*Kapitel 56 (191) Pärchenunterschiede

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Dienstagvormittag, 3.1
Am Rand des Dorfes
Hinter dem dunkelroten Hummer


Pärchenunterschiede

Sein amerikanischer Bruder fuhr sicher und mit aller Ruhe Richtung Stadt. Roben fuhr generell so gut, dass man komplett vergessen konnte, dass er eigentlich nie den Führerschein gemacht hatte.

Benjamin saß wie immer am Beifahrersitz und vermutlich unterhielten sie sich über schöne Dinge, über etwas das Freude bereitete.

Im Gegensatz zu...

"Du verstehst das nicht!", keifte Cevin etwas verzweifelt.

Nikolaij schielte kurz zu ihm: "Ich verstehe wohl!", entgegnete er ruhig.

Cevin mahlte mit dem Kiefer. Nikolaij wusste genau, dass es seinen Freund reizte, wenn er kühl und ruhig blieb, während es ihn doch sichtlich aufregte.

"Cevin...", setzte er traurig an, "Ich weiß, dass du dir das für mich wünscht, aber bitte verstehe meine Sicht der Dinge auch. Ich kann das einfach nicht."

"Wieso nicht?", fragte Cevin traurig, dass seine Stimme fast brach stach in Nikolaijs Herz.

Nikolaij zog einen Schmollmund, weil es ihm wirklich leid tat, dass sie momentan so oft dasselbe Thema hatten, weil es einfach allgegenwärtig zu sein schien. Dabei war es das gar nicht. Sie machten sich den Stress selber, gemeinsam.

Allerdings war er auch etwas beleidigt, weil sein Freund diese Frage tatsächlich stellen musste.

"Weil ich nicht ohne dich nach Russland ziehen werde, nur um zum Bolschoi Ballett zu gehen", erklärte er einmal mehr gekränkt, "Oder willst du mich aus irgendeinem Grund loswerden?"

Sie hielten bei einer Ampel, also sah Nikolaij zu Cevin, der ihn daraufhin geschockt ansah.

"Nein!", protestierte er, "Du weißt genau wie viel Angst ich habe dich zu verlieren!"

"Dann hör auf mich wegschicken zu wollen!"

"Aber es ist dein Traum!"

"Was, wenn mir was passiert?", wendete Nikolaij das Blatt, "Außerdem waren wir noch gar nicht dort, wir fliegen erst übermorgen. Vielleicht gefällt es mir gar nicht. Vielleicht mag ich die Menschen nicht. Und ganz sicher will ich nicht ohne dich in einer mir fremden Stadt leben!"

"Es ist Moskau!"

"Dennoch fremd. Ich kenne nur Sankt Petersburg. Ich war nur einmal zuvor in Moskau, wegen einem Schulausflug..."

"Zum Bolschoi Ballett!", fügte Cevin an.

"Ja, das stimmt und es war auch sehr schön. Aber damals war ich zehn. Das war vor acht Jahren. Vielleicht sehe ich das heute in einem ganz anderem Licht."

Der Wagen hinter Nikolaij hupte und machte ihn darauf aufmerksam, dass die Ampel grün war.

Nikolaij fuhr wieder an und holte zu Roben auf, der extra langsam weitergefahren war.

Als Cevin nur aus dem Fenster sah, fügte Nikolaij an: "Außerdem würde es mich verrückt machen, dich hier alleine zu wissen. Du weißt ganz genau wie schnell ich eifersüchtig werde. Noch dazu sind die Arschlöcher vom Heim hier und ich werde dich sicherlich nicht zurücklassen."

"Ich wäre ja nicht ganz alleine", sagte Cevin. Was Nikolaij einen erneuten Stich ins Herz versetzte.

Nikolaij signalisierte Roben mit seiner Warnblinkanlage, dass er rechts ranfahren würde. Roben reagierte sofort, als hätte er sie beim Fahren schon die ganze Zeit im Rückspiegel beobachtet, was wahrscheinlich auch so war, blinkte rechts und fuhr auf den Seitenstreifen. Dort parkte er.

Russisches Ballett [BoyxBoy] Band IIDonde viven las historias. Descúbrelo ahora