Kapitel 3.

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Ich laufe die halbe Nacht den Fluss entlang und lege immer wieder Pausen ein. Es ist körperlich sehr anstrengend diesen Weg drei mal zu laufen und da das Adrenalin mich schon vor Stunden alleine gelassen hat bin ich dementprechend sehr müde. Ich schleppe mich immer weiter voran und denke immer wieder daran, dass ich endlich aus meiner persönlichen Hölle raus bin. Nie wieder werde ich mich so behandeln lassen und lasse es nicht mehr zu, mit Holzstöcken bestraft zu werden. Keiner wird mir je wieder so weh tun wie sie es getan hat.

Verwundert sehe ich auf die Spiegelglatte Oberfläche des großen Sees. Neben den Sternen spiegeln sich andere Lichter auf dem Wasser. Mein Blick wandert nach oben und meine Augen weiten sich. Es ist nicht möglich. Die weiteren Lichter kommen alle aus dem baufälligem Schloss, mindestens die Hälfte von ihnen ist erleuchtet. Wie kann das sein? Das Gebäude ist doch Einsturzgefährdet?!

Ich reibe mir verwundert die Augen, doch das ist keine Einbildung, in dem Schloss wohnt jemand. Erleichterung durchflutet mich augenblicklich und ich bin den Tränen nahe. Das Schicksal scheint es heute gut mit mir zu meinen. Hoffentlich haben die Menschen die dort wohnen genug Mitleid mit mir um mich rein zu lassen und mir ein Bett für die Nacht zu geben.

Nach weiteren zwanzig Minuten komme ich oben an und laufe an der großen Wand entlang, auf der Suche nach einem Eingang. Und diesen finde ich recht schnell. Eine riesengroße, geschlossene Eichentür. Direkt daneben ist ein Fenster in die Steinwand eingelassen und ich muss mich etwas auf die Zehnspitzen stellen, um wenigstens etwas zu sehen.

An den Wänden hängen Gemälde von alten Menschen, die unüblicherweise alle am schlafen sind. Zwischen den Gemälden hängen überall Fackeln, die mit ihrem Licht Schatten an die Wände malen und ruhig vor sich her brennen. Sonst ist der Gang wie in einem mittelalterlichem Film; die Wände, der Boden und die Decke sind aus flachen Steinen, die Fackeln stecken in alten, bronzenen Halzerungen und die Rahmen der Bilder sind vergoldet.

Ich trete einen Schritt zurück und schaue die hohe Wand des Schlosses an. Wenn ich jetzt anklopfe, wird mich überhaupt jemand in diesem riesigen Schloss hören? Gibt es hier vielleicht auch eine Klingel, die ich übersehen habe? Es ist doch unmöglich, dass wenn sich jemand ganz oben in einem der Türme aufhält, mich hier so weit unten klopfen hört.

Ich lasse meinen Blick auf die Tür gleiten und suche diese auf eine Klingel, ja selbst auf eine Kordel, die als Klingel fungieren könnte, ab, taste selbst die kalten Steine ab, doch ich finde nichts. An der Tür, eigentlich ja dem Tor so groß wie das Ding ist, ist nicht einmal ein Türklopfer angebracht.

Die Hoffnung schwindet langsam dahin und Verzweiflung breitet sich in mir aus. Was soll ich jetzt machen, wenn mich niemand hört? Ich hebe die Hand und klopfe laut an der Tür, warte kurz ab. Es tut sich nichts. Ich klopfe erneut, diesmal sogar noch fester.

"Hallo? Ist jemand da?", rufe ich laut und warte einige Sekunden. Wieder nichts.

Ich hämmere nun gegen das Holztor und rufe stetig nach jemandem, der doch bitte das Tor auf machen soll. Mit jeder neuen, fehlenden Antwort sinkt meine Hoffnung, doch ich will und kann nicht aufgeben, klopfe voller Verzweiflung immer weiter.

Plötzlich ertönen von innen mehrere laute Klicks und ich trete erschrocken einen Schritt zurück. Nachdem ich so lange gegen diese Tür gehämmert und die Hoffnung beinahe aufgegeben habe hat mich doch jemand gehört und öffnet mir.

Das Tor geht mit einem lauten quietschen nach außen langsam auf und ich trete noch weiter zurück, bevor mich das Holz erschlägt. Mein Herz rast wie verrückt.

In der Tür steht ein junger Mann, dessen riesiger, lila Turban einem sofort ins Auge springt. Kurz stocke ich, durch seine sonderbare Kleidung und den Holzstab in seiner Hand abgelenkt, doch die Worte sprudeln nur so aus mir heraus, sobald ich mich wieder gefasst habe.

"Oh Gott ich danke Ihnen so sehr, Sie sind meine letzte Hoffnung! Ich stehe bestimmt schon seit einer halben Ewigkeit vor dieser Tür und hämmere wie verrückt daran, meine Knöchel sind schon ganz rot geworden. Sie wohnen hier doch bestimmt, oder? Ich weiß, dass das vielleicht komisch rüber kommt aber ich bräuchte einen Platz wo ich übernachte weil ich abgehauen bin und-"

"W-w-wer sind S-S-Sie wenn ich f-f-fragen darf?", unterbricht mich der Mann stotternd und tritt einen Schritt näher auf mich zu, seine Augen mich scheu musternd.

"Mein Name ist Hailey Cartwright, ich-"

"I-I-Ich kenne k-k-keine Hailey C-C-Cartwright", fällt mir der Mann wieder ins Wort und mustert mich nun etwas genauer, was ein verdammt unwohles Gefühl in mir auslöst. Aber ich darf mich nicht von ihm abschrecken lassen, ich brauche etwas, wo ich schlafen kann und außer dem Schloss hier gibt es nichts in der Nähe.

"W-W-Was machen S-S-Sie hier d-d-draußen? S-S-Sollten Sie nicht in I-I-Ihren Bett liegen? I-I-In welchem H-H-Haus sind Sie?"

Ich runzel meine Stirn und sehe den Typen total perplex an.

"Haus? Ich verstehe nicht so ganz was Sie ..."

"Sie ist eine Muggel!", raunt plötzlich eine dritte Stimme und ich drehe mich erschrocken zu allen Seiten um. "Töte Sie!"

"Wer ist das?!", frage ich den Mann erschrocken, der mich jedoch ohne irgendeine Emotion ansieht und seinen Holzstab hebt; deutet mit dessen Spitze genau in meine Richtung.

Panik überfällt mich und ich starre wie erstarrt zu ihm, komplett ahnungslos, was diese Geste zu bedeuten hat. Aber ich ahne nichts gutes.

"Was war-", will ich erneut fragen, doch der Mann unterbricht mich erneut.

Laut und deutlich spricht er ein mir unbekanntes Wort, Avada, aus und schaut mich dabei so mordlustig an, dass mein Herz einen Schlag aussetzt. Ohne irgendeine Vorwarnung rauscht eine sehr starke Windböe an mir vorbei und trifft genau den Mann, wirft ihn mit einem dumpfen Schlag zu Boden. Ich schreie erschrocken auf und trete ruckartig einige Schritte von der Tür weg. Genauso plötzlich hallen schnelle Schritte aus dem Schloss und eine ältere Frau eilt zu uns heran.

"Quirrel, was ist denn hier passiert? Und was machen Sie hier draußen?!", spricht uns die Frau erbost an und ich zucke erneut zusammen, kann keinen Ton hervor bringen.

"Sie ist eine Muggel", stöhnt Quirrel vom Boden und die Frau sieht erschrocken zu mir.

Noch bevor ich irgendwie reagieren könnte richtet Sie ihren Stab auf mich und spricht einige ungewöhnliche Worte aus, bevor mich komplette Dunkelheit umgibt und mein Körper in das nasse Gras fällt.

Cartwright - Eine neue Welt (Harry Potter FF) *WIRD ÜBERARBEITET*Where stories live. Discover now