Be an Angel

the last one

Sie schließt die Augen. Durch die Nase holt sie tief Luft. Einen kurzen Moment wartet sie, dann geht sie erhobenen Hauptes los. Sie zeigt endlich Mut. Denn schon wieder hat er es getan. Schon wieder hat er sein Versprechen gebrochen. Schon wieder nimmt das Vertrauen ab und schon wieder macht Enttäuschung sich breit.

Die Schatten im Zimmer tanzen und die Wände kommen näher. Sie halluziniert anscheinend. Sie will da raus. Sie schlägt ihren Kopf auf den Boden. Immer wieder. Blitze schießen durch ihren Kopf. Sie kann sich nicht erklären woher das alles kommt.

Sie kennt die Wahrheit. Die schreckliche Wahrheit. Die Wahrheit, die sie nicht kennen sollte. Sie haben sie hintergangen, seit Ewigkeiten schon.

Die Regentropfen mischen sich auf ihrem ausdruckslosen Gesicht. Die Straßen sind wie leer gefegt, keine Menschenseele zu sehen. Ihr Leben in der Einsamkeit, gefangen in einem Glaskasten. Sie hat seit einpaar Nächten kaum geschlafen.

„Freedom"war ihr letztes Wort, was sie mal zusammen auf einen Laternenpfahl geschrieben haben. Sie läuft mitten auf der Straße. Die Schritte sind langsam, ihr Kopf gesenkt. Sie könnte trampeln oder rennen, es sieht oder hört sie eh keiner. Sie ekelt sich vor sich selbst. Sie hasst sich und ihr Verhalten so sehr. Sie hofft, dass sie findet,wonach sie sucht. Der Wunsch, dass man mit ihr und nicht über sie spricht war immer präsent. Nichts tut ihr mehr weh als die beißende Stille.

Es passierte alles in Sekunden. In grauenhaft langen Sekunden. In denen sie sich hilflos vorkam. Sie sah alles, alles was passierte aber es war zu spät.

Sie ist gestorben. Vor kurzem. Sie hätte eine Legende werden können.Sie wäre niemals gestorben, weil ihr Name noch generationenlang im Gedächtnis der Menschen verankert wäre.

Ihr wurden die Arme gekreuzt, die Augen waren schon geschlossen. Die Sonne schien diesmal nicht und die Gewitterwolken standen am Himmel. Einige Menschen hatten sich vor dem schmutzig grauen Stein versammelt und viele trugen schwarze Kleidung.