Kapitel 64

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Kapitel 64

Grace Grey:

Als Carrick mir erzählt das Jack Hyde geschnappt worden ist, strömt die pure Erleichterung durch meinen Körper. Jetzt wird alles wieder gut, wie falsch ich in dem Moment mit meinem Gedanken lag, konnte ich ja nicht ahnen. Gemeinsam mit Carrick betrete ich das Zimmer von Christian. Eine ganze Weile kann ich meinen Sohn noch beim Schlafen zu sehen. Als Ana und Ray reinkommen, bin ich sehr erleichtert. Ich hab schon das Schlimmste befürchtet, doch so ein Knalltrauma, kann sich wenigstens ganz zurückbilden. Ana ist ziemlich fertig und nachdem Ray ihr das wichtigste mitgeteilt hat, schläft sie schnell ein.

Kurze Zeit später öffnet Christian endlich die Augen. Seine Sorge gilt natürlich Ana, doch wir schaffen es ihn zu beruhigen und sie liegt ja fast neben ihm. Er lässt sogar eine kurze Umarmung zu.

Ein Glücksgefühl durchflutet mich. Das gibt mir wieder Kraft, dennoch lasse ich mich von Carrick nach Hause fahren. Gemeinsam mit Gail essen wir was und dann hat Carrick das volle Verwöhnprogramm mit Badewanne und Massage für mich. Es dauert nicht lange da sinke ich in einen tiefen Schlaf. Als ich in die Küche komme hat Gail schon Frühstück für uns gemacht. Sie ist mit Ray schon ins Krankenhaus gefahren. Gerade als ich mich setzen will, stürmen Mia, Elliot und Kate ins Haus. Wir frühstücken gemeinsam und berichten dabei von den Vorkommnissen gestern.

Gemeinsam fahren wir ins Krankenhaus. Ana und Christian geht es etwas besser. Ana bekommt langsam ihr Hörvermögen zurück und wenn man laut genug mit ihr spricht, versteht sie auch alles.Eliot, Mia und Kate sind auch etwas beruhigter. Wir gehen gemeinsam Mittagessen und gönnen Ana und Christian dann die benötigte Ruhe.Nachdem Essen gehe ich mit Carrick wieder ins Krankenhaus. Christian wollte uns gerne bei dem Gespräch mit Leslie dabei haben. Ich bin innerlich total angespannt. was hat Leslie uns nur zu berichten und wie hängt sie in dieser ganzen Geschichte mit drin. Fragen über Fragen hab ich in meinem Kopf, in der Hoffnung gleich ein paar Antworten zu bekommen.Jedoch nimmt mein ungutes Gefühl im Bauch zu.

Ray und Detective Clark sind schon bei Ana und Christian, als Leslie mit John reinkommt. Was hat John denn mit ihr zu tun? Hat Christian ihn um Hilfe gebeten? Oder Ana? Nein das kann nicht sein, sie haben doch gar nicht mit Leslie gesprochen. Ich muss nicht lange warten, da bekomme ich schon die Erklärung. Stimmt das Leslie auch Psychologin ist, hab ich glatt vergessen. Da ist es natürlich naheliegend das sie mit John zu tun hat. Auch wenn sie es versucht geschickt zu verstecken, man merkt ihr an wie nervös sie ist. Als sie dann von Elenas Besuch erzählt, stürzt wieder mal meine Welt ein. ich kann es nicht fassen, da denke ich, meine beste Freundin gekannt zu haben und dann sowas. Schlimm genug was sie damals mit Christian gemacht hat, aber sein eigenes Kind auszusetzen um diesen Lebensstil zu leben, das ist einfach zu viel. Ich kämpfe mit meinen Tränen. Auch Christian scheint das alles sehr mitzunehmen, immer wieder krallt er sich regelrecht an Ana fest. Ich bin froh das er eine starke Frau an seiner Seite hat. Doch auch an Ana scheint es nicht spurlos vorbei zu gehen.

Von den Ereignissen in der Pflegefamilie bekomme ich nicht viel mit, meine Gedanken kreisen immer noch um Elena. Wie konnte sie mir all die Jahre die liebende Freundin vorheucheln. Sie wußte genau wie sehr ich darunter leide, keine eigenen Kinder zu bekommen. Und wie glücklich ich war als Elliott, Christian und Mia zu uns kamen. Und dann verschweigt sie das sie eine Tochter und noch dazu sie ausgesetzt hat. Ich kann es nicht fassen. Ich weiß gar nicht was ich mit ihr machen würde, wäre sie nicht tot.

Carrick schubst mich an und holt mich aus meinen Gedanken. Ich schaue hoch und sehe Christian am ganzen Körper zittern, die Tränen laufen ihm über die Wangen. Er klammert sich an Ana, wie ein Ertrinkender an einem Rettungsring. Sofort springe ich auf und will ihn trösten. Gerade als ich seinen Kopf streicheln will, schaut er mich panisch an und schreit immer wieder "Nein, Nein,Nein". Ich bin fassungslos, der Boden wird mir unter den Füßen weggezogen, mein Sohn stößt sich von mir weg. Ana schickt uns schlussendlich aus dem Zimmer. Ich bleibe vor der angelehnten Tür stehen. Ich kann ihn doch jetzt nicht alleine lassen. Verdammt was ist bloß mit ihm?

Ana sitzt mit ihm auf dem Bett. Sein Kopf an ihrer Brust und er sieht so verzweifelt und hilflos aus, wie der kleine Junge den wir damals zu uns geholt haben. Als ich dann die Worte "Mommy, Mommy,Mommy" aus Christians Mund höre, versetztes mir einen Stich. Ich will schon zurück ins Zimmer laufen. Doch scheint er Ana zu meinen, denn als sie ihm mitteilt das sie da wäre wird er Augenblicklich ruhiger. Ich zucke innerlich zusammen, es fühlt sich an als ob mir jemand mein Herz rausreißt. Die Tränen kann ich nicht mehr aufhalten. Ich falle Carrick in die Arme, der versucht mich zu beruhigen. Hilf und Ratlos sitzen wir auf dem Flur. John tippt wie wild auf seinem Handy rum. Immer wieder frage ich John was mit Christian ist. Doch er zuckt nur mit den Schultern.

Es dauert eine Weile da kommt Ana heraus und teilt uns mit, das Christian eingeschlafen ist. Ich merke das Ana meine Hände nimmt und irgendwas zu mir sagt. Doch ihre Worte kommen nicht bei mir an. Ich fühle mich wie im falschen Film. Innerlich baut sich eine Art Hass auf Ana auf. sie darf meinen Sohn berühren, ihm all das geben, was mir verwehrt bleibt. Ich kann und will sie nicht mehr sehen, ich muss hier weg. John sagt noch was doch das bekomm ich nicht mehr mit. Carrick bringt mich nicht zu Ray, sondern nach Bellevue, nach Hause.

Dort angekommen verschanze ich mich in Christians altem Kinderzimmer. Mein Blick fällt auf das Bild seiner Mutter, was an der Wand hängt und mit einem mal fällt mir die Ähnlichkeit zu Ana auf. Ich koche innerlich immer noch vor Wut auf sie, auch wenn ich ganz tief im inneren weiß das Ana da nichts für kann. Immer wieder kommen mir die Bilder des kleinen verängstigten jungen in den Kopf. Wie er da so hilflos und verloren im Krankenhaus saß. Unweigerlich laufen die Tränen wieder. Starke Arme umschließen mich. Carrick steht hinter mir und versucht mich zu beruhigen. Er teilt mir mit das John angerufen hat. Christian scheint zurück in die Kindheit geflüchtet zu sein und zwar in der Zeit bevor er bei uns war. John vermutet das seine Seele mit den Erzählungen und eventuell aufkommenden Flashbacks nicht mehr umgehen konnte und er sich daher zurückgezogen hat. Ja von so einem Fall hab ich auch schon gelesen. Aber verdammt warum Christian, hat er nicht genug durchgemacht. Ich löse mich von Carrick und hole eine Kiste von Christians Schrank. Dort hab ich all seine Sachen aufbewahrt,von ihm als Kind. Ich reiche sie Carrick. Mit den Worten "Vielleicht hilft ihm das". Als Carrick die Kiste öffnete und ich die Schmusedecke, sowie die Autos sehe, breche ich weinend zusammen. Am Rande bekomm ich mit das unser Hausarzt da ist und mir was zur beruhigung spritzt.

Als ich wieder aufwache sitzen Mia und Elliot an meinem Bett. Ich dachte schon ich hätte das alles nur geträumt, doch ein Blick in ihre verweinten und verzweifelten Gesichter bestätigt mir das es kein Traum war.

Natürlich fahre ich die nächsten Tage immer wieder mit Carrick ins Krankenhaus. Denn auch wenn Christian mich nicht erkennt, er ist und bleibt mein Sohn. Doch zu sehen wie er am Anfang Angst vor uns hat und immer wieder miterleben zu müssen wie er sich an Ana klammert, tut einfach so weh. Ich kann es nicht ändern, aber so kann ich ihn nicht mehr sehen. Ana und Christian werden entlassen und nach Absprache mit John fährt Ana mit ihm ins Escala. Wir alle hoffen, das er hier zurück ins hier und heute findet. Mia versucht immer wieder mich auf andere Gedanken zu bringen und auch Eliot ist jeden Tag mit Kate da. Doch auch sie können den Schmerz in meiner Brust nicht lindern. Ana kann ich nicht unter die Augen treten. Immer wieder erinnert sie mich daran das Christian mich weggestoßen hat und eine unglaubliche Wut macht sich breit.

Ich hab viele Gespräche mit John geführt und er hat mir immer wieder gesagt, das meine Gefühle eine ganz normal Reaktion sind und Ana das verstehen würde. Doch trotzdem kann ich nicht einfach zu ihr fahren. Ich vermisse meinen Sohn, aber er ist nicht mehr der er einmal war und das zu akzeptieren fällt mir schwer. Ich hab auch keine Ahnung wie Ana damit umgeht, aber John bestätigt mir das sie stark sei und sich liebevoll um Christian kümmert.

Ich weiß das ich Ana gerade jetzt im Stich lasse und hoffe sie wird es mir irgendwann verzeihen. Jedoch hoffe ich das sie mit Hilfe von Ray, Jason und den anderen es meistert. Ich bin am Ende meiner Kräfte und wenn die Situation noch länger anhält, drohe ich daran zu zerbrechen. 

Mein rettender Engelحيث تعيش القصص. اكتشف الآن