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Und da bin ich schon wieder! 

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Louis lehnte sich seufzend in seinem Stuhl zurück, während ich ihn für einen Moment einfach nur anstarren konnte. „Wo?", wollte ich dann wissen, während mein Herz anfing, schneller zu klopfen.

„Bei mir", kam die Antwort und ich blinzelte ungläubig. Warte... Wie bitte? „Bei dir zu Hause?", hakte ich vielleicht etwas zu laut nach. Deshalb hatte vorhin ein Fünkchen Hoffnung in seinem Blick gelegen, als er zur Tür herein gekommen war.

Louis verdrehte die Augen. „Nein. Sie steht hier direkt neben mir", antwortete er mir und seufzte dann erneut.

Lukes Mundwinkel hoben sich ein kleines Stück, bevor er zusammenzuckte und auf den Tisch sah.

Ich ignorierte den offensichtlichen Sarkasmus in der Stimme meines Cousins. „Oh mein Gott...", murmelte ich und würde Luke hier nicht rumsitzen und traurig den Tisch beobachten, hätte ich Louis auf der Stelle umarmt. Doch ich hielt mich zurück. Gerade so.

„Kann ich sie sprechen? Geht es ihr gut? Und was...?", platzte ich heraus und bemerkte die Freudentränen in meinen Augen.

Louis hob eine Hand. „Stopp. Ich hab Mum geschrieben, dass du...rausgeschmissen worden bist, falls das okay ist. Janette will, dass du zu ihr kommst. Und du sollst deinen Vater anrufen", informierte er mich.

Ich lächelte, dann sah ich Luke an. „Eigentlich...eigentlich wollten wir zusammen irgendwohin. Und von dort aus zu zweit mit ein paar ausgewählten Personen im Internat kommunizieren, um die Verräter endgültig alle zu stellen. Und sie danach in den Arsch zu treten", erklärte ich und mein Blick wurde beim letzten Satz finster, meine Stimme ein Stück kühler. Gut. Angesichts des Waffenstillstands war mein Ansatzpunkt in diesem letzten Satz vielleicht nicht angebracht.

Louis sah Luke an, als wäre er selbst dessen Anwalt und würde seinen Job gerade abgrundtief hassen. Er blinzelte, während er leise mit den Fingern auf den Tisch trommelte.

Luke seufzte. „Ist schon okay, sie kann zu ihrer Mutter gehen." Halt stopp... „Dort ist sie auch sicher." Halt stopp! „Dann kommunizieren wir eben von drei verschiedenen Orten aus."

Halt stopp!", sprach ich meine Gedanken aus, obwohl ich in etwa wusste, warum er das sagte. Er wusste, dass ich mich nach Mum sehnte und er ahnte, dass er Louis damit eine Entscheidung abnahm. Trotzdem.

„Erstens war das dein Plan, du hast mich eingeweiht, also ziehen wir das auch gemeinsam durch!", protestierte ich zischend und wären wir in einem Film mit ganz besonderen Special Effects, hätten aus meinen Augen lustige kleine Funken gesprüht, „Zweitens rennst du sicher nicht alleine durch die Gegend, denn dann bist du derjenige, der nicht in Sicherheit ist, und ich hatte nicht vor, noch jemanden zu verlieren! Drittens bin ich kein Baby, das einen Beschützer braucht!" Ich machte eine kurze Sprechpause, um atmen zu können. „Und viertens bin ich dagegen", ergänzte ich, nur, falls es niemandem aufgefallen war, etwas ruhiger.

„Was du nicht sagst...", kommentierte Luke in bester Manier und legte den Kopf schief.

Louis sah zwischen uns mit zusammengekniffenen Augen hin und her. Noch immer trommelte er leise mit den Fingern auf den Tisch, was mir langsam auf den Geist ging. Aber ich unterließ es lieber, etwas zu sagen. Gereizt waren wir alle und ich wollte nicht unbedingt die Grenzen austesten.

Der Blick meines Cousins blieb jetzt an Luke hängen, der wiederum mich nachdenklich ansah. Louis sah aus wie ein Türsteher, der gerade checkte, ob die Person vor ihm bereits 21 Jahre alt war.

„Okay", sagte er plötzlich in die eingetretene Stille hinein und schüttelte ganz kurz noch einmal den Kopf, bevor er weitersprach, „Ich rede mit Mum. Vielleicht...kannst du mitkommen."

Oh Gott, was? Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Hatte er ihm jetzt wirklich verziehen?

Luke sah Louis jetzt direkt an und ich konnte sehen, wie er schluckte. „Lou, du musst nicht...", setzte er an, wurde jedoch sofort unterbrochen.

„Doch!" Sein ehemaliger bester Freund versuchte nun ebenfalls, Luke in die Augen zu sehen. Alles fiel ihm sichtlich schwer, aber er tat es. Endlich. Nach drei Jahren. „Es ist okay."

Luke wand den Blick ab, unsicher, ob er Louis glauben sollte oder nicht, und widmete sich wieder der Tischplatte.

Nach einer halben Ewigkeit räusperte er sich und drehte sich zu mir. „Du sollst deinen Vater anrufen. Und dass du mit deiner Mutter telefonierst, wollte ich sowieso. Deshalb...dachte ich, du willst...naja...das hier vielleicht wiederhaben..." Luke gelang ein schwaches Grinsen, bevor er mein Handy aus seiner Tasche zog und es mir reichte.

„Danke", murmelte ich, nahm das Handy entgegen und rang mir ebenfalls ein Lächeln ab, als ich daran dachte, wie er es mir abgenommen hatte.

„Hab's aufgeladen", informierte mich Luke, während ich den Kopf schüttelte. Ernsthaft?

Louis' Blick wanderte zwischen uns hin und her, dann nickte er langsam. „Wir sollten reden", stellte er dann mit einem Seufzer, aber fester Stimme klar und sah Luke ernst an. Ja. Das sollten sie.

Und dann schwiegen wir alle. So lange, bis ich endlich aufstand, mir einen Zettel und einen Stift krallte und verkündete, dass ich die beiden jetzt alleine lassen und mit meinem Vater reden würde. Doch selbst jetzt antworte mir niemand.

Luke und Louis starrten einfach nur vor sich hin, ernst und nachdenklich.

Leise und vorsichtig schloss ich die Tür hinter mir. Dass sie sich nicht umbringen würden, war mir nun klar. Doch ich konnte keine richtige Freude verspüren. Es ging einfach nicht. Jessie war tot und sie würde nicht wiederkommen.

Was ich eben noch mehr oder weniger erfolgreich verdrängen konnte, brach nun wieder auf mich ein, als ich alleine auf dem Flur stand.

Es war ungerecht. Warum durfte die Verräter-Omi leben und Jessie nicht? Warum?

Mit der linken Hand stützte ich mich an der Wand ab. Jetzt bloß nicht zusammenbrechen. Weiterlaufen, Lily. Weiter. Du musst mit deinem Vater reden, dann das Team zusammentrommeln und hier abhauen. Ja, das war ein guter Plan.

Ich schloss die Augen und eine einsame Träne bahnte sich ihren Weg nach unten. Ich brauchte meine Eltern. Jetzt.

23 ungelesene Nachrichten von Nick. 3 von Mum. 2 von Dad. Und 47 verpasste Anrufe von allen dreien. Mit zusammengepressten Lippen löschte ich die SMS des Verturers, der lange Zeit vorgegeben hatte, mein Freund zu sein. Einen erfolgreich bestandenen Abschluss in Schauspielerei hatten sie wohl alle. Dann las ich die restlichen Nachrichten. Wo mein Handy wäre, ob ich mein Ladekabel vergessen hätte und anschließend die weise Erkenntnis, dass man es nicht benutzen durfte. Dasselbe in ähnlicher Form von Dad.

Mit zitternden Fingern wählte ich nun zuerst seine Nummer, nachdem ich mich von der Wand weggedrückt hatte und jetzt durch den leeren Flur lief. Ob er überhaupt gerade sein Handy in der Nähe hatte?

Innerhalb von wenigen Sekunden nahm Dad den Anruf an. Er war am Handy gewesen. „Lily? Oh mein Gott, geht es dir gut? Woher hast du dein H...", meldete er sich.

Ich blieb stehen und taumelte zur Wand. „Dad?", unterbrach ich ihn so leise und zittrig, dass ich beinahe Angst hatte, er würde mich gar nicht hören. Doch er hörte auf zu reden.

„Jessie ist tot", war alles, was ich noch hervorbrachte. Und dann war alles zu spät bei mir. An der Wand entlang rutschte ich auf den Boden und brach dort endgültig in Tränen aus.

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Hm. :( Mann... .-.

Widmung...hm...och Gott, ey, schon wieder... Hach...ich lass es einfach erstmal sein xDD Ja, das halte ich für eine gute Idee...ja...ja! (Ab dem nächsten Kapitel hab ich mir die Widmungen geplant!! *wichtig nick* Okay, es sind eigentlich die Leute, die schon dreißig Widmungen haben...aber ich hab nichts gegen die einunddreißig!)

Over and out.

Elena.

Cold Flame (III)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt