Kapitel 46

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Kapitel 46

Carrick Grey:

Jason und ich sind vor einer Stunde in Detroit gelandet. Nun sind wir im Hotel und ruhen uns noch ein wenig aus. Mit Christians ehemaligen Pflegeeltern Jenna und Connor haben in wir in einer Stunde einen Termin. Ich habe uns natürlich telefonisch angemeldet und wir sind gleich beim Du gelandet. Ich weiß noch das sie mir damals sehr sympathisch waren. Ich bin gespannt was sie uns erzählen können.

Ich gehe nochmal die bisherigen Unterlagen und meine Fragen durch. Zusammen mit Christian und Ana hab ich alles aufgeschrieben. Immer wieder überlege ich, ob es wohl doch besser gewesen wäre Christian mitzunehmen. Doch er weigert sich nach wie vor das Grab seiner Mutter hier zu besuchen und ich glaube der Besuch würde nur alte Wunden aufreißen. Vielleicht wird er ja mal mit Ana hierher fahren. . Jason holt mich durch das Klopfen an meiner Tür aus meinen Gedanken und wir machen uns auf den Weg.

Nach 10 Minuten stehen wir vor einem kleinen Einfamilienhaus mit Garten. Es sieht alles sehr gepflegt aus. An der Seite des Hauses ist noch ein , in die Jahre gekommenes Schaukelgerüst zu erkennen. Jason öffnet das kleine Gartentor und gemeinsam gehen wir einen Steinweg entlang, zur Haustür. Ich klingele und kurz darauf wird uns von einer älteren Dame die Tür geöffnet.

"Carrick, schön das ihr da seid" ruft sie und zieht mich in eine herzliche Umarmung. Jenna hat mittlerweile graue Haare und das sie bald 70 wird, ist ihr anzusehen. Ansonsten hat sie sich kaum verändert, schon damals hatte sie uns herzlich begrüßt. Wir hatten uns im Krankenhaus getroffen und bei Gericht, als wir die Adoptionsurkunde erhalten haben.

"Jenna, es freut mich dich wieder zu sehen. Das hier ist Jason Taylor ein Freund der Familie."

Jason gehört ja nun auch irgendwie zur Familie. Jenna bittet uns herein und wir betreten ein sehr gemütliches Wohnzimmer. Den Charme bekommt der Raum von den alten Möbeln. Es sieht so aus, als ob hier mindestens die letzten 10 Jahre nicht renoviert worden ist. An den Wänden hängen viele Bilder von verschiedenen Kindern und auch vom Alter her ähnlichen sie sich nicht. Jason lässt seinen Blick ebenso streifen wie ich. Connor kommt aus dem Garten herein und begrüßt uns ebenfalls. Er bittet uns doch Platz zunehmen. Während Jenna uns in der Küche einen Kaffee kocht, berichtet Connor uns von ihrer Kreuzfahrt. Jason und ich hatten uns überlegt, nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen und erstmal Smalltalk zu betreiben.

Jenna kommt mit dem Kaffee und einen Pflaumenkuchen zu uns.

"Nun erzähl doch mal Carrick, wie geht es Christian denn so?" Ich erzähle den beiden kurz von Christians Firma und das es ihm soweit gut geht. Dann erkläre ich ihnen den Grund weshalb wir hier sind. Ich lasse die Entführung aus, sondern sage nur das er Drohbriefe bekommen hat. Jenna und Connor sehen uns entsetzt an. Jason äußert dann die Vermutung, das Jack Hyde hinter allem stecken könnte.

"Das sieht ihm ähnlich. Er war immer schon auf alles und jeden neidisch" poltert Connor los und seine sonst so freundliche Miene wird ernst.

" Wie meinst du das Connor?" hackt Jason nach. Doch dann mischt Jenna sich in das Gespräch ein.

"Jack war nie einfach. Seine Mutter wurde von seinem Vater zu Tode geprügelt und was er in den ersten Jahren seines Lebens erlebt hat, das wissen wir nicht genau. Aufjedenfall stand der Verdacht von Misshandlung und sexuellem Missbrauch im Raum. Jack war 5 als er zu uns kam und wurde immer aggressiver. Wir haben ihn von Therapeut zu Therapeut geschleppt, aber nichts half. Immer schon hat er die Pflegegeschwister versucht zu terrorisieren. Besonders auf die Mädchen hatte er es abgesehen. Connor und ich sind zwar immer wieder dazwischen gegangen, aber jede Bestrafung brachte nichts. Als ihr dann Christian adoptiert hattet und nicht ihn, obwohl er doch schon älter war, wurde es noch viel schlimmer."

Jana hörte auf zu erzählen, die Tränen laufen über ihre Wangen und sie musste sich erst wieder fangen. Conner legt tröstend einen Arm um sie und erzählt für sie weiter.

"Naja also als ihr Christian dann bekommen habt, ließ er seine Wut an Leslie und Lilly aus. Wir waren kurz im Garten und hatten die Kinder aus den Augen gelassen, als wir die Mädchen schreien hörten. Ich bin sofort ins Haus gerannt und konnte gerade noch verhindern, das Jack,Lilly im Waschbecken ertrank. Er wollte gerade ihren Kopf ins Wasser drücken. Leslie hatte er die Hände auf dem Rücken gefesselt und ich denke sie wäre die nächste gewesen. Ich hab dann sofort die Behörden verständigt und sie haben Jack abgeholt. Er ist dann in einer Klinik gewesen um kurz danach in ein Heim für schwer erziehbare Kinder zu kommen."

Mir stockte der Atem. Also dieser Jack scheint ernsthaft krank zu sein. Ich bin völlig sprachlos. Es erschüttert mich zutiefst, was ich da höre. Jason scheint es nicht anders zu gehen, er sitzt Leichenblass neben mir. Doch fängt er sich als erstes.

"Was ist denn aus Leslie und Lilly geworden?" fragt er vorsichtig.

"Nach der Sache mit Jack haben sie uns erstmal die Pflegschaft entzogen. Lilly wurde dann von einer netten Familie aus New York adoptiert. Aber Leslie wurde in eine andere Pflegefamilie vermittelt. Wie es mit den beiden weitergegangen ist wissen wir nicht. Wir haben ein Kontaktverbot bekommen damals. Erst nach Unmengen von Überprüfungen durften wir anderthalb Jahre später wieder Pflegekinder bei uns aufnehmen." berichtet uns Connor.

Ihn scheint das auch immer noch sehr zu belasten. Jason und ich versichern beide, das sie keine Schuld an dem Verhalten von Jack hatten. Denn wenn er krank ist, dann können die beiden am wenigsten dafür.

"Was wisst ihr denn über die leiblichen Eltern von Lilly und Leslie?" möchte ich wissen, denn eine Verbindung zu Elena kann ich nicht entdecken.

"Also Lillys Eltern sind bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Sie wurde dann direkt zu uns gebracht. Und ja bei Leslie wissen wir es nicht. Sie wurde ausgesetzt. Da sind die Eltern leider unbekannt." erklärt Connor uns.

Wir bleiben noch eine Weile und unterhalten uns über allgemeine Themen. Dann brechen Jason und ich auf, um ins Hotel zu fahren. Bevor wir morgen zurück nach Seattle fliegen, werden wir noch an dem Grab von Christians Mutter vorbei schauen. Ich habe eine Gärtnerei mit der Pflege beauftragt und möchte mir gerne ansehen ob sie ihrer Arbeit auch nachkommen.

Mein rettender EngelDonde viven las historias. Descúbrelo ahora