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»Die Lichtkrieger haben ein Netz aus Licht um dein Haus gewoben. Ich diene dir als persönlicher Schutzschild, mehr können wir im Moment nicht tun.«

Cynthia versuchte Lena die Angst zu nehmen. Sie hatte ihr erklärt, dass sie im Grunde normal weiterleben solle. Einzige Ausnahme! Unter keinen Umständen durfte sie die Nebel betreten. »Ich habe diese Träume, was, wenn sie dadurch an mich rankommen?« Darüber hatte die Wächterin sich ebenfalls den Kopf zerbrochen.

Die Wächterinnen sahen häufig in ihren Träumen die Zukunft. Der Zustand zwischen Wachen- und Schlafen bot den besten Durchgang für die Totengeister. Die Verfolgungsträume hatten inzwischen komplett aufgehört. Was die Bruderschaft darauf zurückführte, dass Lena ihre Barrieren selbst im Schlaf gut genug errichtete. Dennoch - Schutzbarrieren hin oder her, sie besaß das Mal eines Umbra Noctis.

»Die Lichtkrieger bewachen deinen Schlaf. Ansgar und Manuel wechseln sich ab. Sie holen dich zurück, wenn du angegriffen wirst. Florian hat das doch auch geschafft.« Nickend erinnerte Lena sich zurück. Im Nachhinein kam sie sich schäbig vor. Florian hatte viel für sie getan und wie dankte sie es ihm? Ihre Liebe konnte sie ihm nicht anbieten, aber ihre Freundschaft.

»Sie können mich  besuchen. Richtest du ihnen das bitte aus? Ich schaffe es noch nicht raus zu gehen.« »Gerne«, sicherte Cynthia erfreut zu.

Bereits am nächsten Tag stand Manuel vor der Tür. Er freute sich, endlich wieder mit Lena zu sprechen. Ihr Herz machte einen kleinen Freudensprung, als er eintrat. Ihr Vater besuchte sie! Zeitgleich meldete sich sofort das schlechte Gewissen. Es kam ihr vor, als verrate sie, schon allein durch ihre Freude, ihn zu sehen, ihre Adoptiveltern. Verzweifelt schüttelte sie den Kopf. Ihr Leben verlief immer komplizierter.

Manuel bemerkte sogleich ihren Stimmungsumschwung. »Hey, alles in Ordnung?« »Wie man es nimmt. Ich lebe noch und das ist denke ich die erfreulichste Nachricht, die ich dir geben kann.« Schallend lachend, ließ er sich zur Antwort in den Sessel fallen. Mit dieser Reaktion hatte sie nicht gerechnet und musste unwillkürlich mitkichern. »Du machst noch Witze, ein gutes Zeichen!«, stellte er jetzt fest. »Wenn du keinen Ausweg weißt, versuch es mit Humor!«, hat ein ehemaliger Lehrer immer gesagt. »Schlauer Mann und gut das du dir den Spruch gemerkt hast.« Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse, was ihm erneut ein Lachen entlockte.

Seine gute Laune steckte sie an. Manuels Lebensgeschichte, sollte das beste Beispiel für sie sein, nicht aufzugeben. »Wie kommst du zurecht?«, erkundigte er sich in ihre Gedanken hinein. »Ich verstehe es nicht. Warum hat er das gemacht?«, brach es verzweifelt aus ihr. »Es ist seine Natur, Lena. Selbst wenn du ihm etwas bedeutest, ist er trotzdem ein Umbra Noctis.« »Aber er hat mir versichert, dass das nicht stimmt. Ich will nicht glauben, dass er gelogen hat.« Zum ersten Mal sprach sie aus, was sie dachte. Sie klammerte sich an den hauchdünnen Strohhalm der Hoffnung, es müsse für das Geschehene eine andere Erklärung geben. Eine, die Dimitri nicht als Bösewicht und sie als verliebte Närrin dastehen ließ.

Ihr leiblicher Vater legte nachdenklich den Kopf schief. »Ich gebe zu, es ist seltsam, das niemand von uns ihn wahrgenommen hat, obwohl er längst mit dir in Kontakt getreten ist. Möglicherweise verfügt er über eine besondere Art von Gabe. Laut den anderen Lichtkriegern sind die Ergebnisse ihrer Sinnprüfungen jedoch eindeutig, er ist ein Schattenmann!« Die Aussage traf Lena wie ein Schlag ins Gesicht. 

Der Schatten naht - Umbra NoctisМесто, где живут истории. Откройте их для себя