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Es gibt dieses eine Buch, dass Luke einmal gelesen hatte. Es ging um diesen Jungen, der neu auf eine Schule kam und dort lernte er dieses Mädchen, Alaska, kennen, und mitten im Buch kam diese eine Stelle vor in der der Hauptcharakter dachte: "Wenn Menschen Niederschlag wären, wäre ich Nieselregen und sie ein Hurrikan".

Genau so fühlte er sich neben Michael, der Junge, der in einer der Gangs war, obwohl er dort nicht hingehörte. Luke hatte lange darüber nachgedacht, und war zu einem Entschluss gekommen: Er würde Michael irgendwie helfen, egal wie.

Schweigend waren sie auf dem Weg vom Schulfest zu ihren Zuhause. Der Fußweg dauerte insgesamt 20 Minuten. 20 volle Minuten in denen sie sich einfach nur anschwiegen. 20 vergeudete Minuten, in der er so viel über Michael hätte hören können.

Je näher sie den Blocks, und somit auch dem Haus, in dem die beiden lebten, kamen desto angespannter wurde Michael. Er spielte mit dem Saum seines dunkelgrauen T-Shirts, auf dem ein Bandlogo aufgedruckt war, und kickte Kieselsteine vor sich her, die manchmal auf die Straße rollten, und dort unter die vorbeifahrenden Autos kamen. Erneut seufzte er. Schätzungsweise hatte er dies bereits19 mal gemacht, und kam somit so ziemlich auf einen Seufzer pro Minute, wobei die Abstände dazwischen zum Ende hin immer kürzer wurden. Er machte Luke noch wahnsinnig. Warum konnte er nicht einfach reden, sondern musste die ganze Zeit einfach nur Luft ausatmen, um Luke zu zeigen, dass irgendwas nicht passte?

Luke stieß die Türe des Hauses auf, und hielt sie Michael mit einer Hand offen, der bereits zum Lift ging, um auf den Knopf mit dem Pfeil nach oben zu drücken.

Die Türen gingen auf die beiden stiegen ein, und Michael drückte die '21' und '18'. Langsam sprang die Anzeige, in welchem Stock sie sich befanden, immer höher, wobei sie aber immer die ungeraden Nummern ausließ, da sie nur jeden zweiten Stock anzeigte. Als die Anzeige auf '6' sprang, seufzte Michael erneut, und Luke wurde es zu viel. "Fuck, Michael, was frustriert dich so sehr, dass du nicht aufhören kannst zu nerven?", und nur wenige Sekunden später, nachdem er Michael angefahren hatte, war er zwischen Fahrstuhlwand und Michael und hatte Michael's Lippen auf seinen liegen. Das war eindeutig ein guter Grund, frustriert zu sein. Er erwiderte den Kuss, und Michael begann zu grinsen, bevor er seinen Mund leicht öffnete.

Erst als die Anzeige auf die '18' sprang, ließen die beiden voneinander ab. Dieses mal war er Michael der ein leises, atemloses "Fuck" murmelte. Die Türen des Fahrstuhls schlossen sich, und Luke stand alleine im Flur. Jetzt war er es der seufzte.

Seine Eltern waren wie erwartet sauer, aber das war vollkommen okay, denn er verschwand schnell in seinem, viel zu kleinen Zimmer, wo er sich auf sein Bett fallen lies. Er vergrub sein Gesicht in dem Kissen und dachte einfach nur nach, über die letzten Wochen bis hin zu dem Kuss gerade eben, der nicht nur unerwartet kam, sondern leider auch unerwartet wieder aufgehört hatte. Erst als er bemerkte, dass er fast keine Luft mehr bekam, setzte sich wieder auf, schnappte sich das erstbeste Buch, dass er in die Finger bekam ("will grayson, will grayson") und schlug eine beliebige Seite auf. Er hatte das Buch schon oft genug gelesen, um einfach irgendwo anfangen zu können.

Die Geschichte von den beiden Will Grayson's zu lesen, machte ihn unheimlich müde. Heute war so viel passiert, dass er erstmal im Schlaf überdenken musste, und so wurden seine Atemzüge immer ruhiger.


{14. Juni 2017}

Genau 10 Monate und ich lebe nicht nur, sondern habe auch noch ein schreckiches Kapitel im Gepäck. Forgive me.

(Das Buch, dass am Anfang des Kapitels erwähnt worden ist, heißt Eine Wie Alaska (Looking For Alaska) und ist von dem Autor John Green, der auch Will Grayson, Will Grayson und Das Schicksal Ist Ein Mieser Verräter geschrieben hat.)

rooftop talks. →muke clemmingsWhere stories live. Discover now