Kapitel 6

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Der restliche Schultag war so wie immer. Schon nach den ersten Minuten Unterricht holte mich mein Schlafmangel wieder ein und so dämmerte ich den ganzen Tag eigentlich nur noch vor mich hin.

In der Pause aß ich dann mal wieder alleine an meinem Tisch ein Sandwich. Ich weiß nicht, ab wann es dazu gekommen war, dass ich als einsamer Wolf durch die Schule strich. Früher hatte ich genau wie alle anderen eine Freundesgruppe, mit der man lachend und plaudernd die Pause verbrachte, bevor man sich im Unterricht wieder zu Tode ödete. Aber wahrscheinlich kam das zur gleichen Zeit, als auch Dann angefangen hat mich zu hassen. Und inzwischen bin ich schon fast froh, dass mir niemand so nahe steht um Gefahr zu laufen herauszubekommen, was bei mir zu Hause los ist.
Aber mein Tisch war heute nicht der einzige, der vereinsamte. Auch die große Tischgruppe, an der normaler Weise Dyan und sein Gefolge saßen, waren heute doch eher dünn besiedelt und bei dem Gedanken, dass der Arme wohl gerade seinen R8 von Lippenstift befreite, konnte ich mir ein fieses Lächeln nicht verkeifen.

Erstaunlicher Weise bekam ich dafür jedoch ein anderes Gesicht nochmal zu sehen, mit dem ich nicht gerechnet hätte. Der Junge, dem ich geholfen hatte, tauchte mit einem 14 jährigen Mädchen bei mir auf und bedankte sich schüchtern. Seine kleine Schwester stand nicht weniger verunsichert neben ihm und tatsächlich verlangte es mir etwas Respekt ab, dass sie tatsächlich zu mir gekommen waren, um Danke zu sagen. Die meisten hielten einfach wie brave Lämminge ihre Klappe, was auch immer Dyan tat. Allein mit mir ein Wort zu wechseln war quasi gegen die Regeln, was meistens dazu führte, dass selbst die Leute, denen ich geholfen hatte, mich eher abschätzig behandelten. Keiner wollte am Ende ins Kreuzfeuer geraten und die Aufmerksamkeit des Tyrannen auf sich ziehen. Da war ein Danke eine schöne Abwechslung. 

Aber um ehrlich zu sein reichte ein Blick auf das junge Mädchen, um jedes Wort des Dankes überflüssig zu machen. Allein daran zu denken, was Dyan für Anspielungen bezüglich dieses unschuldigen Dings gemacht hatte, ließ mich angewidert die Nase rümpfen. Ich konnte wirklich nicht verstehen, wie man dermaßen den Respekt vor alles und jedem verloren haben konnte. Dyan würde vor nichts zurückschrecken, wenn er dafür seinen Kopf durchsetzen konnte.

Nach der Pause hatte ich dann nur noch drei Stunden in denen ich wieder weg dämmerte.

Schlussendlich konnte ich mich endlich wieder in meinen Brownie fallen lassen und seufzte erschöpft auf. Das würde noch ein langer Tag werden.
Doch der Anblick des leeren Parkplatzes neben mir heiterte mich wieder etwas auf.

Also fuhr ich mit einem kleinen Lächeln zum Supermarkt und kaufte ein, wenn auch mit einem mulmigen Gefühl, weil ich die Kreditkarte benutzte.

Eigentlich hatte ich nichts gegen einkaufen. Man traf immer die unterschiedlichsten Leute und hier wurde ich wenigstens nicht von Kerlen wie Dyan dumm angemacht, nur weil ich auf dieser gottverdammten Schule als einzige wohl noch bei klaren Verstand zu sein schien.

Da ich aber schon in einer halben Stunde im Dinnertime sein musste fehlte mir einfach die Zeit.

Trotzdem bleib mir nichts anderes übrig, als die Einkäufe noch schnell nach Hause zu bringen. Allerdings war mir Gott wohl zumindest einmal wohl gesonnen, denn die böse Königin schien heute Nachmittag wo anders ihre Ränkeschmiede zu spinnen und konnte mich nicht noch weiter aufzuhalten. Auch mein Dad schien schon wieder weg zu sein, doch für mehr als ein kleines Stoßgebet, dass er bei der Arbeit war und nicht schon jetzt in einer Bar saß, blieb keine Zeit. Selbst so brachte mich ein Blick auf die Uhr zum Fluchen.

Verdammt, Ich würde zu spät kommen!

Schneller als der Blitz war ich aus dem Haus und in meinem Audi, um zurannte ich raus und griff nach dem Schlüssel dem kleinen Restaurant zu rasen, in dem ich arbeitete und das auch um die frühe Uhrzeit schon gut besucht war.

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