Kapitel 3

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Keine zwei Minuten später hatte ich meiner Stiefmutter den Tisch gedeckt und zog mich wieder nach oben zurück.

Wie als wäre es Routine trugen mich meine Füße zum Schlafzimmer meines Vaters.
Ist ja auch Routine!

Gott! Konnte sie mich nicht mal in Ruhe lassen?!
Nein du Dumpfbacke! Ich bin immerhin der vernünftige Teil von dir!

Einfach ignorieren Tessa!, redete ich mir selbst gut zu.

Schließlich stand ich vor der Tür meines Vaters und öffnete die so leise wie möglich, um ihn nicht aufzuwecken.

Das Erste was mir auffiel war der Geruch nach Erbrochenem.

Bitte lass ihn nicht ins Bett gekotzt haben!, betete ich leise und atmete, nach einem Blick ins Zimmer, erleichtert auf.

Mein Dad lag mit dem Rücken zu mir in seinem Bett und soweit ich sehen konnte waren die Lacken noch weiß.

Auch im restlichem Zimmer konnte ich kein Erbrochenes erkennen. Also schlich ich auf Zehenspitzen zum Bad. Jedes Schlafzimmer in diesem Haus hatte ein eigenes Bad und darüber war ich mehr als froh. Ich wüsste nicht was schlimmer wäre: Mit der bösen Königin und ihren tausenden Anti-Falten-Produkten ein Bad teilen oder mit meinem Vater, der sich ständig in die Toilette erbrach.
Wie wärs mit dem Bad in der Schule?!!

Ha! Wäre sogar die beste Lösung.

Als ich die Tür zum Bad aufstieß wurde der Geruch stärker und ich hielt mir eine Hand vor die Nase.

Blendend weiße Fliesen strahlten mir entgegen, die nur von einzelnen grauen Fliesen, die ein Muster ergaben, unterbrochen wurden. Doch das war das einzige, was in diesem Raum sauber aussah.

Auf dem Boden lagen Handtücher, die teilweise mit Erbrochenem vollgeschmiert waren, und einige Hosen und Shirts. Das Waschbecken war mit Zahnpasta verschmiert und auf dem Spiegel  sah man fettige Handabdrücke.

In der Dusche tropfte der Duschkopf, da das Wasser nicht richtig zugedreht war, und das war das Erste, was ich änderte, als mein Kopf auf Automatik umschielt und mich einfach tuen ließ, was nötig war. Mit einigen Sprüngen über die Handtücher und Kleidungsstücke gelang ich rüber zur Dusche und drehte das Wasser komplett aus. Dann drehte ich mich zu den schmutzigen Sachen am Boden.

Die Handtücher waren nicht mehr zu retten, also holte ich kurzer Hand einen Müllsack und schmiss sie vorsichtig rein, um die Kotze nicht zu berühren.

Die einzelnen Hosen und Shirts sahen hingegen sauber aus, daher legte ich sie in den Wäschekorb.
Die Waschmaschiene solltest du heute auch noch anschmeissen, erinnerte sie mich und ich dankte ihr in meinem Kopf.

Das würde ein langer Tag werden...

Aber zuerst musste ich mich jetzt auf das Bad konzentrieren. Um auf Nummer Sicher zu gehen schrubbte ich auch noch kurz über den Boden. Inzwischen war es zwanzig vor acht und in spätestens in zehn Minuten musste ich los, wenn ich nicht zu spät zur Schule kommen wollte. Wie gut das mir Verspätung aber nichts ausmachte.

Ohne mich zu hetzen machte ich auch noch schnell den Spiegel und das Waschbecken sauber. Dann schaute ich mich zufrieden um. Das war doch schon besser.

Zwar lagen noch vereinzelt Sachen herum, aber die würde ich später aufräumen.

Den Müllsack mit den Handtüchern hinter mir her ziehend ging ich zum Bett meines Vaters und betrachtete ihn. Mir fiel erst jetzt viel auf, dass seine Haare feucht waren und er bequemere Sachen anhatte, also hatte er es heute Morgen wohl irgendwie in die Dusche geschafft. Doch mit seinen schwarzen Haaren in der Stirn und der leicht zusammengekauerten Haltung sah er aus wie ein Kind.
Aber nicht er sollte das Kind sein.

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