Kapitel 7.

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Ohne ein Wort zu sagen setze ich mich neben Jordan, den Zwillingen gegenüber. Alle drei sehen mich mit einem fragendem Blick an. Vorsichtig hebe ich meinen Blick und versuche mich für eine Sekunde an einem Lächeln.

"Hey", sage ich vorsichtig. "Ich ehm ... ich bin Hailey Cartwright."

"Fred Weasley", sagt der Junge mir gegenüber. "Der Hübschling neben mir ist George." Jener hebt die Hand kurz zum Gruß. "Und der Junge der dich zu uns gebracht hat ist Lee Jordan."

Ich nicke kurz. Stille breitet sich aus. Lee ist der erste, der das Wort erfasst.

"So, wir glauben dir alle kein Wort von dem Mist, den du mir eben weiß machen wolltest", sagt er mit einem ernstem Blick und die Zwillunge müssen prusten. Letzteres lässt mich die Augenbrauen säuerlich zusammen kneifen. "Jetzt bitte noch einmal die Wahrheit und warum bei Merlins Bart du mir diesen Blödsinn erzählt hast."

Ich befolge Dumbledores Rat und erzähle, ich sei Muggelgeboren mit erst kürzlich entdeckter, magischer Begabung und hätte Panik bekommen, als Lee mich ausgefragt hat. Mit einer ruhigen Stimme und etwas unsicherer Miene ratter ich diese Geschichte knapp runter und sage auch, ich komme aus einem Waisenhaus, was die sowieso schon unangenhme Stille noch weiter runter zieht.

Ich denke, dass die Jungs mir die Geschichte abkaufen. Sie haben mir tatsächlich aufmerksam zugehört und ich glaube einen Deut Mitleid in ihren Gesichtern zeigen, gemischt mit einer großen Portion Überraschung und Verwirrung.

"Was ist mit deinen Eltern passiert?", fragt George mich unverblühmt und unverhohlen neugierig, was ihm einen Schlag von den dunkelhäutigem Mädchen neben ihm einbringt, die scheinbar die ganze Zeit schon zugehört hat.

Mit gerunzelter Stirn sieht George seine Sitznachbarin an. "Was habe ich denn falsches gesagt?" Sie raunt ihm einige Worte zu, doch ich konzentriere mich nicht darauf.

Ich bin sauer. Ich bin nicht irgendeine Attraktion, bei der alle gaffen und ihre Lauscher aufsperren können um Dinge zu hören, die sie einen Dreck angehen.

"Möchtest du vielleicht etwas hinzufügen?", frage ich das Mädchen etwas genervt und spieße einen Pancake auf meine Gabel.

Falls ich vergessen habe das zu erwähnen, das Essen hier ist so zahlreich wie für das Militär aller drei (ehemaligen) Großmächte.

Angesprochene sieht mich verwirrt aus ihren dunklen Augen an. "Bitte?"

"Jeder hat doch eine Meinung, nicht?", frage ich nun kühl. "Und wenn du schon so aufmerksam zugehört hast, auch wenn niemand mit dir geredet hat um ehrlich zu sein, musst du dir doch auch deinen Teil zu alldem denken."

Nun sehen mich auch alle anderen verständnislos an. Das Mädchen scheint die richtigen Worte nicht zu finden.

"Sie hat dir nichts getan", sagt George zu mir und schaut mich argwöhnisch an. Ich beiße mir auf die Innenseite meiner Lippe.

Meine Eltern, also die Leiblichen, die sind ein schweres Thema für mich. Jedes Mal, wenn ich darauf angesprochen werde, oder generell wie ich in das Waisenhaus kam, blocke ich ab, weil ich selbst nicht mehr weiß als dass ich einige Tage alt in einem Korb vor der Tür lag, nur eine Geburtsturkunde im Umschlag daneben. Und das tut weh. Es zeigt mir, wie anders mein Leben ist von den "Normalofamilien". Alle anderen im Waisenhaus haben eine Geschichte, eine Herkunft, einen Anhaltspunkt. Alle außer mir.

Und es tut mir schrecklich leid, wenn ich dann etwas eklig werde, aber ich finde ich sollte entscheiden können, wer wie viel von mir selbst erfahren soll; der einzig wahren Quelle. Durch solches mitlauschen entstehen nur Gerüchte und es gibt unnötige Komplikationen. Deswegen kann ich so etwas ganz und gar nicht ab haben.

Versteht mich nicht falsch, ich will nicht verheimlichen, dass ich im Waisenhaus groß geworden bin, doch die Hintergründe sind Privatsache und gehen nicht jeden etwas an. Auch wenn Menschen stark dazu tendieren, sich die fehlenden Puzzleteile selbst hinzu zu denken und dann Geschichten zu erfinden, das Risiko entsteht durch ebenjenes Lauschen. Die Neugier wird die Menschen irgendwann ausrotten.

"Tut mir leid, ich reagiere etwas allergisch wenn ich belauscht werde. Wenn ich es ihr hätte erzählen wollen hätte ich es direkt getan", erkläre ich, eine Spur weniger bissig als eben noch. "Es ist ... ach nichts."

Schweigend esse ich mein Frühstück weiter und spüre die abgeneigten Blicke aller auf mir. Na klasse, die ersten Leute die ich kennen lerne halten mich für ein Monster, nur weil ich nicht von allen Seiten belauscht werden möchte. Leicht runter gezogen hebe ich meinen Blick zu dem Zwilling mit den blauen Augen, der nicht denselben Gesichtsausdruck trägt wie sein Bruder. Falls ich das richtig interpretiere schaut er eher nachdenklich. Doch sobald Augenkontakt zwischen uns beiden entsteht runzelt er die Stirn, schüttelt den Kopf und wendet sich seiner Sitznachbarin zu.

In Stille nehme ich mein Frühstück ein und gehe dannach ohne ein Wort zu sagen aus der Halle, warte vor der Tür auf Dumbledore. Sobald ich den alten Mann auf mich zugehen sehe zwinge ich mich meine Gedanken von eben zur Seite zu schieben. Hinter dem Mann laufen die ganzen Lehrer, die gestern Abend auch im Krankenflügel waren.  Nur der Mann mit dem Turban fehlt. Und ich vermisse ihn, um ehrlich zu sein, kein bisschen.

Dumbledore lächelt leicht und nickt mir zu. "Erneut einen guten morgen, Miss Cartwright. Wie verlief ihr Frühstück?"

Ich winke nur ab. "Nicht der Rede wert, Sir ..."

Der alte Mann tritt nur ohne ein weiteres Wort zur Seite. "Miss Cartwright, sie erinnern sich doch bestimmt an die Professoren von gestern Abend, nicht?" Nacheinander stellt er alle kurz vor.

Die hochgewachsene, wie eine Kerze gerade stehende, bebrillte Frau ist Professor Minerva McGonagall, Hauslehrerin von Gryffindor. Schüler des Hauses tragen die Farbe rot und werden vor allem durch Mut ausgezeichnet. Heißt die Weasleys und Jordan sind allesamt Gryffindors.

Der kleinwüchsige Mann mit dem gekräuseltem Schnauzer ist Professor Filius Flitwick, Hauslehrer von Ravenclaw. Schüler dieses Hauses tragen die Farbe blau und werden vor allem durch Intelligenz ausgezeichnet.

Der Mann mit den öligen, schwarzen Haaren ist Professor Severus Snape, Hauslehrer von Slytherin. Schüler dieses Hauses tragen die Farbe grün und werden vor allem durch ihren Ehrgeiz ausgezeichnet.

Die dickliche Frau mit den süßen Locken unter dem alten Hut ist Professor Sprout, Hauslehrerin von Hufflepuff. Schüler dieses Hauses tragen die Farbe gelb und werden vor allem durch ihre Herzlichkeit ausgezeichnet.

"Professor Dumbledore", meldet sich Professor McGonagall zu Wort. "Wäre es nicht besser, dieses Gespräch in ihr Büro zu verlegen?"

"Da hast du wahrscheinlich Recht, Minerva", bestätigt dieser lächelnd und bedeutet mir, ihm zu folgen.

Eine Ewigkeit und gefühlte drei Ohnmachtsanfälle später stehen wir vor zwei Statuen, welche den Eingang zum Büro des Direktors bewachen.

Cartwright - Eine neue Welt (Harry Potter FF) *WIRD ÜBERARBEITET*Where stories live. Discover now