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"Was ist los Binnie?" Besorgt schaute Chan, der mir gegen über saß, an.
Ich schaute hoch, aber die Worte blieben mir im Hals stecken. Ich brachte nur "ich geh kurz frische Luft schnappen" raus und hetzte aus der Küche. Ich schnappte mir eine Jacke und lief aus den Dorm.

Draußen angekommen atmete ich tief ein, das Adrenalin Schoß mir noch durch den Körper. 'Er weiß nichts. Er kann sich nicht erinnern.' Ermahnten ich mich immer wieder, doch mein Kopf bekam Panik.

"Fuuck" schrie so laut dass es in der Straße wieder hallte und raufte meine Haare. Und mal wieder fing ich an zu weinen, meine Tränen brannten auf meiner Wange wie Säure. Ich wollte nicht weinen, auch weil meine Augen schon so trocken waren, dass es weh tut. Doch er trieb mich immer wieder dazu, ich hasse es ihn zu lieben.

Nach einer Weile entschied ich mich wieder rein zu gehen, ich wollte mich leise zu meinem Bett schleichen, doch ich wurde aufgehalten. Von Felix.

Sofort wurde ich Kreide Bleich und mein Puls stieg. Er hielt mich an einer Schulter fest und drehte mich um. "Hey, was ist los? Geht's dir nicht gut? Du sahst vorhin so aus als ob du dich übergeben musst." Sagte er und nahm mich in den Arm. Mir fiel ein Stein vom Herzen, er denk ich sei Krank. Nichts weiter.

"Ja, mir war ein wenig übel." Er drückte sich leicht von mir weg, nur um mich besorgt anzuschauen. "Willst du dich ein wenig hinlegen?" Ich schüttelte den Kopf, lieber nicht, sonst verhätschelt er mich noch. "Dann lass uns Spazieren gehen." Ohne widersprechen zu können zog er mich raus, an die frische Luft. Er hatte sich bei mir eingehakt und wir liefen durch die Straßen ohne bestimmtes Ziel. Dabei schaute er immer wieder besorgt zu mir, als würde ich jeden Moment in Ohnmacht fallen. Ich lachte leise "man Felix, ich sterbe schon nicht. Mir gehst schon wieder besser." Er lächelte mich an "gut."

Wir schlenderten einige Meter weiter. "Ich wollte eh mal mit dir reden."

Sofort wurde mir wieder kotz übel und tausende Gedanken schossen durch mein Kopf. Meine Hand ballte sich zu einer Faust und meine Fingernägel borten sich in mein Fleisch. "Worüber denn?" Versuchte ich mit möglichst normaler Stimme zu sagen, doch erfolglos. Sie war brüchig und verriet meine Angst.

Felix schaute verwirrt zur Seite, doch wurde sofort wieder Tod Ernst. "Ich weiß es."

Mein Herz stoppte und ich hatte das Gefühl mich von der nächsten Klippe stürzen zu wollen. Doch plötzlich fing er laut an zu lachen. "Dein Blick ist unbezahlbar. Das war ein Spaß Changbin! Ich will einfach nur so reden."

"Hä?"

Felix musste nur noch lauter lachen und langsam realisiert ich. Ich war sicher, er wusste nichts. Es trieb mir ein Grinsen ins Gesicht, was sich zum Lachen verwandelte. Ich fand nicht lustig was er gemacht hatte, es war ein lachen der Erleichterung.

Wir gingen noch einige Meter weiter, bis wir im Park an einer Bank ankamen. Die Sonne strahlte durch die Baumkronen und scheinte uns ins Gesicht, während wir auf einer Bank saßen. Ich schloss die Augen und genoss die Wärme.

"Ich brauch einfach jemanden zum reden" fing Felix plötzlich an. "Ich dachte du kannst mir helfen." Er schaute mich dabei nicht an, sein Blick war auf den Boden geheftet. Ich versuchte mich immer noch von meinem Schock von eben zu erholen, aber das war alles vergessen als er sein Blick hebte und mich mit Tränen in den Augen anschaute. "Binnie, ich hab Heimweh." Sagte er mit einer so Trauer erfüllten Stimme das es einen das Herz zerreißt. Erst wusste ich nicht wie ich darauf antworten sollte, doch dann entschied ich mich ihn einfach in den Arm zu nehmen. So saßen wir eine Weile, er weinte sich bei mir aus und ich Strich ihn über den Rücken. Ich fing an eine Melodie zu summen, die meine Mutter mir früher immer beim einschlafen vorgesungen hat. "Weißt du," begann ich "manchmal überlege ich einfach alles hin zu schmeißen und nach Hause zu gehen. Einfach zurück ins normale Leben, aber dann fällt mir ein das da dann viele wären die traurig sind. Meine zweite Familie, nämlich du und die anderen Jungs. Immer wenn ich traurig bin, bin ich gleichzeitig froh zu wissen das da jemand ist der mich in die Arme schließen würde und mich so lange drückt bis ich keine Luft mehr bekomme. Es ersetzt nicht die Blutsfamilie, aber es kommt verdammt nah dran." Ich drückte ihn sanft weg von mir und schaute ihn in die Augen. "Aber... wenn du nicht mehr kannst und die Trauer zu groß wird... kannst du sie doch besuchen." Mir war mulmig dabei das zu sagen, denn eigentlich wollte ich nicht dass er so weit weg von mir ist. Allein der Gedanke macht mich traurig.
Mittlerweile hatte er aufgehört zu weinen und lächelte, was mein Herz zum schmelzen brachte. "Danke, mir geht es schon besser." Ich zog ihn noch einmal an mich, um ihn ganz fest zu drücken.

"Für dich immer."

it's okay not to be okay || changlixWhere stories live. Discover now