Kapitel 4.

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"Wir wissen nicht, wie sie herkam und wie sie ..."

Dumpfe, mir unbekannte Stimmen unterhalten sich hitzig im Hintergrund. Meine Augen sind fest geschlossen, nur wenig rötliches Licht scheint durch meine Augenlider.

Ich weiß nicht, wo ich bin, habe keine Orientierung, mein Kopf ist wie leer gefegt. Wo bin ich? Wer bin ich?

Vorsichtig öffne ich meine Augen einen Spalt breit. Ich liege auf einen schneeweißem Bett in einem sehr altmodisch eingerichtetem Zimmer, welches aus Mittelalterzeiten abzustammen scheint. An meinem Bettende unterhalten sich mehrere erwachsene Männer und Frauen hitzig miteinander, der große lila Turban des Mannes fällt sofort in mein Blickfeld.

Mit einem Schlag durchströmen mich alle Erinnerungen an die Ereignisse; meine rätselhaften Kräfte, wie ich zu einem Schloss geflohen bin, wie eine scheinbar aus dem 'Off' kommende Stimme dem Mann befahl, mich umzubringen ...

Vorsichtig setze ich mich auf, wende meinen Blick nicht von den Personen ab. Bei meiner ersten Bewegung richtet sich der Blick einer alten Frau beinahe blitzartig auf mich und sie mustert mich mit zusammen gekniffenen Augen durch ihre schmalen Brillengläser.

"Sie ist wach", bemerkt sie knapp und die restlichen Anwesenden drehen sich ebenfalls zu mir.

Der seltsame Mann, der mich umbringen wollte, die hochgewachsene, schlanke Frau mit dem wachsamen Katzenblick, ein alter Mann mit einem Schneeweißen Bart, der ihm bis zum Boden geht, eine kleine, dickliche Frau mit zerzausten, grauen Locken, ein winziger Mann mit gepflegtem, schwarzen Schnauzer, eine mittelalte Frau mit einer weißen Haube auf dem Kopf und ein hochgewachsener Mann mit ölig schwarzen, langen Haaren und einem sehr genervtem, wennauch interessiertem Blick.

Voller Panik starre ich den Turban Futzi an, greife fest in das Bettlaken und schlucke schwer. Ich bemerke nicht, wie der alte Bärtige mit mir spricht. Er tritt näher an mich heran und fasst mir an die Hand. Panisch zucke ich zusammen und sehe ihn mit geweiteten Augen an.

"Warum wollt ihr mich umbringen?", frage ich kleinlaut und der Mann sieht mich überrascht hinter seiner kleinen Brille an.

"Umbringen? Keiner hier möchte Sie töten."

Doch ich schüttel heftig mit meinem Kopf und mein Blick huscht kurz zum Turban Futzi.

"Doch ... eine Stimme hat gesagt ... sie hat gesagt ..."

Tränen treiben in meine Augen und meine Unterlippe zittert so heftig, dass ich kaum ein Wort hervor bringen kann.

"Sie steht unter starkem Schock", bemerkt die Frau mit der weißen Haube und holt ein Tiegelchen hervor.

Mit einigen wenigen Schritten ist sie bei mir und hält mit jenes unter die Nase. Ich zucke mit meinem Kopf zurück.

"Riech dran", sagt sie mit einer ruhigen Stimme, lächelt mir aufmunternd zu. "Es wird dir helfen."

Zögernd sehe ich sie an, gehe mit meinem Kopf nach vorne und rieche an dem Inhalt, welcher in meiner Nase brennt wie wenn einem Salz in die Wunde gerieben wird. Augenblicklich schließe ich schmerzverzerrt die Augen und drücke mit meinen Fingern meinen Nasenrücken zusammen. Doch nach wenigen Sekunden ist der Schmerz vorbei und meine Nerven sind plötzlich ganz ruhig. Ich kann mich nicht einmal darüber wundern, wie das wirken konnte.

"So, Miss?", fragt der alte Mann zu meiner linken und sieht mich mit einem geduldigem Blick an.

"Hailey Cartwright."

"Miss Cartwright. Nett Sie kennen zu lernen. Ich bin Professor Albus Dumbledore, Leiter dieses Internats", stellt sich mir Dumbledore vor und ich nicke leicht. "Darf ich fragen wo Sie her kommen?"

"Ich bin aus 'Kendra Macalisters Waisenhaus für Jungen und Mädchen'", antworte ich wahrheitsgetreu. Mir scheint als könnte ich ihm vertrauen. Ein kleiner Schatten huscht so schnell über Dumbledores Gesicht, dass ich mir nicht einmal wirklich sicher bin, ihn gesehen zu haben. "Ich bin da raus geflohen, weil ich es nicht nehr ausgehalten habe. Mein Leben war die reinste Hölle."

Er nickt leicht. "Das tut mir schrecklich leid für Sie." Er räuspert sich. "Okay Miss Cartwright, ich will nicht lange um den heißen Brei herum reden. Es gibt eine essentielle Frage, die Sie mir beantworten müssten. Wie haben Sie es geschafft, Professor Quirrel, ohne ihn zu berühren, so stark von den Füßen zu hauen?"

Ich zucke kurz zusammen und sehe zum Turban. Der Mann sieht mich so nervös und scheu an, als wäre das nicht derselbe, der mich vorhin ohne zu zögern umgebracht hätte.

"Ich weiß es nicht", antworte ich ihm kleinlaut. Ich will mich nicht als Freak und komplett Verrückt outen, villeicht schmeißen sie mich dann raus.

"Miss Cartwright", sagt Dumbledore eindringlich und sieht mich mit einem festen Blick an. "Passieren um Sie herum villeicht außergwöhnliche Dinge, die Sie sich nicht erklären können? Bewegen sich villeicht Gegenstände, ohne dass Sie sie berühren?"

Erschrocken sehe ich den alten Mann an. Woher weiß er das?

Ich zögere mit meiner Antwort und kaue auf der Innenseite meiner Wange; eine alberne Angewohnheit. Woher weiß er das nur?

Schließlich nicke ich leicht.

"Ich habe Feuer ausbrechen lassen, ohne dass irgendetwas verbrannt wurde. Ich habe einen Ast aus einem Stumpf wachsen lassen, um über eine Mauer zu kommen. Ich habe auch eine starke Windböe erschaffen, die ... die ihn", erkläre ich zögernd und sehe kurz zum Turban. "von den Füßen geschmissen hat. A-aber das ist doch eigentlich nicht möglich ..."

Die werden mich raus werfen, ganz sicher ...

"Das ist alles Realität, Miss Cartwright", eröffnet mir Dumbledore. Nun bin ich am zweifeln, wer von uns beiden verrückt ist. "Dieses Internat ist Hogwarts, Schule für Hexerei und Zauberei. Es gibt eine Welt, die für Sie bisher verborgen war, die der Hexen und Zauberer; eine magische Welt."

"Albus", unterbricht ihn die alte Frau mit der schmalen Brille. "Wie können wir uns sicher sein, dass sie tatsächlich eine Hexe ist? Sie ist schon so alt, irgendjemand hätte doch von ihr wissen müssen!" Ihr Blick wird weicher und sie schaut mich an. "Miss Cartwright, wissen Sie etwas über ihre Eltern?"

Ich schüttel meinen Kopf.

"Ich bin in einem Korb vor die Tür des Hauses gelegt worden als ich wahrscheinlich gerade erst auf die Welt gekommen bin, auf jeden Fall war ich sehr klein. Da lag nur ein Zettel, dass mein Name Hailey Cartwright sei und ich am 24. Mai 1978 geboren wurde, handgeschrieben. Die Leiterin hat mehrmals versucht, meine Eltern ausfindig zu machen immer ohne Erfolg. Als ich dann sechs wurde, hat sie es aufgegeben, mich aber von Beginn an wie ihr eigenes Kind großgezogen. Doch dann ist sie verstorben als ich sieben war und ihre Tochter hat das Waisenhaus übernommen. Doch mein Leben war dannach nicht mehr wie es früher mal war. Madam Macallister ist eine der grausamsten Frauen die es auf dieser Welt gibt. Sie hat mir das Leben zur Hölle gemacht, mich oft bestraft ... sehr oft ..."

Ich stocke und versuche die Tränen zu unterdrücken. Ich weine nicht oft, aber dieses Thema, vor allem Madam Macallister, das geht mir verdammt nahe. Ihre Mutter war wie eine eigene Mum für mich und sie wurde mir genommen. Und was bekam ich dannach? Meine persönliche Hölle.

"Das tut uns leid, Miss Cartwright", sagt der Alte mitfühlend.

Schwer schluckend nicke ich und vertreibe die schlechten Erinnerungen, verdränge die Bilder vor meinem inneren Auge, versuche die vernarbten Stellen an meinem Körper zu ignorieren, die wie von Zauberhand leicht zu kribbeln scheinen und mich an ihre Anwesenheit erinnern.

"Und Sie sagen, meine Kräfte sind echt? Das ist alles real und ich bin für alles verantwortlich, was um mich herum passiert ist?", frage ich, um das Thema zu wechseln und sehe den alten Mann etwas ungläubig an.

Das meint er doch nicht wirklich ernst ... oder?

Cartwright - Eine neue Welt (Harry Potter FF) *WIRD ÜBERARBEITET*Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ