106. Kapitel

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P. o. V. Bella

Ich stapfte lustlos die Treppen zu meiner Wohnung hoch, spürte das Ziepen zwischen meinen Beinen und mein Rock rieb unangenehm auf meinem gereizten Hintern.
Marius hatte die Mittagspause heute für sportliche Betätigungen nutzen wollen und es ist allgemein bekannt, wenn er etwas will, bekommt er es.
Meine Gedanken schweiften ab zu dem Blonden, ließen Vergangenes wie kurze Filmfetzen vor meinen Augen abspielen. Dumpf, verschwommen, kurz klarer, dann verwackelt. Mein Herzschlag dröhnte in meinen Ohren und ließ die Geräusche undeutlicher werden, aber trotzdem hörte ich genau sein Keuchen, seinen Atem, das kurze Stöhnen, mit dem er sich in mich entladen hatte. Ich zuckte zusammen, meine Gedanken begannen urplötzlich zu rasen.
Wir hatten den Beginn des Novembers gerade hinter uns gelassen- und meine Periode war ausgeblieben.
Seit nun fast sechs Wochen hatte ich nicht mehr geblutet und das beunruhigte mich. Besser gesagt machte es mir Angst, wirklich Angst.
Ich verhütete zwar mit der Spirale, aber es gibt immer Ausnahmen, Präzedenzfälle. Irgendwer musste dem Pearl Index auch einen Sinn geben.
Das Wort 'Eileiterschwangerschaft' trieb durch meine Angstzustände, die mich gerade so gefangen hielten, dass ich kaum die Tür aufsperren konnte.
Sonst war meine Periode immer pünktlich gekommen. Immer.
Ich ließ achtlos die Tasche fallen und stürmte ins Bad. Mein Herz schlug so fest, dass mir schlecht wurde und ich mich Hals über Kopf erbrach. Schon wieder.
Irgendwie fiel mir seit Neustem das Beibehalten von Essen schwer- ich stockte, schüttelte dann den Kopf. Das war jetzt Kaffeesatzleserei. Oder nicht?
Ich zog eine Schublade auf.
Die Verpackung des Schwangerschaftstest fiel zu Boden, beinahe auch der Test selbst, so zitterte ich. "Wenn das so weitergeht, können sie dich Espenlaub nennen", murmelte ich mir selbst zu.

Die folgenden Minuten sollten die schlimmsten meines Lebens werden.
Zumindest nahm ich es im Verlauf dieser Zeitspanne an.
Dann sah ich das Ergebnis; zwei Streifen. Positiv. Mein Herzschlag setzte kurz aus, dann umso heftiger wieder ein. Erneut übergab ich mich, diesmal verließ mich nur brennende Magensäure, ich war leer. Immer wieder würgte ich, brach weinend im Bad zusammen, schrie und schlug zunächst um mich, bis ich zu erschöpft war und so lange schluchzend weinte, bis ich heiser und keine Tränen mehr übrig waren.
Nach Stunden setzte ich mich auf und rieb mir meine schmerzenden Glieder; ein Zombie starrte mir im Spiegel entgegen. Mein erbärmlicher Anblick trieb mir ein so unglückliches Lächeln ins Gesicht, dass ich Mitleid für mein eigenes Spiegelbild empfand.
Ich wollte das doch alles nicht.
Ich fuhr über meinen Bauch. Wenn ich warten würde, würde er sich exorbitant ausdehnen. Wieder wurde mir schlecht.
Noch war nichts zu sehen, zu fühlen. Ich rieb mir die schmerzenden Schläfen.
Was sollte ich jetzt tun? Zu Marius gehen, es ihm erzählen? SO einfach war das nicht, denn: War er überhaupt der Vater? Eine grauenvolle Erkenntnis. Es konnte auch David sein. Sogar Herr Tjarks kam infrage.
Dass ich mit letzterem in seiner Abwesenheit immer wieder Sex hatte, wusste Marius nicht. Der Blauhaarige ging immer weiter, wurde immer unvorsichtiger, traf mich häufiger, jedes Mal, um mich zu ficken. Und er erpresste mich weiter.
Aber trotzdem wäre das für Marius nicht so eine große Überraschung wie David. Nun gut, so konnte ich das nicht sehen, aber... Egal, wie ich es drehte und wendete, Marius würde Amok laufen. Und mich bitte zuerst erstechen, dachte ich. Und erschrak über meine Gedanken. Was war los mit mir?

Ich wollte nicht schwanger sein, ich wollte keinen der drei Männer kennen, ich wollte den Job nicht mehr und am liebsten allem entfliehen. Dem Leben, das ich hatte und das wäre wohl am einfachsten, indem ich starb. Logisch, oder?
Im Nachhinein kann ich nur mit Verwunderung bestätigen, dass ich mir kein Messer oder Seil geschnappt und mir etwas anzutun versucht hatte, war ich doch nur kurz davor gewesen.
Das Wort 'Abtreibung' kam mir in den Sinn.
In den nächsten zwei, drei Tagen durchlebte ich das Schlimmste in meinem ganzen Leben. Ich schlief nicht, aß sporadisch, und wenn, dann bekam ich Fressattacken, die trotzdem meinen Körper nicht füllten, da ich vom Weinen immer erbrechen musste.
Ich kam zum Schluss, dass ich mit dem Blonden reden würde müssen, wenn ich nicht mein ganzes Leben aufs Spiel setzen wollte.
Ich hatte schon einen Termin bei meiner Gynäkologin, ob und was ich tun würde- offen.

Fifty Shades of Ley {Marley FF} |✏️Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon