von einem schlecht beleuchteten längeren Flur erwartet. Am Ende dieses Flures befand sich eine weitere Tür in Grün. Auch diese ließ sich einfach öffnen.
Damit befanden sie sich plötzlich in einem großen Raum, welcher sich als ein Tattoo Studio herausstellte.
„Glaubst du wirklich, dass dieser Laden seriös ist?" stellte Niklas schlussendlich die Frage, welche in jedem Kopf der Jugendliche herumgeisterte.
Überschwänglich nickte die junge Schwarzhaarige und beantwortete damit zwar die Frage, aber ließ den Zweifel ihrer Freunde dennoch nicht verfliegen.
„Leah, ich habe mich schon gefragt, wann du endlich mal wieder zu mir kommst!" begrüßte einer der Tätowierer sie und zog sie in seine Arme.
Fröhlich grüßte sie zurück und stellte dann ihre Freunde vor.
Dann ging es für sie ans Eingemachte, doch es dauerte überhaupt nicht lange, bis sie sich für ein Tattoo entschieden hatte. Ihre Wahl fiel auf ein großes schwarzes Mandala, welches von diesem Tag an wohl ihre linke Schulter zieren sollte.
Es würde wohl ein paar Stunden dauern, bemerkte der Tätowierer und deswegen forderte Leah ihre Freunde auf, dass sie sie in ein paar Stunden abholen könnten. Dies ließen sich Raphael und Niklas nicht zweimal sagen und auch Emma war schnell überzeugt, doch Elaine hatte etwas anderes im Sinn. In den Gedanken an ihre Liste, folgte sie nicht den anderen nach draußen, sondern schaute sich in aller Ruhe die Motive in dem Buch des Tätowierers an. Vorher hatte sie Emma eine Nachricht geschickt, dass sie mit Leah hier bleiben würde.
Mehrere Male blätterte sie das Buch durch, doch sie selbst bemerkte, dass ihre Entscheidung nicht so einfach gewesen wäre, wie bei Leah, denn keines der Motive würde ihr zusagen. Irgendwann kam der Mitarbeiter von dem Bekannten von Leah und fragte sie, ob er ihr irgendwie helfen konnte. Sie schüttelte den Kopf und blätterte auf die nächste Seite.
„Wir designen auch Motive. Also falls du eine Idee hättest, kann ich dir vielleicht helfen." bot er ihr an und dieses Angebot nahm sie gerne an.
An diesem Tag würde sie ihr Tattoo bekommen.
Als Stelle an ihrem Körper entschied sie sich für die Seite direkt unterhalb ihrer Brust. Seit Jahren hatte sie schon mit dem Gedanken gespielt sich irgendwann ein Tattoo dort stechen zu lassen, doch die Worte ihres Vaters haben ihr immer Zweifel gegeben, da sie ihm zustimmen konnte, dass Tattoos mit der Haut mitalterten und sie im Alter meist einfach nur hässlich aussahen. Doch es war nun mal so, dass sie niemals in dieses Alter kommen würde und somit hatten ihre Zweifel ihre Beständigkeit verloren.
Etwas Angst spürte sie schon, als der Tätowierer die Nadel ansetzte, doch auch wenn es höllisch wehtat, biss sie ihre Zähne zusammen. Gemeinsam mit Leah hielt sie den Schmerz aus, welche sichtlich über den Entschluss ihrer Freundin überrascht war.
Schlussendlich war sie mit dem Ergebnis sichtlich zufrieden und wartete dann wirklich auf ihre Freundin. Diese hatte vor allem die letzte viertel Stunde wahre Schmerzen und zerquetschte dem entsprechend Elaines Hand.
Nach einer gefühlten Ewigkeit (In wirklich nur nach fünf Stunden) kamen ihre Freunde wieder zurück, welche die Zeit zum Bowling spielen genutzt hatten. Da Elaine diese Sportart so oder so einfach nicht mochte, fand sie den Tag mit Leah als beste Investition. Kurz bevor die grüne Tür geöffnet wurde, hatte Elaine das Versprechen, dass Leah ihren Freunden nichts von dem Tattoo von ihr sagte, abgerungen. Denn sie wusste, dass es Fragen aufrufen würde, welche sie nicht beantworten wollte, am liebsten niemals. Der Spruch, der ihre Brust nämlich zierte, war zu persönlich und sollte wohl eines der Geheimnisse werden, welche sie mit in den Tod nehmen wollte.

99 last wishes will fill my life until I reah the last page of my book of life. ~20/10/2017

How I would like to say GoodbyeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt