Der Schatten naht - Umbra Noctis

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Unablässig kullerten während der Heimfahrt heiße Tränen über ihre Wangen, sie schaffte es nicht, sich zu beruhigen. Manuel hatte angeboten sie zu fahren, doch das lehnte sie ab. Die Scham über ihren Fehler lag wie ein tonnenschwerer Stein auf ihrer Brust. Das Schlimmste aber, sie konnte es nicht mehr ungeschehen machen. Dimitri hatte sich das erschlichen, was er von ihr haben wollte und sie war töricht genug gewesen es ihm zu geben. Bei dem Gedanken, wie Kilian und all die anderen Lichtkrieger darauf reagierten, wurde Lena schlecht.

Sie schaffte es gerade noch zur Toilette, bevor sie sich übergab. Ihr Magen entleerte sich geräuschvoll. Unfähig zu jeder weiteren Handlung zog sie sich in die hinterste Badecke zurück. Dort hockte sie mit dem Rücken an die grauen Kacheln gelehnt, das Gesicht in den Knien vergraben. Was sollte sie tun? Manuel hatte sich bemüht sie zu trösten, doch sein Gesichtsausdruck und die unterdrückte Wut in der Stimme zeigten, wie schlimm die Situation war.

Ihr graute davor, irgendjemand gegenübetreten zu müssen. Sie sollte einfach fliehen. »Selbst das geht nicht!«, erklärte sie dem leeren Bad. Die Erkenntnis traf sie wie ein Fausthieb in die Magengrube und erneuter Würgereiz überkam sie. Manuel hatte ihr erklärt, Dimitri war ab jetzt in der Lage sie überall aufzuspüren. Ob das umgekehrt auch funktionierte? Und wenn, wollte sie das überhaupt rausfinden?

Obwohl ihre Lage prekär war und sie sich für alles schämte, hoffte sie trotzdem, dass Dimitri einfach verschwand. Weder mit Gesten noch Worten, versuchte er sie heute Morgen bei ihrem überstürzten Aufbruch, aufzuhalten. Wozu auch? Wie Lena mittlerweile wusste, fand er sie ja sowieso. Er hatte ihr versichert, dass er ihr kein Leid antun wolle, doch diese Zusage betraf explizit sie und niemanden sonst. Dimitri hätte sie auch ohne eine Forderung haben können. Rücksichtslos hatte er alles eingefordert. Dafür gab es nur eine einzige Erklärung: Er wollte mit ihrer Hilfe ein Portal erschaffen, damit die Umbra Noctis die Welt wie die Menschen sie bisher kannten, vernichten konnten.