DAY THREE ~ TAEGI

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Wie ein schöner Engel saß er dort. Einfach unbekümmert und ruhig, die Massen von Schnee umhüllten ihn förmlich. Zärtlich fuhr er über die glänzenden Eiskristalle, die ihn umgaben. Ein perfektes Bild. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Jeden Nachmittag kam Yoongi hierher und setzte sich vor den zugefrorenen, leuchtenden See. Nur im Winter konnte man ihn glücklich sehen, deshalb war diese Jahreszeit etwas sehr besonderes für mich. Und für ihn erst recht. Jeden Nachmittag setzte ich mich etwas entfernter auf eine Bank, und sah ihm beim glücklich sein zu. Es war meine Lieblingsbeschäftigung, vielleicht sogar eine Art Hobby. Während ich ihn beobachtete, überkam mich jedes Mal eine kreative Welle und die Motivation stieg an, etwas Produktives zu tun. Deshalb nahm ich, wie jeden Tag, meinen kleinen Block und einen Stift heraus. Es war die letzte Seite.. Diese musste ich mit einem ganz besonderen, originellen Gedicht füllen. Dabei waren alle anderen ebenfalls einzigartig und besonders. Doch sie alle handelten immer nur von dem Jungen und dem weißen Schnee, der ihn umgab, wie es auch dieses Mal der Fall war. Schon fing mein Stift, wie von selbst, an zu schreiben. Die Worte flogen nur so mit der dunkelblauen Tinte auf mein fast gänzlich weißes Papier. Es war nicht schneeweiß. Ein leichter gelb, milchiger Stich war in den Fasern meines Papiers zu erkennen, was mich in keinerlei Hinsicht störte. Es war wie ein Kontrast zur Außenwelt. Durch die weiße, kalte Landschaft wirkte dieses Papier warm, lebendig und drückte selbst ohne Worte auf den Seiten eine Art von Liebe aus. Die Poesie, die in meinem Gehirn in Worte gefasst wurde, brachte ich allesamt aufs Papier. Die letzte Seite.. Ich hatte mir versprochen, dort würde es stehen. Der Beweis..

Der schmale Junge, mit violett angelaufenen Lippen ;

Still steht die Zeit, in der er lebt.

Tief in gefrorenem Regen lebend ;

Nur der Andere, der hinter ihm steht.

Jeder Winter so zauberhaft wie nie zuvor ;

Durch die Gesellschaft, er sah sie nie, doch spürte sie wohl.

Wie flüsternder Wind vor sich hin dieser schrieb,

Für den Jungen, der ihn nie wahrnahm, aber doch immer blieb.

Und doch fragte man sich, was er nun für den Jungen empfand.

Der Engel, in Eis gehüllt, so kühl und so still,

Bei wahrem Eis selbst sein Herz erwärmt.

Der Engel, er war es, der die dunklen Zeiten gerettet,

Dabei ohne zu wissen, durch keinerlei Tun.

All dies zerbrach des Anderen Welt ;

Liebe durchdrang ihn, egal, wie fest er die Tore zuhält.

Das Versprechen an sich selbst, die Gesellschaft hielt es ein,

Sich die Gefühle einzugestehen, den Preis er dafür zahlt.

Der letzte Tag, der letzte Blick,

All die Seiten ausgefüllt, all dies nur für..

Dich.

Ich liebe dich, Min Yoongi.

~ Kim Taehyung

Es war fertig. Das aller letzte Gedicht an meinen Engel. An denjenigen, der meinen Weg erhellte und an dem ich festhielt. Wenn auch nur auf mentale Art und Weise. Ich tat es. Und dann tat ich etwas, was mein Leben verändern würde. Es war so falsch es zu tun, aber ich musste. Ich hatte es mir geschworen. Und so stand ich von der Bank auf, ging jedoch nicht den üblichen Weg zurück nach Hause, immer weiter weg von ihm. Ich ging mitten auf ihn zu. Mit dem Notizbuch in der Hand, von welchem nun alle Seiten endlich gefüllt waren. Endlich? Es hatte mir großen Spaß gemacht meine Gedanken jederzeit aufzuschreiben und eigentlich hatte ich gehofft, diese wundervolle Zeit hätte nie geendet. Doch nun stand ich direkt vor ihm, und seine leuchtenden Augen richteten sich auf mich. Er sagte kein Wort, sondern sah mich einfach nur an. Ich hätte seine Ruhe lieber nie stören sollen.. Doch anstatt etwas zu ihm zu sagen, drückte ich ihm einfach das Buch in die Hand, welches ich vorher fest umklammert hatte. Sein fragender Blick galt nun dem Buch und ich zog mich einfach nur schnell zurück, da ich keinen Rückzieher machen wollte, und es ihm vielleicht doch wieder wegnahm.

Jeden Tag, im verbliebenen Winter ging ich an dem durchfrorenen See, der halb mit Schnee bedeckt war, und einen Engel neben sich sitzen hatte, vorbei und sah den Jungen, der keine Gesellschaft mehr hatte, auf dem Boden sitzen. Die eine Hand spielte wie immer mit dem kalten, leblosen Schnee und die andere hielt ein Buch. Jeden Tag las der Engel genau eine Seite dieser Gedichte, so, wie ich sie geschrieben hatte. Und jeden Tag lächelte er noch breiter als zuvor. Dieses Buch hatte seinen Winter noch schöner gemacht. Und im nächsten Winter saß Min Yoongi plötzlich nicht mehr an seinem Fleck. Zumindest nicht mehr heute und zu dieser Zeit. Das einzige, was an dieser Stelle zu sehen war, war ein Name, den er vor ein paar Minuten oder Stunden mit den Fingern in den Schnee geschrieben haben musste. Der Name lautete Kim Taehyung..

•••

Irgendwie mein Lieblingsteil bis jetzt ~ (♡ᵉ̷͈ัॢωᵉ̷͈ัॢ )‧₊°♡

24 DAYS WITH BANGTANWhere stories live. Discover now