05.12.2019, 15:19 Uhr

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A/N: Lies - Will Jay

Warnung: Innere Homophobie. Lest das bitte, wenn ihr mental stabil genug dafür seid und euch selbst akzeptiert.

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Ja, ich hatte laut und deutlich gehört, dass Madelyn gesagt hatte, dass ich mir Gedanken machen sollte, weswegen sie mir diesen Gefallen tat. Aber das musste trotzdem lange noch nicht heißen, dass ich es auch wirklich tat! Wie auch? Diese plötzliche Zustimmung verwirrte mich immer noch. Und dieses ganze Gespräch, das wir am vierten Dezember geführt hatten, wollte auch partout nicht aus meinem Kopf! 

Völlig übermüdet schlurfte ich am Nachmittag durch die Flure und sobald mich ein weiterer Besucher länger musterte, als es mir lieb war, unterstrich ich meinen Zombie-Look noch durch ein psychotisches Lächeln, das ich ihm oder ihr zuwarf. "Da hat jemand ne lange Nacht gehabt." Kommentierte Rae, die sich neben mich stellte, als ich blinzelnd versuchte, das zu bekommen, das sich Sekundenschlaf nannte. Eine Taktik des Körpers nach wenigen Stunden Schlaf auch unter Tag Energie gewinnen zu können. "Ich bin wie ein Automatikauto, das konstant bremst, um neue Energie zu gewinnen." Murmelte ich daraufhin zurück. "Wusste nicht, dass du an automobiler Technik interessiert bist." "Bin ich nicht. Musste nur wegen vermindertem Körpergefühl anfangen, Lehrstunden in einem Automatikauto zu machen. Man lernt viel drüber, wenn man selbst am Steuer sitzt." "Und jetzt?" 

Ich zerrte meine müden Augen vom Speiseplan weg und schaute fragend meine kurzhaarige Bekannte an. "Wie meinst du das?" Obwohl ich mich in einem halbwachen Zustand befand, verstand ich trotzdem ganz genau, woraufhin sie damit hinaus wollte. Dumm zu spielen hatte hier keinen Sinn. Dennoch hoffte ich, dass sie mir das abkaufte und das Thema wechseln würde. Ich hatte meinen Rauswurf bisher geschmeidig mit Worten umkurvt und vermieden, es anzusprechen. Das war allein mein Problem. Das Letzte, was ich brauchte, war Mitleid. 

"Na wann's soweit ist." Als ich sie weiterhin verdutzt musterte, stöhnte sie genervt auf. "Mannomann, Styx, stell dich nicht dumm! Ob du noch die Führerscheinprüfung machst oder schon gemacht hast!" Ich zuckte mit den Schultern. "Vielleicht bin ich dumm. Kann sich keiner aussuchen." "Oh doch. Man kann sich weiterbilden oder gar keine Infos sammeln. Ist jedermanns Wahl." Rae musterte mich prüfend. "Ich werde das Gefühl nicht los, dass du versuchst, mir was vorzumachen." Ach ne. Was hatte mich verraten? Das gefälschte Lächeln?

"Ich will einfach gerade nicht über den Führerschein reden." Erwiderte ich, woraufhin sie lächelte. "Siehst du, geht doch. Du hättest mir einfach diese Antwort geben können und ich wäre zufrieden gewesen." "Die meisten sind es nicht." Murmelte ich. "Wieso?" "Weil sie ihre alten Nasen in alles reinstecken müssen." "Oder weil sie vielleicht einfach nur an dir interessiert sind." Erwiderte Rae, bevor sie aufseufzte. "Egal, was dich gerade wieder in deine negative Phase geritten hat, du musst da wieder raus. Sonst kann es auf Dauer echt düster für dich mit deiner Schwarzmalerei werden."

Und damit war sie eiligen Schrittes auch schon verschwunden, allerdings nicht, ohne mir einen vielsagenden Blick zuzuwerfen und sich die Sanitäterjacke, die sie um ihre Taille gebunden hatte, anzuziehen. "Corocas." Las ich leise die Schrift auf ihrem Rücken vor, bevor ich ihren, vermutlich vollständigen Namen aussprach: "Raelyn Corocas." Hatte einen netten Klang. Genau wie ihre Stimme. Warte, was?

***

"Wieso tragen die eine riesige Schachtel mit roten Mini-Mützchen mit sich rum?" Ich warf Madelyn daraufhin nur ein amüsiertes Grinsen zu. "Was ist?" "Weißt du nicht was morgen ist?" Sie hob eine Augenbraue. "Nein...?" Ich hatte genauso Schwierigkeiten, meinen Mund in der Form einer Linie zu behalten, wie ich auch Schwierigkeiten hatte, ihrer Unwissenheit Glauben zu schenken. Ernsthaft? Ein Mädchen, das aus einem offenbar streng katholischen Elternhaus kam, wusste nicht, was morgen anstand?

Dezemberwind (GirlxGirl)Where stories live. Discover now