Kapitel 10

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Dyans Sicht

Als ich am Morgen aufwachte lief meine Musik immernoch. Stöhnend drehte ich mich um und vergrub das Gesicht im Kissen.
Mein Kopf dröhnte bei dem lauten Beat und erinnerte mich daran, dass ich gestern das letzte Bier doch lieber weggelassen hätte.
Aber mit einer Tablette würde es schon gehen und viel Wert legte ich auf den Unterricht eh nicht. Meine Noten waren gut und solange das auch so blieb war es egal wie lange ich nachts feierte.

Ich war gerade wieder eingenickt, als meine Tür aufgerissen wurde.

Stöhnend rollte ich mich herum und blickte zu meiner verzottelten Schwester, die mit zusammengepressten Lippen in der Tür stand.
Ich zog eine Augenbraue hoch, denn eigentlich wussts sie genau, was für ein Morgenmuffel ich war. Bevor ich nicht eine Aspirin genommen hatte, war das geradezu eine Mutprobe hier reinzuplatzen.

"Was ist los, Ciara?"

Sie zog scharf die Luft ein und fuhr sich angespannt durch die Haare, als wüsste sie nicht genau wie sie es sagen sollte.

Okay,  jetzt hatte sie meine volle Aufmerksamkeit.  Es passierte nicht oft, dass meine Schwester die Worte fehlten.

"Rück schon damit raus!", brummte ich schließlich nach einer Weile und setzte mich mit zusammengezogenen Augenbrauen auf.

Trotzdem blieb meine Schwester weitere Sekunden still, bevor sie die angehaltendenKjft mit einem schon fast genervten Seufzer austieß.

"Wir schulden jemanden etwas."

In Gedanken ging ich bereits durch, was sie angestellt haben könnte und wie viel es kosten würde, damit nichts davon an die Öffentlichkeit kam, doch irgendwas passte an Ciaras Verhalten nicht.
Sie hätte nie so gezögert, wenn es nur um ein kaputtes Fenster ging oder um eine Hose die sie mitgehen gelassen hatte, um einen kleinen Kick zu bekommen. Ich runzelte die Stirn und starrte sie durchdringend an.

"Und was noch?"

Wieder fuhr sie sich durch die Haare.

"Nichts weiter... nur wird dir nicht gefallen wem wir etwas schulden."

Mir stockte der Atem und ich wollte mir erst gar nicht ausmalen, wem ich am liebsten nichts schulden würde. Da gab es so einige. Aber ich würde jetzt nicht vom schlimmsten ausgehen und im Endeffekt war es nur einer der ganzen Nerds auf unserer Schule.

"Gut und wer ist dieser jemand?"

Gequält verzog sie das Gesicht und zögerte ihre Antwort weiter heraus, bis mir der Geduldsfaden riss.

"CIARA!"

Sie stöhnte entnervt und zischte schließlich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor: "Tessa."

Ich versteifte mich und betete das ich mich verhört hatte. Aber nach dem Gesichtsausdruck meiner Schwester wurde ich wohl nicht erhört.

Oh nein! Diesem verdammten Mädel würde ich nichts schulden!

Allein bei der Erinnerung was sie mit meinem wunderschönen R8 gemacht hatte, wurde ich so wütend, dass ich am liebsten etwas zerschmettert hätte.
Natürlich war mir klar, dass das Geschmiere auf der Windschutzscheibe nicht von ihr war, aber der Kommentar auf dem Seitenfenster trug 100% ihre Handschrift. Und allein, dass sie sich ständig mir in den Weg stellte, brachte mich zur Weißglut.
Mein Gesicht verfinsterte sich und ich starrte abwehrend meine Schwester an.

"Kannst'e vergessen. Der schulden wir nichts. So viel wie die mir schon versaut hat, haben wir es bereits ausgeglichen."

Wieder verzog Ciara das Gesicht und man sah es ihr an, wie schwer es ihr fiel mir nicht einfach recht zu geben. Sie mochte Tessa kein bisschen mehr.

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