Kapitel 9 - Mein Brüderchen.

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Er sah mich verwirrt an, doch reichte mir auch seine Hand und es fühlte sich befreiend an. Seine Hand in meine zu spüren und nicht das Verlangen zu haben, seine Hand brechen zu müssen. Ich mochte Ryder Black immer noch nicht, aber dies war nur mehr Verabscheuung wegen seiner Persönlichkeit und nicht wegen der Vergangenheit. Keine Ahnung ob ihr es versteht, aber es gibt ein Unterschied zwischen Hass wegen der Vergangenheit und wegen der Wertschätzung eines Menschen.''Das bedeutet aber nicht das wir Freunde sind Arschgesicht.'' sagte ich scharf und entzog meine Hand aus seiner. Klar das war gemein, aber es stimmte und wie es scheint verstand er was ich meinte, denn er legte seine Hand auf seiner linken Brust und verzog sein Gesicht spielerisch, als würde er Schmerz empfinden.''Autsch. Und ich dachte wir könnten beste Freunde werden.'' grinste er und ich konnte ein leises Kichern nicht unterdrücken. So ein Idiot. Egal, wie sehr er versuchte es runter zu spielen, ich sah genau wie glücklich er darüber war, dass ich ihm verziehen hatte. Ja, damals hatte er mich sehr verletzt, aber der ständige Hass wird es auch nicht ungeschehen machen, also lieber habe ich Waffenstillstand, als Krieg. 

Und wer weiß, vielleicht eines Tages, verliebst du dich ja wieder in ihm.

Nein, das glaube ich eher kaum, denn ich hatte ihm zwar verziehen, aber ich bin nicht so dämlich und mache den selben Fehler noch einmal. Ryder Black ist und bleibt ein Arsch, ob es mir nun passt oder nicht und ich habe schon einmal gesagt, dass er sich nicht -vorallem für mich nicht- ändern wird. Damit habe ich aber auch kein Problem, solange wir einander aus dem Weg gehen.

Also ich denke nicht, dass ihr einander aus dem Weg gehen werdet, meinte sie und schüttelte sie einfach ab.

Ryder verabschiedete sich noch kurz von mir, bevor er aus dem Krankenhaus spazierte und ich mich wieder zu Melissa und Blair begab. Der Doctor sagte, da Blair sie gleich hergebracht hatte, ist nicht viel Schlimmes passiert, aber Lilly müsse die Tabletten wirklich regelmäßig nehmen, vorallem jetzt. Etwas verängstigt und noch betäubt von der Spritze, kam Lilly aus dem Raum und wanderte direkt zu Blair, die sie in ihre Arme zog. Ja, Blair beschwerte sich non-stop über Lilly, wie sehr sie ihr auf die Nerven ging und sie ihr gerne das Genick brechen würde, -das sind ihre Worte, nicht meine- aber sie waren Geschwister und Blair liebte Lilly über alles.

''Jag mir ja nie wieder so eine verdammte Angst ein, hast du verstanden? Ich war krank vor Sorge um dich.'' darauf war Lilly's Antwort nur ein Nicken und Blair musste noch ein paar Papiere unterschreiben bevor wir gehen konnten. 

Draußen war es bereits dunkel, da es ziemlich spät geworden ist und Blair, Melissa und Ich standen auf dem Parkplatz.

''Bist du sicher, dass wir dich nicht mitnehmen sollen? Du kannst immer noch bei mir schlafen und falls du nicht möchtest, kann ich dich ja irgendwo absetzen.'' schlug sie vor und sah mich voller Reue an, doch ich lehnte ab. Ich wusste ja, dass sie ziemlich fertig war wegen der ganzen Sache, aber in solchen Momenten kann ihr Melissa viel besser helfen, als ich. Versteht mich nicht falsch, ich war eine gute Freundin, aber ich war noch lange nicht so einfühlsam und liebevoll wie Melissa und meistens kann ich sie auch nicht trösten, weil diese Dinge einfach nicht zu mir gehören. Mit 'diesen Dingen' meine ich: Trösten, Tratschen, Weinen, usw. Ihr versteht schon, so richtiges girly Kram, dies alles bin ich nicht und werde es auch niemals sein. 

Du meinst, du bist eine Transe.

Ach halt deine Klappe! 

Außerdem hatte ich Lust darauf zu gehen, denn heute wurde ich schon genug herum gefahren.''Nein das ist schon in Ordnung, Melissa ist bei dir und falls irgendwas ist, rufst du einfach an. Ich gehe schnell  Nachhause und lege mich schlafen, wir sehen uns morgen okay?'' sagte ich und gab den Dreien noch eine Umarmung, bevor sie einstiegen und ich leise beobachtete, wir ihr  Wagen von dem Parkplatz runter zur Straße fuhr. Lange trödelte ich nicht herum, schließlich wusste ich ja, wie die schlimmsten Horrorfilme begannen, also zog ich meine Weste enger zusammen und machte mich direkt auf den Weg. Du hast eindeutig zu viele Horrorfilme gesehen Kathe, plapperte sie mal wieder und ich protestierte. Ich bleibe nur realistisch.

Am nächsten Morgen schien alles wieder okay zu sein bei Blair, ich hatte sie angerufen und mich vergewissert, dass auch nichts mehr passiert ist, aber dafür war bei mir nicht alles in Ordnung. Meine Mutter und mein Vater streiteten sich mal wieder, aber das war egal. Schließlich streiteten sie sich jeden verdammten Tag, aber ich kannte keine anderen Menschen die sich so sehr liebten wie die zwei. Der eigentliche Grund, warum bei mir nichts mehr in Ordnung war, ist weil mein Bruder Jake, seit ein paar Tagen nicht mehr Zuhause war und wie es scheint ist er jetzt wieder da.

''Hi Jake. Na, wie hast du den Weg bekifft gefunden?'' sagte ich nur um ihn zu provozieren und er rollte mit seinen Augen.''Ich habe nicht gekifft.'' sagte er scharf und ich lachte auf.

''Dann getrunken, kommt auf das Selbe an.'' redete ich zurück.

''Ich habe auch nicht getrunken. Es hatte andere Gründe, warum ich nicht Nachhause konnte und genau das versuche ich grade zu erklären, aber Mom und Dad sind zu beschäftigt damit darüber zu streiten, warum ich nicht angerufen hatte.'' ich und Jake sind zusammen aufgewachsen, aber nicht wie die meisten Geschwister, sondern wir haben alles zusammen gemacht. Versteht mich nicht falsch, wir sind nicht zusammen auf der Toilette gewesen oder so, er war einfach immer in meiner Nähe, hat mich vor Allem und jeden beschützt, doch seit ungefähr einem Jahr, hat er sich komplett geändert. Er ist zwar immer noch wie ein großer Bruder, aber nicht mehr so wie früher. Plötzlich hat er angefangen zu kiffen und zu saufen, er hat zwar regelmäßig die Schule besucht, aber seine Noten waren hin. Von mir hat er sich auch sehr distanziert und er verschwindet ständig für ein paar Tage ohne etwas zu sagen. ''Okay, dann sag mir warum du nicht da warst, wenn dir Mom und Dad nicht zuhören.'' er sah mich kurz an und zog mich dann mit sich ins Esszimmer. Er schloss die Tür und sah mir tief in die Augen, bevor er begann zu erklären. Irgendwie war sein Ausdruck eine Mischung aus Nervösität, Aufregung, Angst und vielleicht ein wenig Sorge. 

''Du weißt ja das ich seit einer Zeit anders geworden bin. Nun ja, ich hatte eine Freundin und als sie mit mir Schluss machte, war ich einfach verzweifelt. Weißt du, sie war jemand den ich dir unbedingt vorstellen wollte und du kennst mich besser, als jeder andere. Ich hätte dir nur ein Mädchen vorgestellt wo ich mir sicher bin, dass wir den Rest unseres Lebens gemeinsam verbringen würden, aber plötzlich machte sie Schluss und ich habe nie den Grund erfahren.'' das stimmt, ich kannte Jake und er würde mir nie nur irgendein Mädchen vorstellen, so war er nicht. Ich nickte, damit er wusste, dass er fortfahren kann.

''Nun, vor 3 Tagen habe ich endlich erfahren, warum sie mich verlassen hatte. Sie war schwanger.'' meine Augen weiteten sich und für eine kurze Sekunde hatte ich vergessen wie man atmet. Mir gingen so viele Fragen durch den Kopf, aber ich konnte nur eine aussprechen und meine Lippen formten sich schon praktisch selber.

''Bist du Vater?'' 

Shut up Badboy.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt