17. Kapitel

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P. o. V. Bella

Langsam erwachte ich aus meinem tiefen Schlaf, etwas verwirrt und fragte mich, seit wann mein Bett einen blütenweißen Bezug hatte und sich so rein und trotzdem weich anfühlte... Nicht, dass es sonst ungemütlich war, es war einfach... anders.
Als ich meine Augen dann ganz öffnete, kam dämmernd, kriechend, schleichend die ganze Erinnerung an den gestrigen Tag zurück und ich erstarrte mitten in der Bewegung in Marius' Bett liegend.

"Ich habe mit ihm geschlafen...Ich habe es wirklich getan..", hauchte ich fassungslos, wie zu mir selber. Ich sah mich um, von meinem Boss keine Spur. Ob ich das gut oder schlecht finden sollte, wusste ich noch nicht recht.
Das Bett mit der noch unordentlichen, von unserer gestrigen Aktivität zeugenden Bettdecke war bis auf meine Wenigkeit leer, und er befand sich auch sonst nirgendwo in dem Schlafzimmer. Ich wickelte mich aus der Decke und sofort kam mir siedend heiß ins Gedächtnis, dass ich ja nichts trug. Mein Kleid lag unten, im Wohnzimmer, und nur in einer Unterhose rumzulaufen war mehr als suboptimal, wie ich in diesem Moment empfand.
Ich überlegte fieberhaft, was ich tun könnte, als mir ein Kleiderbündel auf einer Kommode ins Auge sprang. Ich stand auf aus dem Bett, mit den Augen nach meiner Unterhose suchend und tapste zu dem Möbel, wo ich nun auch das sich auf dem Stapel befindliche Post-it-Zettelchen fand. "Ist wahrscheinlich zu groß, aber besser als nichts, oder? ;) -M", murmelte ich das in recht ordentlicher Schrift verfasste Geschreibsel mit und ein Lächeln gefolgt von etwas Röte schlich sich auf mein Gesicht. Ich inspizierte den Kleiderhaufen und Sekunden später war ich in ein mir einige Größen zu großes T-Shirt geschlüpft, was als Longsleeve locker durchging. Ich presste den Stoff an meine Nase und sog begierig den Duft des Blonden ein, der mir auf der einen Seite ein vor Aufregung klopfendes Herz bescherte, andererseits aber auch Geborgenheit und ein wohliges Gefühl vermittelte.
Ich fühlte mich an sich nun recht gut, nur, dass ich keinen BH besaß, bereitete mir leichtes Unwohlbefinden, aber daran konnte ich nichts ändern. Schnell fischte ich den Slip vom Boden auf und streifte ihn hastig über. Mit fahrigen Bewegungen richtete ich meine Haare einigermaßen her und verließ das Zimmer, zunächst unsicher, wohin ich jetzt gehen sollte.

Doch mit dem Erblicken der Treppe kamen die Erinnerungen an den Weg und an die gestrigen Ereignisse zurück, und noch einmal überwältigt von dem intensiven Kopfkino stieg ich die Stufen hinab. Meine Füße hinterließen leise Tapser, als ich über den Marmorboden schlich, der aber, wahrscheinlich durch eine Fußbodenheizung, angenehm warm war und ich mir somit keine Sorgen um eine Blasenentzündung machen musste. Je näher ich der Küche kam, desto nervöser wurde ich und mein Magen verdrehte sich zu einem Knäuel, die Aufregung ließ einen Schwall Übelkeit in mir aufsteigen, obwohl ich seit gestern Mittag nichts mehr Ordentliches zu mir genommen hatte. Kalorientechnisch musste der Alkohol gereicht haben, ich würde jetzt wahrscheinlich keinen Bissen herunterbekommen. Aber das musste ich hoffentlich auch nicht, eigentlich war mein Plan, so schnell als möglich, heimlich, still und leise zu verschwinden.

Vorsichtig drückte ich die Klinke zur Küche herunter, um kein lautes Geräusch zu erzeugen und erblickte einen oberkörperfreien Marius, der anscheinend irgendein Training absolviert hatte, sich gerade irgendein undefinierbares Pulver in einen Shaker kippte und diesen zuschraubte. Ich hatte schon die Hoffnung, dass er mich nicht bemerkt hatte, aber statt zu schütteln und seinen Post-workout-Shake fertig zuzubereiten, wandte er sich zur Tür und damit zu mir. Er grinste und lehnte sich, mit dem Rücken an die Küchentheke.

Mit dieser Pose hätte er ein Mega-Poster in der Bravo bekommen, wäre er eine Person des öffentlichen Lebens mit Relevanz für so eine Boullevardscheiße wie die Bravo. Mir blieb kurz die Luft weg und einen Augenblick blieb ich bewegungslos stehen, ehe ich mit einem leisen Räuspern ganz eintrat.

Sein Blick blieb an mir hängen und das machomäßiges Grinsen verfestigte sich auf seinen perfekten Zügen. "Guten Morgen, Bella. Auch schon wach. Du hast anscheinend meine Nachricht gelesen", er deutete mit dem Kinn auf mein, nein, sein Shirt, "obwohl du ohne das T-Shirt wahrscheinlich einen ausgezeichneten Anblick abgegeben hättest. Also, nicht, dass du das jetzt nicht tust, aber... Du verstehst schon." Er biss sich kurz und lasziv auf die Unterlippe und sein Grinsen rutschte ins offen Anzügliche. Ich hingegen errötete erneut und wäre am liebsten im Boden versunken, da ich mit dieser geballten Sexyness nicht klarkam. "Danke...Äh, dir auch einen guten Morgen." Ich zwang mich zu einem unsicheren Lächeln, welches er jedoch gekonnt überging. Kurz überlegte ich, um die Stimmung zu lockern, ihn nach seinem Training zu fragen, aber ich wagte es dann doch nicht.

Er drehte sich um und griff nach dem Shaker, um das Getränk fertig zuzubereiten. "Darf ich dir einen Kaffee anbieten? Ich glaube nicht, dass du einen Proteinshake möchtest. Ich bin ein schlechter Gastgeber, aber ich wollte dir nicht einfach auf Teufel-komm-raus irgendetwas kochen." Ich musste etwas lächeln. "Ach, nein, im Gegenteil. Zu Kaffee sage ich nicht nein. Aber hungrig bin ich sowieso nicht. Vielleicht zuerst ein Glas Wasser...", antwortete ich ihm und stützte mich mit den Unterarmen auf die Kücheninsel, während er an der Arbeitsfläche an der Wand die Kaffeemaschine bediente. "Was für ein Kaffee darf es denn sein, die Dame?" Mit einer ironisch gemeinten galanten Handbewegung drehte er sich wieder zu mir. Ich erwiderte nun das Lächeln. "Was, ich hab Auswahl? Ich bin Filterkaffee gewöhnt, das ist ja Luxus", schmunzelte ich. "Aber wenn ich schon wählen kann, dann einen verlängerten doppelten Espresso. Schwarz." Er hob grinsend eine Augenbraue. "Schwarz? Du überraschst mich." Ich grinste nun, während er sich wieder der Kaffeemaschine zuwandte, antwortete ich spitzzüngig: "Wieso das denn? Nur weil ich eine Frau bin, heißt das nicht, dass ich automatisch nur Latte Macchiati trinke."  Mit einem leisen Lachen wandte er sich mir erneut zu, reichte mir ein Glas Wasser und deutete auf den Tisch. "Du musst nicht stehen, übrigens. Aber das wäre dann auch Klasse Latte Macchiato, oder?" Ich schaffte es nicht, mein Lachen ganz zu unterdrücken und nickte gespielt ernst. "Außerdem hat das hier doch was. Fehlt nur noch eine Zigarette", scherzte ich und auch Marius grinste, ehe er mir eine Tasse mit dampfendem, schwarzen Kaffee zuschob. Es entstand eine kurze Pause des Schweigens und während ich auf die dunkle Oberfläche starrte, spürte ich seinen Blick auf mir.

 Ich wandte meinen Blick noch mehr ab und meinen Händen zu, kontrollierte meine Fingernägel auf Risse und weiße Flecken.. Wieso gab es die noch einmal, was hatten sie zu bedeuten? Kalziummangel? Magnesiummangel? Zinkmangel? Vitaminmangel? Wahrscheinlich alles, oder etwas ganz Anderes.... Ich schreckte aus meinen Überlegungen hoch, als der Blonde sich von der Arbeitsfläche abstieß und an der langen Kante stehen blieb, mir an der kurzen Seite der Insel näher gekommen. Ich nutzte die Dynamik der Situation, hob die Tasse an die Lippen und nahm einen ersten Testschluck. "Und?", kam fast postwendend die Frage von dem Blonden. Ich blickte ihn an und hob anerkennend die Augenbrauen. "Echt gut", stellte ich fest. Er grinste. "Du hast Geschmack." Ich verzog meinen Mund zu einem unsicheren Grinsen: "Ach, hab ich das?" "Musst du ja wohl. Du warst mit mir im Bett und es scheint dir gefallen zu haben, das heißt, du hast Geschmack." Er grinste herausfordernd und genoss die Kunstpause, in der ich sprachlos - wie so oft - nichts zu erwidern wusste. "Ich stelle hier einfach Behauptungen auf. Es hat dir doch gefallen, oder? Korrigiere mich bitte, wenn nicht." Sein Grinsen wurde breiter und meine Wangen ihrer Temperatur nach zu urteilen wahrscheinlich wieder rot. Schweigen. "Ich werte dein Schweigen einfach als ja", resümierte er feixend, öffnete den Becher und nahm einen Schluck von seinem Shake.

Schweigend tranken wir beide etwas, ehe er erneut die Stille unterbrach: "Hast du eigentlich gut geschlafen?" Ich nickte. "Gemütliches Bett", antwortete ich. "Ist natürlich jetzt die Frage, ob du in Zukunft da noch mal drin aufwachen willst", gab er zurück mit einer Mischung aus Spaß und Ernsthaftigkeit im Blick, die ich nicht recht zu deuten wusste, weswegen ich mit einem verschämten Lächeln wieder auf den Kaffee starrte.

 "Aber Spaß beiseite: Wir müssen reden."




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ich würde mich über votes und kommentare so freuen;( wenn man nur sieht, dass eine gewisse Anzahl stummer Leser hier dabei ist, fühlt man sich noch demotivierter;-; ich weiß, wenn man das liest, denkt man sich immer: Erster Eindruck: Likegeile Oberzicke! aber hier steckt so verdammt viel Herzblut drin, ich schreibe seit Juni letztes Jahres hier dran und es ist mein persönliches Masterpiece. Deswegen: Ich nehme mir immer die Sekunde und verteile an Büchern Sterne, einfach weil ich weiß, wie sehr sich die Autoren freuen!^°^In diesem Sinne, einen angenehmen Abend noch.

Fifty Shades of Ley {Marley FF} |✏️Where stories live. Discover now